Rettungskräfte begrüssen den Notfall-Knopf am Handy
«Lieber zu viel als zu wenig alarmieren»

Erschreckende Zahlen: Laut einer Umfrage von Comparis wissen zwei Drittel der Schweizer nicht, wie sie im Notfall mit dem Handy schnell Hilfe holen können. BLICK gibt die Anleitung.
Publiziert: 28.06.2019 um 13:26 Uhr
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Aktualisiert: 28.06.2019 um 13:50 Uhr
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Die Feuerwehr Biel bei einem Übungseinsatz: Die Rettungskräfte im Notfall schnell alarmieren, ist entscheidend.
Foto: Keystone
Lorenz Keller

Eigentlich kann man ganz einfach mit dem Smartphone einen Notruf absetzen. Indem man etwa beim iPhone fünf Mal ganz schnell auf den Ein-/Aus-Knopf drückt (siehe Anleitung ganz unten).

Doch laut einer repräsentativen Umfrage von Comparis.ch wissen das 68 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer nicht. Auch den Notfall-Pass mit nützlichen Informationen zum Handy-Besitzer, Notfall-Kontakten und medizinischen Angaben wie Allergien oder Blutgruppe nutzen viele nicht.

Doch wie sehen die Rettungskräfte selber die neuen technischen Möglichkeiten? Positiv – aber durchaus differenziert, wie eine Anfrage von BLICK zeigt.

«Im Grundsatz gilt: Lieber einmal zu viel als zu wenig alarmieren», sagt etwa Ivo Bähni, Sprecher von Schutz & Rettung der Stadt Zürich. Und Christoph Gnägi von der Kantonspolizei Bern sagt: «Je schneller eine Notrufmeldung erfolgt, desto besser.» Wichtig ist also, dass der Notruf schnell gewählt wird – mit der Nummer, die vorhanden oder bekannt ist.

Wer genaue Notruf-Nummer kennt, soll diese wählen

Die europäische Notrufnummer 112, die auch von den Handy-Notrufen automatisch gewählt wird, kommt übrigens in der Schweiz flächendeckend bei der Polizei an, also auf der Nummer 117.

Wer die Schweizer Notruf-Nummern kennt, kann aber auch diese direkt wählen, also 144 für Sanität, 118 für Feuerwehr und 117 für Polizei. Auch dadurch kann man Zeit sparen. «Der Hilfesuchende entscheidet selbst, welche Hilfe er braucht und erreicht umgehend die richtige Fachperson», sagt Ivo Bähni von Schutz & Rettung.

Würden zum Beispiel bei einem Unwetter alle mit überfluteten Kellern die 112 wählen und gleichzeitig auch jemand mit einem Herzinfarkt, dann droht beim medizinischen Notfall eine Zeitverzögerung. Schutz & Rettung rät daher, wenn möglich immer direkt die richtigen Einsatzkräfte zu alarmieren, in dem Fall also die 118 für die überfluteten Keller und die 144 für den Herzinfarkt.

«Auch wenn eine andere Notfallnummer gewählt wird, stehen die Notrufzentralen in engem Austausch, koordinieren Einsätze und verbinden den Hilfesuchen ans richtige Ort», sagt Ivo Bähni von Schutz & Rettung.

Je nach Kanton landen die Anrufe sowieso in derselben Zentrale. Etwa in Bern, wo 117, 118 und 112 in einer der vier regionalen Einsatzzentralen der Kantonspolizei abgenommen werden. Nur in der Stadt Bern selber erreicht man mit der 118 die Feuerwehr direkt.

Keine Fehlalarme wegen automatischem Handy-Notruf

Man muss sich übrigens auch keine Sorgen machen, dass schon jemand anderes die Rettungskräfte alarmiert hat. «Wir begrüssen es, wenn Menschen mehrfach den Notruf wählen», heisst es bei Schutz & Rettung der Stadt Zürich.

Gab es schon Probleme mit dem dem automatischen Handy-Notruf? «Bis anhin nicht», sagt der Mediensprecher. Es gab also keine technischen Fehlalarme, allerdings werde die Funktion auch erst selten genutzt.

Auch den Notfallpass auf dem Handy finden die Fachleute eine gute Idee. «Es ist in jedem Fall zu begrüssen, dass die Hilfesuchenden unsere Rettungskräfte über wichtige Gegebenheiten oder Vorerkrankungen informieren», sagt Ivo Bähni. Allerdings sei es sinnvoll, wichtige Informationen etwa über Allergien auch in Papierform bei sich zu tragen.

