Professor Vetterli erklärt
Was ist Mining und was hat das mit Bitcoin zu tun?

Martin Vetterli ist Präsident der EPFL in Lausanne und führender Experte für Digitalisierung. Jede Woche erklärt er Begriffe aus der digitalen Welt.
Publiziert: 25.03.2018 um 14:05 Uhr
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Aktualisiert: 12.09.2018 um 14:54 Uhr
Martin Vetterli
Martin VetterliPräsident der EPFL Lausanne
Ein Bitcoin-Miner in der Sechuan-Provinz in China. Das Fördern der digitalen Währung braucht gleich viel Energie wie Neuseeland.
Foto: LIU XINGZHE/CHINAFILE

Edelmetalle sind wertvoll, weil sie besonders selten sind. Gold, Silber oder Platin. Aber auch bei anderen Metallen kann es sein, dass sie, selbst wenn sie reichlich ­vorhanden sind, nur sehr schwer in reiner Form isoliert werden können, was sie ebenfalls wertvoll macht. Dies war früher bei Aluminium der Fall, einem der auf der Erde am häufigsten vertretenen Elemente, das aber nie in Reinform zu finden ist. Tatsächlich war es bis zum Ende des 19. Jahrhunderts so kostspielig, reines Aluminium abzubauen, dass sein Preis doppelt so hoch lag wie der von Gold! 1886 wurde eine viel günstigere Methode zur Gewinnung des Metalls gefunden, und von einem Tag auf den anderen wurde Aluminium extrem billig. So billig, dass wir heute all unsere Essensreste in Alufolie einpacken.

Bitcoin Miner schürfen Geld

Interessanterweise hat der Begriff «Mining» – Schürfen – im heutigen Bitcoin-Zeitalter eine ganz neue Definition erhalten. Tatsächlich bauen Bitcoin-Miner keine wertvollen Materialien aus dem Boden ab. Es sind Computer, welche jede Trans­aktion eines Bitcoins unabhängig validieren. Wie Sie sich vielleicht aus einer früheren Kolumne erinnern können, ist ein Bitcoin einfach eine Computerdatei mit einem bestimmten Wert. Folglich müssen wir eine Methode finden, die verhindert, dass solche Dateien kopiert und mehrmals genutzt werden. Moderne Mineure machen genau das. Sie validieren Bitcoin-Transaktionen und verhindern dadurch, den gleichen Bitcoin zweimal auszugeben.

Interessanterweise wird ein Miner nicht durch eine spezielle Behörde wie eine Zentralbank legitimiert, sondern jeder kann zum Miner werden. Dadurch ist das System theoretisch sehr anfällig für Hijacking. Zum Beispiel könnte ein Betrüger seine eigenen Transaktionen genehmigen, indem er sie auf einem anderen Computer validiert. Diese Gefahr wird jedoch auf intelligente ­Weise gebannt, indem die Bitcoin-Miner ein sehr schwieriges mathematisches Problem lösen müssen, um eine Transaktion zu validieren. Und dieser «Ausführungsnachweis», wie er genannt wird, erfordert eine erhebliche Menge an Rechenarbeit.

Bitcoin-Mining brauch gleichviel Strom wie Neuseeland

Was aber, wenn Prozessoren schneller und billiger werden? Wäre das gleichbedeutend mit der Entdeckung einer effizienten Methode zur Aluminiumgewinnung, die den Bitcoin wertlos machen würde? Dieses Problem wurde von den Erfindern des ­Bitcoin-Systems vorhergesehen, weshalb das schwere mathematische Problem, das Miner lösen müssen, anpassbar ist. Sein Schwierigkeitsgrad wird automatisch entsprechend der im Netzwerk verfügbaren Rechenleistung erhöht.
Ein Thema wurde jedoch nicht vorhergesehen: die Ökologie. Bitcoin-Mining hat enorme Auswirkungen auf die Umwelt, da es sehr viel Strom erfordert. Tatsächlich braucht das Bitcoin-­Mining derzeit etwa dieselbe Menge an Strom wie Neuseeland! Damit steht der Bitcoin ­jedoch nicht alleine da. Auch Kreditkartennetzwerke verbrauchen schätzungsweise ein Viertel so viel wie der Bitcoin. So ge­sehen haben alle Zahlungsnetzwerke einen Einfluss auf die ­Umwelt. Wird der Bitcoin also dasselbe Schicksal erleiden wie das Aluminium? Das liegt in ­unseren Händen.

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