Kann das iPad einen echten Laptop ersetzen?
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Grosser Alltagstest:Kann das iPad einen echten Laptop ersetzen?

Grosser Alltagstest mit Magic Keyboard
Kann das iPad einen echten Laptop ersetzen?

Das neue iPad Pro mit Magic Keyboard kostet so viel wie ein MacBook Pro. Doch kann es im Alltag wirklich einen Laptop ersetzen? Wir haben den grossen Test gewagt – mit spannendem Ausgang.
Publiziert: 06.06.2020 um 13:23 Uhr
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Aktualisiert: 17.06.2020 um 17:55 Uhr
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Digital-Redaktor Lorenz Keller hat einen Tag lang mit dem iPad Pro statt mit dem MacBook gearbeitet.
Foto: Lorenz Keller
Lorenz Keller

Das neue 12,9 Zoll iPad Pro ist ein gewaltiges Teil. Nicht nur wegen seines grossen Screens oder des neuen Zubehörs. Auch weil das Apple-Tablet erstmals in Bereiche vordringt, die bislang echten Computern vorbehalten waren.

Das fängt schon beim Preis an. Das günstigste MacBook Pro mit 13 Zoll Bildschirm und 256 GB Speicher kostet momentan 1499 Franken. Das iPad Pro mindestens 1099 Franken, dazu kommen satte 369 Franken für die abnehmbare Tastatur. Macht 1468 Franken – allerdings hat da iPad so nur 128 GB Speicher. Nimmt man ebenfalls die 256 GB Variante, ist man bei 1588 Franken.

Preislich hat man schon mal keinen echten Vorteil mit dem Tablet – und das ist vom Bauchgefühl her eher eine Überraschung. Das gilt auch, wenn man dann die zwei Geräte zum Vergleich in den Händen hat.

Denn sowohl MacBook wie iPad wiegen ziemlich genau gleich viel, nämlich knapp 1,4 Kilogramm. Es sind keine Leichtgewichte, vor allem das iPad mit angedockter Tastatur ist ein ziemlicher Brocken.

Immerhin: Beim Laptop trägt man immer das ganze Gewicht mit, das iPad kann die Hälfte des Gewichtes in Sekundenschnelle «abspecken». Das Tablet ist magnetisch in der Tastatur-Hülle befestigt und kann ganz einfach herausgelöst werden. Ein grosser Vorteil, wenn man etwa Videos schauen, Multimediainhalte nutzen oder Games zocken will.

Die Tastatur des iPads ist grandios gut und grandios teuer

Und in diesen Bereichen ist das iPad Pro ein Highlight. Der helle, scharfe Screen, der tolle Sound mit vier Lautsprechern – und die enorme Rechenpower. Es ist wirklich ein Genuss, darauf Netflix zu schauen oder Fortnite zu zocken. Auf einem MacBook macht das deutlich weniger Spass. Das ist dann wohl auch die grösste Stärke des iPad Pro, dass das Gerät eben mehr ist als ein Arbeitsgerät.

Doch zurück zum Arbeitsalltag. Tastaturen gabs ja auch bislang schon fürs iPad, doch das Magic Keyboard ist eine ganz neue Kategorie – nicht nur preislich. Die Tastatur ist jedem Laptop-Keyboard ebenbürtig. Tolles Tastenfeeling, sogar mit Hintergrundbeleuchtung. Auch ergonomisch stimmt alles. Das Trackpad ist recht klein, funktioniert aber sehr gut. Wer sich das Arbeiten mit Maus und Tastaturkürzeln gewohnt ist, wird den Touchscreen viel zu oft vergessen.

Etwas Umgewöhnung braucht der runde Mauszeiger, der eher etwas wie ein kleiner Fingerabdruck aussieht. Schade ist aber, dass noch längst nicht alle Apps auf Laptop-Funktionalität optimiert sind. Etwa Google Docs oder auch der Chrome-Browser. Es kommt also sehr darauf an, welche Tools man im Alltag nutzt.

