Darüber spekuliert wird schon lange. Laut eines Artikels des Wirtschaftsportals Bloomberg kündigt Apple eine Revolution bei den Prozessoren an. Die bereits in den iPhones und iPads verbauten ARM-Chips, welche die US-Firma selber baut, sollen ab nächstem Jahr auch in den MacBooks und den anderen Apple-Computern zum Einsatz kommen. Über die Klinge springen muss dann wohl Intel, die Apple bisher mit Prozessoren versorgte.
Damit wird die erste grosse Keynote von Apple in diesem Jahr doppelt speziell. Nicht nur muss die Entwicklerkonferenz WWDC ab Montag wegen des Coronavirus total virtuell stattfinden, eine Ankündigung über die Entwicklung eigener Prozessoren für Computer und Laptops wäre fast schon eine Revolution. Der Auftritt von CEO Tim Cook (59) dürfte also so spannend werden wie schon lange nicht mehr. BLICK berichtet am Montag ab 19 Uhr Schweizer Zeit live.
Allerdings dürfte das längst nicht das einzige Thema sein. Denn schon fast traditionell werden jeweils die neuen Funktionen des Betriebssystems für iPhone, iPad und Mac an der WWDC vorgestellt. Hardware steht normalerweise nicht auf dem Programm.
Apple-Prozessoren lösen Intel-Chips Schritt für Schritt ab
Dieses Mal dürften die Prozessoren das grosse Thema werden. Denn das ist viel mehr als die Auswechslung eines Bauteils. Schon bisher entwickelt Apple selber Prozessoren – und zwar für die iPhones und iPads. Und diese erzielen Jahr für Jahr bessere Werte als die Chips der Android-Konkurrenz.
Anders bei den Macs und MacBooks. Dort arbeitet Apple mit Intel zusammen – und war mit deren Prozessoren nicht immer zufrieden. Einerseits hat der US-Chipentwickler in den letzten Jahren immer mal wieder Verspätung bei den Neuentwicklungen gehabt, andererseits gibts im Gegensatz zum Mobilebereich keine grossen Sprünge mehr.
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Das führt dazu, dass viele Experten die Rechenkapazitäten der Smartphone-Prozessoren mindestens auf demselben Niveau sehen wie die Power der neusten Intel-Chips. Was man etwa auch beobachten kann, wenn man das iPad ein Video rechnen lässt und das fast schneller passiert als auf einem Mac.
Trotzdem kann man nicht einfach den iPhone-Prozessor A12 Bionic in einen Laptop stecken. Da braucht es deutlich mehr Anpassungen. Einerseits dürften die Prozessoren mit mehr Kernen für deutlich bessere Multitasking-Fähigkeiten weiterentwickelt werden. Andererseits müssen auch MacOS und alle Programme auf die neue Architektur angepasst werden.
Die grosse Umstellung ist für Apple ein Risiko
Daher gehen Experten davon aus, dass erst nächstes Jahr erste Geräte mit ARM-Prozessoren auf den Markt kommen. Und die Intel-Macs auch nur Schritt für Schritt abgelöst werden. Die Hoffnung von Apple ist dabei natürlich, dass die Entwickler möglichst schnell den Schritt in die neue Welt mitgehen – daher macht die Ankündigung auf der Entwicklerkonferenz WWDC auch durchaus Sinn.
Dass so ein Umstieg klappt, hat Apple schon einmal beweisen müssen. 2005 wechselte der damalige CEO Steve Jobs von PowerPC zu Intel. Schon damals war man mit den Prozessoren nicht mehr zufrieden – obwohl man diese in einem Konsortium mit IBM und Motorola selber entwickelte.
Die Umstellung ist Chance und Risiko zugleich für Apple. Es braucht grosse Investitionen, und die Software-Hersteller müssen überzeugt werden, auch auf die neue Plattform zu setzen. Zudem drohen Einbussen bei den Absätzen, weil es Unsicherheiten gibt. Ein Intel-Modell will man sich nicht kaufen, weil das dann vielleicht in zwei Jahren veraltet sein könnte. Umgekehrt sind auch die ersten ARM-Modelle ein Wagnis, weil dort womöglich nicht alles schnell und sauber läuft, was man braucht.
Gelingt allerdings der Umstieg, so hat Apple auch bei den Macs die totale Kontrolle von Hardware und Betriebssystem – wie das heute auch schon bei iPhone und iPad der Fall ist. Zudem ist davon auszugehen, dass sich gerade iPad und MacBook immer stärker annähern werden. Und etwa ein und dieselbe App auf beiden Geräten nutzbar ist.