Übersicht
Als Anfang der 90er-Jahre CD-Roms am PC die Diskette ersetzten, kamen viele Gamehersteller auf die Idee, den zusätzlichen Speicherplatz für Aufnahmen mit Schauspielern zu benutzen. Daraus entstand das Genre der Full-Motion-Video-Spiele, kurz FMV. Die bekanntesten Vertreter sind zum Beispiel «Gabriel Knight 2», die «Tex Murphy»-Reihe oder «Phantasmagoria» das damals auf 7 CD-Roms veröffentlicht wurde. Mit der immer besseren Game-Grafik verschwand das Genre dann aber wieder sang- und klanglos.
Nun erscheint mit «The Bunker» eine Art FMV-Revival, das in einem ehemaligen Atombunker in England gedreht wurde. Die Story dreht sich um John, der sich nach dem Tod seiner Mutter alleine im Untergrund befindet und dort der täglichen Routine nachgeht. Allerdings gibt es 30 Jahre nach dem Atomkrieg auf der Erdoberfläche nun auch im Bunker einen Störfall.
Das hat uns gefallen
Auch wenn die Ausgangslage des Spiels nicht besonders spektakulär wirkt, reisst einen die Geschichte mit der Zeit doch mit. Dies liegt daran, dass neben der Story über den Notfall auch viele Flashbacks zu sehen sind, die erzählen, warum John jetzt alleine im Bunker lebt. Zudem macht Adam Brown (Zwerg Ori in der «Hobbit»-Trilogie) einen hervorragenden Job. So gelingt es ihm perfekt, den von der Aussenwelt abgeschotteten und ängstlichen Protagonisten darzustellen. Auch die anderen Darsteller liefern solide Leistungen ab.
Zur Atmosphäre tragen zudem die Dreharbeiten in einem echten Atombunker bei. Die veralteten Computer, die herumliegenden Kassetten-Geräte, die relativ spärliche Einrichtung und die monotonen Korridore erzeugen eine ziemlich authentische Atmosphäre. Das Szenario des einsamen Mannes im Bunker wirkt tatsächlich relativ trostlos. Kommt dazu, dass im späteren Verlauf auch noch einige kleine Horror-Elemente den Weg ins Spiel finden, was die ganze Angelegenheit noch intensiver erscheinen lässt.
Das hat uns genervt
Spielerisch hat «The Bunker» wenig zu bieten. Das Game ist bis auf ein paar optionale Notizen oder Sammelgegenstände komplett linear. Mit John als einzigem lebendem Menschen fallen auch Gespräche komplett weg. So kann man sich das Spiel wie die Ausgabe eines Telltale-Adventures («The Walking Dead» oder aktuell «Batman») vorstellen, dem aber sämtliche Dialogoptionen fehlen. Kurzum: Neben dem Anwählen von bestimmten Stellen auf dem Bildschirm, womit man die nächste Filmszene auslöst, gibt es nicht viel zu tun.
Zudem ist das Spiel mit rund zwei Stunden sehr kurz und geht ausgerechnet dann zu Ende, kaum dass die Story einigermassen Fahrt aufgenommen hat. Etwas mehr Umfang, und sei es auch nur durch eine etwas intensiver beschriebene Hintergrundgeschichte, hätte dem Game durchwegs gut getan.
Fazit
Aus den wohl ziemlich bescheidenen Mitteln haben die Entwickler relativ viel herausgeholt. So wirkt «The Bunker» wie ein interaktives B-Movie. Leider kann es so als Spiel überhaupt nicht überzeugen, da die Interaktionsmöglichkeiten sehr bescheiden sind. Dank der Story und der schauspielerischen Leistung von Adam Brown kann es sich aber trotzdem lohnen, einen Blick ins Game zu werfen. Wer aber einen FMV-Titel sucht, der zusätzlich auch noch mit Dialogen und Rätseln aufwartet, ist zum Beispiel mit «Tesla Effect – A Tex Murphy Adventure» wesentlich besser bedient.
Wertung: 6 von 10 Störfällen in Atombunkern
«The Bunker», für PC, PS4 und Xbox One, ab 16 Jahren