Intensivtest mit Apple, Samsung, Huawei
Ist das iPhone besser als Android?

Jahrelang hat Digital-Redaktor Lorenz Keller im Alltag ein iPhone benutzt. Seit mehreren Monaten ist er nun mit Android unterwegs. Welches System ist besser?
Publiziert: 09.03.2018 um 13:00 Uhr
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Aktualisiert: 09.10.2018 um 18:57 Uhr
Das iPhone X in der Mitte mit zwei der stärksten Android-Konkurrenten, dem Huawei Mate 10 Pro (l.) und dem Samsung Note 8.
Foto: Lorenz Keller
Lorenz Keller

Beim ersten iPhone war ich noch mit dem Nokia Communicator unterwegs. Doch 2009 erfolgte der Umstieg aufs iPhone 3G. Und seither hat mich das Apple-Telefon begleitet. Android-Geräte habe ich immer wieder getestet, aber nie länger als zwei bis drei Wochen.

Im Dezember 2017 wagte ich den Systemwechsel. Nicht weil ich das iPhone X nicht mag. Sondern weil ich endlich Zeit und Lust hatte, alle meine Daten zu switchen. Seither habe ich zuerst ein Huawei Mate 10 Pro genutzt, momentan ist das Samsung Galaxy Note 8 mein täglicher Begleiter.

Die grössten Stärken von Android

Viele iPhone-Fans finden das Google-Betriebssystem rückständig. Das gilt aber seit Jahren nicht mehr. Im intensiven Test wird deutlich, dass Android total ebenbürtig ist. So fällt der Umstieg auch deutlich leichter als gedacht. So wie man sich an die neuen Wischgesten im iPhone X schnell gewöhnt, ist auch der Systemwechsel kein Abenteuer in einer neuen Welt. Sondern bloss ein Umgewöhnen.

Was man schnell merkt, gerade als versierter User, ist die enorme Vielfalt an Einstellungsmöglichkeiten. Als alter Windows-User schätze ich es sehr, dass ein Betriebssystem viele Eingriffe zulässt und man viel mehr Eigenkontrolle hat. Auch wenn natürlich die Gefahr besteht, dass man etwas zu sehr verstellt.

Schon optisch ist auffällig, wie nahe sich iOS und Android gekommen sind.
Foto: Lorenz Keller

Sehr positiv fällt dem Intensivnutzer auch das Benachrichtigungs-Management auf. Während beim iPhone für jede Nachricht ein neues Fenster genutzt wird, fasst Android das sinnvoll zusammen. Auch wer Dutzende Messages etwa von Twitter oder Instagram kriegt, kann damit gut leben.

Die Vielfalt ist auch bei der Hardware ein grosser Vorteil. Es gibt für jedes Budget und jeden Geschmack ein passendes Smartphone. Und auch bei einem Mittelklasse-Gerät für 300 Franken hat man den vollen Android-Funktionsumfang.

Auffällig ist auch, wie gut die Google-Apps integriert sind. Kalender, Mail, Kartendienst, Fotospeicher oder der Sprachassistent: Alles ist miteinander verzahnt und über ein Login verknüpft. Da sich alles auch über den Browser nutzen lässt, sind die Google-Dienste natürlich ideal fürs mobile Arbeiten. Auffällig auch, wie der Google Assistant dem digitalen Helfer von Apple in fast allen Punkten überlegen ist.

Die Alltags-Schwächen von Android

Sicherheit ist für viele User ein Problem. Und Google hat das weiterhin nicht überzeugend gelöst. Zwar gibts für die puren Android-Geräte schnelle Updates. Nach wie vor dauert es aber viel zu lange, bis alle Hersteller die übernehmen.

Ganz zu schweigen von den grossen Aufdatierungen mit neuen Funktionalitäten. Da die meisten Hersteller ihre eigene Benutzeroberfläche über Android stülpen, müssen sie auch jede neue Android-Version darauf anpassen. Das dauert teilweise Monate. Billig-Geräte bekommen machmal nur noch die nötigsten Updates.

Das offene Android-System ist auch etwas fragiler. Apps, die auf dem einen Gerät laufen, auf dem anderen nicht, und das bei gleicher Android-Version – so was gibts bei Apple nicht. Oder etwa auch System-Benachrichtigungen, die einfach nicht mehr verschwinden.

Alle meine Apps habe ich problemlos auch bei Android gefunden. Im Play Store von Google ist eher manchmal die Vielfalt ein Problem. Dutzende von Apps für Podcasts oder für VPN-Verbindungen findet man. Welche ist brauchbar? Da auf die Bewertung kein Verlass ist, hilft nur eine kurze Google-Recherche.

Wer nicht aufpasst, holt sich Schrott-Apps aufs Gerät. Games etwa, die alle zwei Minuten Werbung aus dem Internet nachladen und anzeigen. Apple hat seinen Store deutlich besser im Griff – ist aber auch viel restriktiver.