Aber schon erstaunlich, wie nahe sich iPad und MacBook inzwischen sind, wenn auch sich die Betriebssysteme noch total unterscheiden. Aber das Profi-Tablet hat ja inzwischen auch einen USB-C-Anschluss, der für externe Geräte freigegeben wird. Maus und Tastatur oder auch einen externen Bildschirm kann man problemlos anschliessen.

Das iPad kann viel, kommt aber immer wieder an Grenzen

Allerdings funktioniert das nur über einen direkten Hub. Wer etwa noch USB-Anschlüsse am Monitor hat, kann diese nicht nutzen. Einschränkungen gibts auch für den zweiten USB-C-Anschluss, den man am Magic Keyboard findet. Darüber kann man zwar das iPad laden, externe Geräte funktionieren aber nur am Haupt-Stecker.

Auch bei der Nutzung eines separaten Screens ist das iPad dem MacBook Pro noch unterlegen. Je nach App wird nämlich einfach der gesamte Inhalt des iPads gespiegelt. Einige sind auf die Doppelnutzung optimiert. Dann sieht man etwa auf dem grossen Bildschirm ein Foto in voller Pracht und kann auf dem iPad weiterblättern.

Das ist schlussendlich fürs iPad Chance und Gefahr zugleich. Das System wird als Laptop mit der Zeit immer besser, wenn Entwickler die Möglichkeiten nutzen. Allerdings ist Apple auch von diesen Drittfirmen abhängig.

Was man im Alltag am Stärksten vermisst, ist echtes Multitasking. So rechnen viele Apps nur weiter, wenn sie im Vordergrund sind. Will man dazwischen was anderes machen, wird etwa das Rendern eines Videos unterbrochen. Zudem kann man nicht wie auf einem Mac mehrere Fenster nebeneinander oder übereinander nutzen. Also man kann auf dem iPad schon, aber es ist einfach deutlich unkomfortabler und restriktiver. So brauchen viele Routinen immer einen oder zwei Klicks mehr. Das gilt auch bei der ganzen Dateiverwaltung.

Dafür punktet das iPad mit extrem viel Leistung. Der A12Z Prozessor ist eine Wucht und wird auch von komplizierten Grafik-Berechnungen nicht in die Knie gezwungen. Keine Lüftergeräusche, kein heisses Gehäuse. Alles läuft schnell und ohne Ruckeln. Hier zahlt sich auch die Optimierung der Apps aufs iPad-Betriebssystem aus. Und ja, toll ist auch, dass man mit dem iPad sofort loslegen kann, ohne dass mühsam etwas aufgestartet werden muss.

Wer sich allerdings eine bessere Akkulaufzeit erhofft hat, der wird enttäuscht. Egal ob iPad oder MacBook, beide halten maximal rund zehn Stunden durch. Müssen die Geräte richtig hart arbeiten, ist auch mal schon nach etwas über vier Stunden Schluss.

Viele Optionen, kaum richtige Schwächen

Das iPad bietet gegen Aufpreis natürlich auch Möglichkeiten, welche ein MacBook nicht hat. Etwa, dass man mit dem ausgezeichneten Stift direkt auf dem Touchscreen zeichnen kann. Oder, dass man mit integriertem Mobilfunk direkt ins Internet kann.

Beim MacBook Pro kann man dafür bei Prozessor und Arbeitsspeicher noch deutlich aufrüsten, während das iPad einfach noch in anderen Speichervarianten erhältlich ist.

Die einzige echte Schwäche des iPad Pro ist eigentlich ein Schwachpunkt der Tastatur. Der Schwerpunkt mit aufgeschnalltem Tablet liegt ziemlich weit vorne. Auf dem Tisch ist das kein Problem. Muss man aber unterwegs mal direkt auf den Beinen tippen, besteht die Gefahr, dass Keyboard und iPad kippen. Damit alles stabil steht, müssen auch die Oberschenkel ziemlich gerade sein.

Das BLICK-Testfazit: So nahe im Laptop war noch kein iPad. Ein Umstieg lohnt sich aber nur, wenn alle Tools problemlos laufen. Und wenn man auch die typischen iPad-Funktionen wirklich nutzt. Dann hat man mit etwas Angewöhnung und Anpassen der täglichen Routinen ein universell einsetzbares Arbeitsgerät für Büro und Freizeit.

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