Schluss mit analog und ISDN
Swisscom schaltet alte Telefonie ab

In den ersten 20 Gemeinden schaltet die Swisscom im Februar 2018 die alten Telefonleitungen ab – und ersetzt sie durch «All IP». BLICK erklärt, was Sie wissen müssen, damit Sie den Anschluss nicht verlieren.
Publiziert: 08.11.2017 um 11:53 Uhr
|
Aktualisiert: 30.09.2018 um 22:03 Uhr
Alte Analogtelefone können ab nächstem Jahr nur noch mit Router genutzt werden. Jene mit Wählscheibe und Impulswahl brauchen sogar noch einen Konverter.
Foto: Keystone
Lorenz Keller

Warum stellt die Swisscom das analoge Telefon überhaupt ab?

Zwei Gründe nennt das Unternehmen: Die 140 Jahre alte Technologie sei am Ende ihres Lebenszyklus angekommen und könne mit den Bedürfnissen vieler Kunden nicht mehr mithalten. Und die Swisscom hat sich der Digitalisierung verschrieben.

Mit digitaler Telefonie sind zusätzliche Anwendungen möglich, etwa die Filterung von Spam-Anrufen oder eine bessere Sprachqualität. Auch der Internetanschluss oder TV-Angebote basieren auf «All IP». IP bedeutet übrigens «Internet Protokoll», «All IP»-Telefonie sinngemäss Telefonie, die ganz über das Internet-Protokoll läuft. 

Muss ich wegen «All IP» meinen alten Telefonapparat wegwerfen?

Bis 2021 garantiert die Swisscom weiter die Grundversorgung – die analogen Geräte kann man weiter nutzen, aber über das digitale Netz. Dazu erhält man einen Router, also eine Internet-Box. Diese wird an den Telefonanschluss gesteckt, das Telefon dann in den Router. Hat man ein altes Gerät mit Wählscheibe, braucht es dafür einen Konverter. Übrigens: Auch das analoge Faxgerät sollte weiter funktionieren.

Die Umstellung funktioniert auch mit ISDN-Geräten, allerdings muss die gesamte ISDN-Anlage umgestellt werden, und man bekommt einen anderen Router. Wichtig zu wissen: Sobald man mehr als den normalen Telefonanschluss will, also etwa Internet oder TV, muss das ISDN-Telefon ersetzt werden. Wenn man einen Swisscom-Router nutzt.

Allerdings kann man neu auch Router von anderen Anbietern einsetzen, zum Beispiel die Fritzbox. Den Fritzbox-Router gibts auch mit mit ISDN-Ausgang für die alten ISDN-Telefone, das funktioniert dann in jedem Fall.

Wer ist von «All IP» betroffen?

Jeder Telefonanschluss in der Schweiz. Allerdings sind schon über 80 Prozent auf «All IP» umgestellt, das sind rund 1,9 Millionen. Noch rund 470’000 Anschlüsse müssen umgestellt werden, darunter sind primär Geschäftskunden und Kunden, die nur einen Telefonanschluss haben. Das sind laut Swisscom vor allem ältere Kunden über 70.

Wer heute ein Kombiprodukt nutzt, also Telefon und Internet/TV, der nutzt schon die die digitale Technik. Übrigens: Bei Sunrise ist die Umstellung kein grosses Thema, da seit mehreren Jahren nur noch IP-Produkte verkauft werden. Die wenigen Kunden mit analogen Anschlüssen werden persönlich informiert.

Allerdings gibt es rund 40’000 Kunden, die sogenannte «Preselection» nutzen. Den Anschluss haben sie bei der Swisscom, der Telefonanbieter ist ein anderer. Diesen Dienst gibts ab Ende Jahr nicht mehr. Man muss sich für einen Anbieter entscheiden.

Wann werde ich auf «All IP» umgestellt?

Im Februar 2018 setzt die Swisscom in 20 Gemeinden ganz auf digitale Technologie, unter anderem im Zürcher Oberland, zwei Zürcher Stadtkreisen, rund um Aarberg BE und rund um Nyon VD. Danach folgen die Grossregionen Solothurn/Biel/Jura, Balsthal/Olten/Gebiete im Aargau/Oberaargau, Schaffhausen/Winterthur/Frauenfeld und Rapperswil-Jona/Glarus. Die weiteren Gebiete sind noch in Planung, es wird jeweils sechs Monate im Voraus informiert.

Was kostet mich «All IP»?

Die Umstellung ist gratis. Auch der Router kostet nichts. Kosten fallen je nachdem an, wenn man ein neues Telefon benötigt oder den Router nicht selber installieren kann. Aber gerade bei den langjährigen, älteren Kunden verspricht Swisscom einen kostenlosen Vorort-Service.

Achtung: Teurer wird es, wenn man Alarmanlagen, Lift-Notrufe, Modemanwendungen oder ganze Immobilien umstellen muss. Glück hat, wer seine Lifttelefon-Anlage bei der Sunrise hat. Sie betreibt den analogen Service weiter bis 2021.

Warum habe ich noch nichts von der Swisscom gehört?

Jene Kunden, die noch nicht auf «ALL IP» umgestellt haben, werden schrittweise informiert. Natürlich zuerst alle Kunden in den Regionen, in denen das analoge Telefon zuerst abgeschaltet wird. Swisscom verspricht eine mehrfache, persönliche Kontaktaufnahme mit jedem Kunden. Zuerst Informationen per Post, dann Anrufe aufs Telefon, dann einen eingeschriebenen Brief und weitere Kontaktversuche per Telefon.

Alle Betroffenen sollten also direkt von der Swisscom hören. Man kann aber jederzeit auch selber anrufen oder in einem Shop vorbeigehen und die Umstellung aufgleisen. Das Unternehmen geht übrigens davon aus, dass fast alle Kunden durch den vierstufigen Prozess erreicht werden.

Was passiert, wenn ich nicht umstellen will?

Sobald die Region an der Reihe ist, erhalten die restlichen Kunden einen Router zugeschickt und die Informationen zur Umstellung. Danach wird an einem bestimmten Tag die analoge Leitung abgeschaltet. Danach wird auch die analoge Infrastruktur in den Telefonzentralen zurückgebaut. Wer den Router nicht installiert, hat keinen Anschluss mehr.

Mit den SAC-Hütten und dem Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verband (SAV) ist die Swisscom übrigens eine Partnerschaft eingegangen, um den Anschluss von abgelegenen Gebäuden weiter zu gewährleisten. 

Alle Infos zur Umstellung gibts bei Swisscom auf dieser Webseite oder über die Gratis-Hotline 0800 882 002.

Externe Inhalte
Möchtest du diesen ergänzenden Inhalt (Tweet, Instagram etc.) sehen? Falls du damit einverstanden bist, dass Cookies gesetzt und dadurch Daten an externe Anbieter übermittelt werden, kannst du alle Cookies zulassen und externe Inhalte direkt anzeigen lassen.
Fehler gefunden? Jetzt melden
Was sagst du dazu?