Hat Apple-Chef Tim Cook bei der Keynote überhaupt noch überraschen können?
Tatsächlich waren viele Informationen wie in den vergangenen Jahren schon vor dem Event am Dienstagabend durchsickert. Doch trotzdem gabs noch drei grosse Überraschungen: Den Always-on-Screen der Apple Watch, den niemand auf dem Schirm hatte. Den mit sechs Franken pro Monat überraschend tiefen Abopreis für den Video-Streamingdienst Apple TV Plus. Drittens: Die deutlich verlängerte Akkulaufzeit für die iPhone-Pro-Modelle, die bis fünf Stunden länger durchhalten, bevor sie an die Steckdose müssen.
Warum ist der iPhone-Hersteller plötzlich bei den Preisen so vorsichtig?
Noch immer hat Apple etwa bei den iPhones signifikant höhere Preise als die Konkurrenz. Die Pro-Modelle kosten zum Beispiel 1200 bis 1700 Franken. Doch hat Tim Cook an dieser Keynote für kein Produkt höhere Preise verkündet. Drei Angebote sind sogar überraschend preiswert: der TV-Dienst für sechs Franken im Monat, die Apple Watch in Titan ab 850 Franken und das iPhone 11, das sogar 70 Franken günstiger ist als der Vorgänger.
Das ist eine Trendwende für Apple und eine Reaktion auf die sinkenden Verkaufszahlen vor allem beim iPhone. Apple unternimmt auch sonst viel mehr als früher, um die Produkte attraktiv zu machen. Die neuen iPhones gibts beispielsweise mit einem Jahr Gratis-Abo des Videostreamingdienstes. Und das Eintauschprogramm für ältere iPhones wurde gar erstmals gross an einer Keynote beworben.
Ist das iPhone 11 besser als die Konkurrenz?
Zwei Trümpfe hat Apple: Der neue A13-Bionic-Prozessor dürfte die Android-Konkurrenz wieder abhängen. Und das Betriebssystem iOS 13 ist einfach perfekt auf die Hardware abgestimmt. Ob hingegen Apple bei der Kamera die Topmodelle von Huawei und Samsung einholen kann, wird erst ein detaillierter Test zeigen. Der US-Konzern konzentriert sich darauf, ein rundes Gesamtpaket abzuliefern. Neu Features, die es sonst nirgendwo gibt, sucht man vergebens.
Worüber hat Apple an der Keynote nicht gesprochen?
Es gibt Themen, die Apple schlicht und einfach nicht oder noch nicht im Angebot hat. Zum Beispiel einen Fingerabdruck-Scanner unter dem Screen, aber auch der neue Mobilfunk-Standard 5G. Auch einige Wünsche der Fans wie ein kleines und kompaktes iPhone oder Schlaftracking mit der Apple Watch wurden nicht erfüllt.
Merkwürdig aber auch, dass wichtige Features der vorgestellten Gadgets auf der Bühne fast kein Thema waren. Etwa, dass die drei iPhones den neuen WLAN-Standard WiFi-6 unterstützen. Oder wie viele Filme und Serien man für sechs Franken pro Monat im Videostreaming erwarten kann.
Lohnt es sich, 400 Franken Aufpreis für die Pro-iPhones zu zahlen?
Der Preisunterschied zwischen iPhone 11 und iPhone 11 Pro ist schon gewaltig. Vor allem, weil die zwei Geräte optisch sehr ähnlich sind und viele Features teilen, etwa die Kamerasoftware, die Weitwinkel-Linse oder der schnelle Prozessor.
Hauptunterschied ist der Bildschirm, der beim Pro deutlich besser ist – was man aber ehrlicherweise erst auf den zweiten Blick sieht. Zudem hat das Pro eine dritte Linse mit einem optischen 2fach-Zoom.
Jagt Apple beim Video-Streaming Netflix die Kunden ab?
Mit einem halb so teuren Monatspreis und den vielen Geräte-Käufern, die von einem Jahr Gratis-Abo profitieren, dürfte Apple TV Plus schnell eine grosse Zahl von Kunden gewinnen. Das dürfte Netflix und andere Streaming-Anbieter spürbar treffen.
Aber: Ganz vergleichbar sind die Dienste nicht. Netflix bietet eine umfassende Videothek mit tausenden Filmen und Serien an. Apple bietet viel weniger an und fokussiert auf die Eigenproduktionen. Wie genau das Angebot aussieht, ist aber weiterhin offen.
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