Als Heranwachsender sah ich zum ersten Mal die Jaquet-Droz-Automaten im Musée d’Art et d’Histoire in Neuenburg. Das sind drei kleine Automaten, die die Uhrmacherfamilie Jaquet-Droz im 18. Jahrhundert angefertigt hat. Sie stellen eine frühe Version moderner humanoider Roboter dar, denn sie sind vollautomatisch und programmierbar.
Beispielsweise kann einer der Automaten – der Schreiber – handgeschriebene benutzerdefinierte Briefe mit bis zu 40 Zeichen schreiben (immer noch vergleichbar mit der heutigen Länge eines Tweets). Diese Automaten stellen eine wunderbare Kombination aus früher Mikrotechnologie, Programmierkunst und Mensch-Maschine-Interaktion dar. Das hat sie weltweit berühmt gemacht. Weniger bekannt ist, dass ebendiese Schweizer Uhrmacherindustrie Verbindungen zur modernen Welt der Computerperipherie hat, etwa zur Computermaus.
Die erste verwendbare Computermaus kommt aus Lausanne
Neben der Tastatur war die Maus eine der frühesten Möglichkeiten, physisch mit den ersten Computern zu interagieren. Der erste Prototyp wurde vom amerikanischen Ingenieur und Erfinder Don Engelbart in den 60ern erfunden. Es war ein sehr klobiges und mühsames Gerät. Doch dank Jean-Daniel Nicoud, einem Professor an der EPFL, und André Guignard, einem ehemaligen Uhrmacher (der sich Nicoud im Labor anschloss), wurde in den 70ern in Lausanne die erste verwendbare und gut designte Computermaus entwickelt.
Daniel Borel, ein weiterer Ingenieur und Geschäftsmann von EPFL, schloss sich der Gruppe an. Gemeinsam produzierten sie die erste Serie im Handel erhältlicher Mäuse in den frühen 80ern. Die Marke Logitech war geboren. Interessanterweise wurde die Maus von Dépraz SA produziert, einem Uhrmacherunternehmen im Vallée de Joux.
Heute ist Logitech 36 Jahre alt und deckt einen weltweiten Markt ab. Mit fast 9000 Mitarbeitern und mehreren Produktionsstätten in der Schweiz, den USA, Taiwan und China erwirtschaftet es einen Umsatz von etwa 2 Milliarden US-Dollar. Das Unternehmen ist spezialisiert auf Computerperipherie wie Mäuse, Tastaturen, Webcams, Trackballs, Lautsprecher und vieles mehr. Vor kurzem teilte der CEO von Logitech der Presse mit: «Unternehmen wie Google haben Stanford im Hinterhof, wir haben die EPFL.»
Grundlagenforschung ist Schlüssel für Innovation
Diese kurze Geschichte zeigt, dass Grundlagenforschung und eine fachkundige Vorstellung von Geschäft und Design der Schlüssel für Innovation sind. Ähnlich wie Steve Jobs in den Vereinigten Staaten kombinierten Nicoud, Guignard und Borel diese Fähigkeiten perfekt, auf Grundlage unserer Tradition als Wissenschaftler und Uhrmacher.
Nicht nur Logitech existiert noch, auch die Luxusuhren von Jaquet Droz gibt es weiterhin (wenn auch nur zu sehr hohen Preisen), genauso wie die drei kleinen Automaten, denen das alles zu verdanken ist.
Es ist also definitiv an der Zeit, loszugehen und sie sich noch heute anzuschauen! Schliesslich wollte der grosse Computerwissenschaftler Don Knuth aus Stanford bei seinem Besuch in der Schweiz vor einigen Jahren nur eine Sache: die drei Automaten in Neuenburg sehen.