Vor knapp einem Jahr wechselte ich nach neun Jahren mit dem iPhone als Hauptgerät zu Android. Der Artikel dazu wurde viel gelesen, viel kommentiert und hat viele Reaktionen hervorgerufen. Genauso wie mein Vergleich der beiden Betriebssysteme. Inzwischen habe ich unzählige Flaggschiffe aus der Android-Welt getestet und schätzen gelernt. Etwa den wunderschönen Oled-Screen der Galaxy-Geräte von Samsung oder die geniale Kamera des Huawei P20 Pro.
Nun kehre ich zumindest vorübergehend zum iPhone X zurück. Denn am Mittwochabend kommen gleich drei neue iPhones: ein leicht verbesserter Nachfolger fürs iPhone X, der wohl iPhone Xs heisst. Eine mit 6,5-Zoll-Bildschirm deutlich grössere Plus-Version. Und ein günstiges Einsteiger-iPhone im gleichen Design, das einen 6,1-Zoll-Screen haben soll und vielleicht iPhone Xc heisst. Mehr dazu am Mittwochmorgen in der Vorschau zur Keynote und dann am Mittwochabend ab 18 Uhr im Liveticker auf Blick.ch. Die Keynote startet um 19 Uhr Schweizer Zeit.
iPhone X: Display und Gestensteuerung sind Weltklasse
Nun bin ich also wieder mit dem iPhone X in der Tasche unterwegs. Und man muss sagen: Das Smartphone, das vor einem Jahr vorgestellt wurde, hat sich in vielen Bereichen gut gehalten. Die Kamera etwa wurde dank Software-Updates laufend besser. Für Fotografen ist das iPhone ein erstklassiger Allrounder, der allerdings nichts besonders mehr bietet. Optischer Zweifach-Zoom etwa ist heute Standard.
Einmalig ist hingegen weiterhin die Gestensteuerung. Da es keinen Home-Knopf mehr gibt, bedient man das Handy mit Wischgesten. Eine App etwa schliesst man mit einem Wisch nach oben. Einfacher und schneller kann das kein Android-Hersteller, vor allem mit den traditionellen Bildschirm-Knöpfen von Android ist man deutlich langsamer unterwegs. Bei Huawei kann man zwar ähnliche Wischgesten über den Fingerabdruck-Scanner vorne machen, aber das ist nicht ganz so intuitiv. Apple hat da nach wie vor die Nase vorne.
Auch das Design und der Screen haben sich gut gehalten. Mit dem «Notch» war ja Apple Design-Pionier. Die Aussparung im Display für Selfiekamera und Sensoren haben inzwischen Dutzende von Herstellern kopiert, darunter auch grosse Namen wie Huawei, LG oder OnePlus. Nutzt man das iPhone X wieder täglich, erschrickt man zuerst über die Grösse des schwarzen Balkens. Man gewöhnt sich aber wieder daran.
Auch weil der Bildschirm sonst so gut ist. Der Oled-Screen wirkt wie gedruckt, auch nach einem Jahr gehört er immer noch zu den besten Screens auf dem Markt. Dazu kommt: Fast kein anderer Hersteller schafft es, einen rundum so dünnen Rand ums Display zu bauen. Das sieht modern aus, spart Platz und ist ideal für die Gestensteuerung. Auch beim Arbeitstempo gibts keine Abstriche, das Gerät läuft superschnell. Ebenfalls überzeugend: Apple Pay als einfacher und schneller Bezahldienst, vor allem in Kombination mit der Apple Watch genial. Nur Samsung Pay kann da was Ähnliches bieten.
Wer jetzt aber denkt, man könne ein Schnäppchen machen, der irrt sich. Denn auch die Preise haben sich gut gehalten. Das iPhone X mit 64 GB Speicher kostete vor einem Jahr 1199 Franken, heute sind es in den meisten Shops immer noch 1099 Franken. Wer gut sucht, findet im Online-Handel Angebote für rund 1000 Franken.
Das iPhone X wirkt klein und hat keine Ausdauer
Es gibt aber auch Verbesserungspotenzial. Wer vom Samsung Galaxy Note 9 mit 6,3-Zoll-Screen kommt, der findet das iPhone X auf einmal sehr klein. Vor allem in der Breite bietet der 5,8-Zoll-Screen halt nicht so viel, was man etwa bei der Tastatur merkt. Auch das mit 6,1-Zoll nicht viel grössere Huawei P20 Pro bietet gefühlt eben doch einiges mehr als Zusatznutzen auf dem Screen.
Aber dieses Manko wird Apple ja schon am Mittwoch mit einer Plus-Version des iPhone X beheben. Und auch das günstigere Einstiegsgerät dürfte in der Standard-Grösse für neue Flaggschiffe sein, also mit 6-Zoll-Bildschirm oder grösser. Und das Schöne ist, dass es für die Fans von kleinen Handys ja immer noch das sehr kompakte iPhone mit 5,8 Zoll gibt.
Ob hingegen die schwache Batterielaufzeit beim neuen iPhone besser wird, ist fraglich. Das iPhone X macht bei mir bei einem intensiven Arbeitstag mit Netflixstreaming, Internet, WhatsApp, Social Media, Fotografie und Video irgendwann am späten Nachmittag schlapp und muss geladen werden. Die Konkurrenz von Samsung und Huawei hält durch. Auch die Gesichtserkennung von Apple ist nach wie vor nur mittelgut. Mit Fingerabdruck-Scanner hat man das Handy nach wie vor schneller und unkomplizierter entsperrt.
Das BLICK-Testfazit: Ich habe Apple und Android in den letzten Jahren beide intensiv getestet. Beide Welten haben Vor- und Nachteile, sind jedoch sehr nahe beieinander. Was sich auch im Kampf um die Marktanteile zeigt, wo Apple leicht verliert, dafür laufend die Einnahmen pro verkauftem Telefon steigern kann. Darum wird es doppelt spannend, wo der iPhone-Hersteller am Mittwoch die Android-Konkurrenz wieder überholen kann und wo nicht.