Beim Auspacken des LG Q6 staunt man. So ein tolles und kompaktes Smartphone gibts für nur 250 Franken? Und das von der koreanischen Marke LG, die keineswegs als Billig-Hersteller gilt. Den guten ersten Eindruck gewinnt man wegen des fast randlosen Screendesigns. So etwas hat man in dieser Preisklasse noch nicht gesehen.
Auch das 18:9-Format entspricht ganz dem neusten Trend. Das Display ist schön hell und scharf. Die Auflösung von 2160 x 1080 Pixeln ist zwar «nur» auf 18:9 gestrecktes HD, reicht aber gut aus. Erstaunt ist man beim Blick aufs Datenblatt. Man hält tatsächlich einen 5,5-Zoll-Screen in der Hand. Das Gehäuse bleibt dabei ultrakompakt, wie etwa der Vergleich mit dem iPhone 8 Plus zeigt, das ja ebenfalls 5,5 Zoll hat.
Auf den ersten Blick gefällt auch die Verarbeitung. Ein schöner Metallrahmen und eine ebenfalls metallisch schimmernde Rückseite. Erst auf den zweiten Blick merkt man, dass LG hier gespart hat und alles nur aus Kunststoff ist. Dieser ist leider etwas kratzanfällig und so rutschig wie Glas oder Metall. Aber man kann zu diesem Preis gut damit leben. Die Plastikrückseite kann man aber nicht abnehmen, also auch nicht den Akku austauschen. Auch auf ein wasserfestes Gehäuse muss man verzichten.
Das LG Q6 hat Gesichtserkennung integriert
Vorne hats keinen Platz für einen Fingerabdruck-Scanner, und hinten sucht man ihn auch vergeblich. Eine Sparmassnahme? Jein. Denn LG setzt doch tatsächlich beim Entsperren nicht nur auf einen Code, sondern man kann auch die Gesichtserkennung einschalten. Und die funktioniert richtig gut. Man muss zwar das Gerät aufnehmen und vors Gesicht halten, doch dieses wird dann schnell und zuverlässig erkannt.
Gesichtserkennung in dieser Form ist zwar etwas unsicherer als ein Fingerabdruck-Scanner, sollte im Alltag aber ausreichen. Und sonst kann man auch weiterhin auf einen PIN-Code setzen, der aber je nach persönlichem Verhalten auch nicht wirklich sicherer ist.
Der Snapdragon 435 Prozessor mit 3 GB Speicher schneidet zwar in Benchmark-Tests nicht besonders gut ab. Im Zusammenspiel mit Android 7 läuft das LG Q6 aber durchaus flüssig. Sogar Multi-Window mit zwei Apps nebeneinander ist problemlos möglich. 32 GB Speicher spendieren die Koreaner dem Einsteigermodell. Das geht in Ordnung, vor allem weil der Speicher erweiterbar ist.
Die Kamera des LG Q6 mit Licht und Schatten
Der grosse Bruder G6 hat ja eine Doppelkamera, beim Q6 gibts nur eine einzelne Linse mit 13 Megapixeln mit einer f/2.2-Blende. Bei Tageslicht macht diese richtig gute Bilder, auch in schwierigen Verhältnissen mit grossen Kontrasten. Sobald es dunkler ist, kommt die Kamera an ihre Grenzen.
Die Selfie-Cam mit 5 Megapixeln korrigiert Fotos stark nach, auch wenn man den standardmässig eingeschalteten Schönheitsfilter ausmacht. So sehen die Bilder auf den ersten Blick immer sehr gut aus. Sobald man aber hereinzoomt, sieht man verwischte Details und Unschärfen. Solange man die Bilder hauptsächlich für Social Media braucht, geht auch das in Ordnung.
Sonst ist die Kamera-App vorbildlich und bietet viele Einstellmöglichkeiten. Manuelle Nachkorrekturen sind möglich, dazu sinnvolle Voreinstellungen und Automatismen. Fokussiert man mit einem Klick auf ein Objekt, kann man auch immer gleich die Helligkeit verändern. Hat man ein Foto gemacht, lässt es sich in nur einem Schritt teilen oder verschicken.
Erfreulich ist auch die Akkulaufzeit. Die Batterie ist mit 3000 mAh sehr gross und hat bei der intensiven Nutzung im Test locker einen Tag gehalten. Wer das Gerät nicht dauernd in den Fingern hat, wird auch zwei Tage durchkommen.
Das BLICK-Testfazit: Trotz Schwächen in gewissen Bereichen bietet das LG Q6 sehr viel fürs Geld. Vor allem der grosse Bildschirm im schicken, aber kompakten Gehäuse ist im Alltag sehr angenehm. Wer nicht unbedingt ein drei Mal so teures Topmodell möchte, sollte sich das Gerät unbedingt anschauen. Allerdings kostet auch der im Frühling lancierte grosse Bruder nur noch rund 470 Franken im Handel.