Der Screen mit den News und Hinweisen der Betriebssysteme.
Foto: Lorenz Keller

Die grössten Stärken des iPhone-Betriebssystem

Das geschlossene System von Apple hat grosse Vorteile. Im Ökosystem des iPhones ist alles perfekt aufeinander abgestimmt. Nicht nur die Software, sondern auch die Hardware. Alles ist aus einem Guss.

Das merkt man in zwei Bereichen im Alltag. Einerseits läuft das System ultraschnell. Animationen, Apps – alles fliessend und ruckelfrei, und das auch noch nach zwei Jahren. Andererseits ist die Bedienung einfach und perfekt durchdacht.

Gerade die im iPhone X eingeführten neuen Gesten helfen dabei, dass man das Apple Gerät etwas schneller und einfacher bedienen kann als viele Android-Handys. Einsteiger brauchen beim iPhone wohl weniger lang, um sich einzugewöhnen. Apple gibt vieles vor und nimmt dem User Entscheidungen ab.

Apple beliefert alle seine Smartphones gleichzeitig und schnell mit Updates. Und das auf Jahre hinaus. Das erklärt auch, warum viele ältere iPhones im Umlauf sind – und auch den Wert nicht so schnell verlieren wie Android-Geräte. Insgesamt dürfte iOS auch sicherer sein, da Apple über viele Bereiche die totale Kontrolle behält. Das liegt auch am App-Store, der gut sortiert ist und den Entwicklern klare Regeln und Richtlinien auferlegt. Und die Einhaltung auch rigoros durchsetzt.

Praktisch ist das Apple-Wallet, etwa für Flugtickets, Eintrittskarten oder Hotelbuchungen. Diese sind immer aktuell verfügbar und werden sogar im Sperrbildschirm eingeblendet. Auch Apple Pay ist so ideal ins System integriert. Bei Android gibts keine solche einheitliche Lösung.

In diesen Bereichen muss iOS noch nachholen

Wer viele Benachrichtigungen erhält, wird mit einer Flut von Meldungen konfrontiert. Eine sinnvolle Ordnung fehlt leider weiterhin. Auch Siri zeigt sich deutlich weniger aktiv als etwa der Google Assistant. Siri ist eine gute Sprachsteuerung, aber nicht so intelligent und proaktiv wie die Konkurrenz.

Benachrichtigungen sind bei Android geordnet und zusammengefasst, beim iPhone einfach ein langer Bandwurm.
Foto: Lorenz Keller

Die User müssen mit dem leben, was Apple vorgibt. Während man bei Android sogar Bedienelemente verändern oder ausblenden kann, ist das beim iPhone nur in dem engen Rahmen möglich, welcher der Hersteller vorgibt. Wer mit Apples Entscheidungen nicht leben kann, hat keine Alternative. So haben die neuen iPhones keinen Kopfhöreranschluss mehr, und Apple wird dieses Jahr ganz auf Gesichtserkennung setzen. In der Android-Welt findet man Alternativen für jeden Geschmack – und Android unterstützt sie alle.

Restriktionen gibts für Entwickler so einige. So kann man bei Android etwa auf den NFC-Chip zugreifen, was Bezahl-Apps auch für unabhängige Anbieter erlaubt. Beim iPhone ist das auf Apple Pay limitiert. Auch in vielen anderen Bereichen hat man als Nutzer keine echte Auswahl. Die volle Funktionalität und die perfekte Verzahnung mit dem Apple-Ökosystem gibts nur mit den Standard-Apps, bei vielen Alternativen muss man Abstriche in Kauf nehmen.

Android oder iPhone – was ist besser?

Das kommt sehr auf den individuellen Geschmack an. Kein System ist dem anderen wirklich überlegen. Aber es gibt deutlich Unterschiede. Android kann man zwar auch einfach so nutzen, ohne sich gross um das System zu kümmern. Das volle Potenzial schöpft man aber nur aus, wenn man mit den Einstellungen spielt, zusätzliche Features nutzt und sich die besten Apps zusammensucht. Ein Vorteil ist sicher die riesige Auswahl an Herstellern, die Android-Geräte produzieren. Und beim Kauf kann man ganz schön Geld sparen.

Bei Apple dagegen ist das meiste vorgegeben und automatisiert. Das erleichtert den Alltag enorm und ist für Leute ideal, die sich nicht vertieft damit auseinandersetzen wollen. Perfekt funktioniert alles, wenn man das Ökosystem mit Mac, Apple Watch, Apple TV oder Homepod nie verlässt. Mühsam kann es werden, wenn iOs mit «fremden» Systemen zusammenarbeiten muss. Grössere Datenmengen über iTunes auf einem mittelmässigen PC zu synchronisieren, ist beispielsweise eine Qual.

So ist es schlussendlich eine Frage der persönlichen Präferenzen, welches System man wählt. Auch wenn die Fans der einen oder anderen Produkte-Welt gerne etwas ganz anderes behaupten.

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