Personen orten mit einem SMS

Für die Rettung von Personen setzt Schutz & Rettung der Stadt Zürich übrigens auch auf moderne Technik. So wird zur Ortung Betroffenen ein Link via SMS geschickt. Diese können damit automatisch und Datenschutz-konform ihren Standort mitteilen – wenn das Handy eine Internetverbindung hat und die Ortung auf dem Gerät freigegeben ist.

In Zukunft dürften neue Standards für noch mehr Sicherheit sorgen. Etwa eCall bei Autos und Advanced Mobile Location bei Smartphones. Beide übermitteln beim Wahl einer kompatiblen Notrufnummer automatisch per SMS oder übers Internet die Positionsdaten – und das sicher, zuverlässig und nach einheitlichen Standards. Beide Dienste sind aber in der Schweiz noch nicht in Betrieb. «Es laufen aber diesbezügliche Bestrebungen in Zusammenarbeit mit dem Bundesamt für Kommunikation», sagt Christoph Gnägi von der Kantonspolizei Bern.

So nutzen Sie Notruf und Notfall-Pass

iPhone

Notfallpass:

  • Health App suchen
  • Ganz unten rechts Reiter «Notfallpass» auswählen
  • Infos ausfüllen, Notfallkontakte angeben und «Im Sperrzustand zeigen» auswählen.

Notruf ohne Entsperren:

  • Im Menü «Einstellungen» den Punkt «Notruf SOS» suchen und dort «Mit Seitentaste anrufen» aktivieren.
  • Aufruf im Notfall: Fünf Mal Ein/Aus-Taste drücken.

Huawei (etwa P30 Pro)

Notfallpass:

  • In den Einstellungen unter «Sicherheit und Datenschutz» Menüpunkt «Notfall-SOS» anwählen.
  • Auf «Notfallinformationen» klicken und dort Infos ausfüllen. Zusätzlich Notfallkontakte angeben.

Notruf ohne Entsperren:

  • Keine Einstellung nötig.
  • Aufruf im Notfall: Fünf Mal Ein/Aus-Taste drücken.

Samsung (etwa Galaxy S10)

Notfallpass:

  • In den Kontakten eigenen Kontakt ganz oben auswählen.
  • Ganz unten den Bereich «Medizinische Notfallinformationen» suchen.
  • Hier medizinische Daten sowie Notfallkontakte eingeben.

Notruf ohne Entsperren:

  • In den Einstellungen auf «Erweiterte Funktionen», dort auf «SOS-Nachricht senden».
  • Kontakte eingeben sowie auswählen, ob man auch gleich Bilder der Kameras und eine Audioaufnahme anhängen will.
  • SOS-Nachricht im Notfall schicken: Drei Mal Ein/Aus-Taste drücken.

Andere Android-Telefone

  • Bei jedem Telefon und jeder Version kann es etwas anders sein.
  • Am besten sucht man in den Einstellungen unter «SOS», «Notfall» oder «Notruf».

iPhone

Notfallpass:

  • Health App suchen
  • Ganz unten rechts Reiter «Notfallpass» auswählen
  • Infos ausfüllen, Notfallkontakte angeben und «Im Sperrzustand zeigen» auswählen.

Notruf ohne Entsperren:

  • Im Menü «Einstellungen» den Punkt «Notruf SOS» suchen und dort «Mit Seitentaste anrufen» aktivieren.
  • Aufruf im Notfall: Fünf Mal Ein/Aus-Taste drücken.

Huawei (etwa P30 Pro)

Notfallpass:

  • In den Einstellungen unter «Sicherheit und Datenschutz» Menüpunkt «Notfall-SOS» anwählen.
  • Auf «Notfallinformationen» klicken und dort Infos ausfüllen. Zusätzlich Notfallkontakte angeben.

Notruf ohne Entsperren:

  • Keine Einstellung nötig.
  • Aufruf im Notfall: Fünf Mal Ein/Aus-Taste drücken.

Samsung (etwa Galaxy S10)

Notfallpass:

  • In den Kontakten eigenen Kontakt ganz oben auswählen.
  • Ganz unten den Bereich «Medizinische Notfallinformationen» suchen.
  • Hier medizinische Daten sowie Notfallkontakte eingeben.

Notruf ohne Entsperren:

  • In den Einstellungen auf «Erweiterte Funktionen», dort auf «SOS-Nachricht senden».
  • Kontakte eingeben sowie auswählen, ob man auch gleich Bilder der Kameras und eine Audioaufnahme anhängen will.
  • SOS-Nachricht im Notfall schicken: Drei Mal Ein/Aus-Taste drücken.

Andere Android-Telefone

  • Bei jedem Telefon und jeder Version kann es etwas anders sein.
  • Am besten sucht man in den Einstellungen unter «SOS», «Notfall» oder «Notruf».
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