Übersicht
Was passierte mit Michonne während ihrer Abwesenheit von Ricks Gruppe in den Comics? Dieser Frage geht das dreiteilige Spiel «The Walking Dead – Michonne» nach, das komplett losgelöst von den anderen Games der Reihe erschienen ist. Darin denkt die Heldin nach dem Verlust ihrer beiden Töchter über Selbstmord nach, wird dann aber von Pete gerettet, der mit einem Kutter der Küste entlang schippert. Nach einem Funkruf suchen Michonne und Pete auf einem Schiffswrack nach Vorräten und Überlebenden. Doch dort beginnt die Situation schnell zu eskalieren.
Trailer zu «The Walking Dead – Michonne»
Das hat uns gefallen
Die Geschichte zeigt primär, wie ein einfacher Diebstahl in einer Welt, in der viele Menschen ziemlich durchgeknallt sind, zu Mord und Totschlag führt. Dabei gelingt es dem Spiel raffiniert, vom relativ harmlosen Anfang die Schraube immer weiter anzuziehen, bis es zu mehreren gewalttätigen Auseinandersetzung kommt. Dabei hat man, typisch für die Reihe, wieder jede Menge Entscheidungen zu treffen, die aber noch selten so hart und moralisch zweifelhaft waren wie im Michonne-Ableger. Dem Spiel tut es gut, nach der sehr jungen Clementine dieses Mal eine harte Erwachsene als Heldin zu haben.
Zur gelungenen Story tragen auch die toll geschriebenen Dialoge bei, die von hervorragenden Sprechern vertont wurden. Besonders Samira Wiley («Orange is the New Black») macht als Michonne einen ausgezeichneten Job. Gut ausgearbeitet sind aber auch die Bösewichte, auf die man im Laufe der Geschichte selbst als ausgeglichener Spieler einen gewissen Zorn entwickelt.
Für die eher rührseligen Szenen sorgen Michonnes Flashbacks, die zeigen, wie sie zur Zeit des Zombie-Ausbruchs den Kontakt zu ihren beiden Töchtern verliert. Diese Begebenheit quält sie durchs ganze Spiel hindurch, wobei sie immer wieder das Opfer von Visionen wird. Auch dieser Nebenplot kommt zu einem gelungenen Ende.
Das hat uns genervt
Das ganze Spiel wirkt etwas hektisch inszeniert. Besonders die Bootscrew tritt kaum in Erscheinung. Dies hat zur Folge, dass uns im Verlauf des Spiels ziemlich egal ist, was mit ihr passiert. Hier hätten einige Dialoge mehr zur Charakterbildung ganz gut getan. Auch bei einigen weiteren Nebenfiguren hat man das Gefühl, als hätte man sie nicht so ganz durchdacht. Zudem verhält sich eine davon so strohdumm, dass ihr Ableben arg konstruiert und eher lächerlich wirkt.
Die gestraffte Erzählweise wirkt sich auf die Spielzeit aus. Während in der Hauptserie jeder Teil auf rund zwei Stunden ausgelegt ist, dauern die Episoden hier nur rund 75 Minuten. So hat man das ganze Spiel in knapp vier Stunden durch. Dies ist umso ärgerlicher, als dass hier tatsächlich noch Bedarf gewesen wäre, einigen Figuren etwas mehr Platz einzuräumen.
Fazit
Abgesehen vom Umfang kann der Michonne-Dreiteiler durchaus mit den Teilen der Hauptreihe mithalten. Dies liegt primär an der gelungenen Geschichte und an den hervorragend ausgearbeiteten Hauptfiguren. Trotzt der gehetzten Erzählweise ist das Game massiv besser als der schwache Ableger «400 Days», der die erste mit der zweiten Staffel der Hauptserie verband. Wer mit den typischen Telltale-Spielen trotz ihres meist linearen Verlaufs und des völligen Fehlens von Rätseln etwas anfangen kann, erlebt mit «The Walking Dead – Michonne» definitiv keine Enttäuschung.
Wertung: 8 von 10 moralisch zweifelhaften Entscheidungen
The Walking Dead – Michonne, für PC, PS3, PS4, Xbox 360, Xbox One, iOS, Android, ab 18 Jahren