Auf einen Blick
- Ein Gerät von Studenten identifiziert fremde Personen
- Das System kombiniert fünf bestehende Technologien
- Mit dem Projekt wollen die Macher vor Gefahren warnen
Stell dir vor, du gehst durch eine belebte Fussgängerzone. Ein Strom anonymer Menschen zieht an dir vorbei, die Gesichter verschwimmen, und du vergisst sie sofort. Unter ihnen ist ein Mann mit einer schwarzen Brille. Auf den ersten Blick normal, doch hinter den Gläsern verbirgt sich etwas Besonderes.
Jede Person, die er ansieht, kann er sofort identifizieren: Name, Alter, Wohnort, Telefonnummer. Selbst Informationen über Verwandte und Bekannte werden ihm angezeigt.
Brille mit Röntgenblick
Was wie Science-Fiction klingt, ist bereits Realität. Zwei Studenten der Harvard-Universität haben mit I-Xray genau solch eine Brille entwickelt. Der Name ist Programm: Wie ein Röntgenblick enthüllt die Brille das Verborgene des Gegenübers.
Die Studenten haben dafür aber keine neue Technik erfunden. Sie haben bereits bestehende Technologie geschickt kombiniert. Die Brille ist eine modifizierte Version der Meta-Ray-Ban-Smartbrille. Sie filmt die Umgebung und die Menschen.
Das Video wird dann durch Gesichtserkennungssoftware analysiert. Dabei kommen laut den Studenten auch kostenpflichtige Dienste wie Pimeyes zum Einsatz. Diese umstrittene Suchmaschine findet anhand eines Fotos weitere Bilder einer Person im Internet. Alle gesammelten Informationen werden mit künstlicher Intelligenz zusammengeführt und mit Daten aus sozialen Medien angereichert.
Das Besondere: Alles läuft automatisch. Der gesamte Vorgang dauert knapp eine Minute. Insgesamt nutzen die IT-Cracks fünf etablierte Technologien – welche genau, verraten sie aus Datenschutzgründen nicht. In nur drei Tagen haben sie das System gebaut.
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Die Warnung der Forscher
I-Xray ist ein anschauliches Beispiel für die Schattenseiten moderner Technologie. Es zeigt, wie leicht die Privatsphäre verletzt werden kann. Medien, die bereits über das Projekt berichteten, bezeichneten das Gadget als «Überwachungs-Albtraum». Genau darauf wollen die Entwickler, AnhPhu Nguyen und Caine Ardayfio, hinaus. Ihnen geht es darum, vor diesen Gefahren zu warnen und das Bewusstsein zu schärfen, was heute alles möglich ist.
Die Studenten erhoffen sich auch, dass durch die Demonstration mehr Menschen auf ihre digitale Privatsphäre aufmerksam werden und Massnahmen ergreifen, um sich selbst zu schützen. Sie empfehlen darum, die eigenen Daten von Diensten wie Pimeyes entfernen zu lassen. Ironischerweise muss man dafür zusätzliche Informationen preisgeben und etwa eine Kopie des Reisepasses hochladen.