Mit nur weltweit 13,5 Millionen verkauften Geräten bis Ende 2016 ist die Wii U definitiv kein kommerzielles Highlight unter den Nintendo-Konsolen. Deshalb wundert es kaum, dass der Gamehersteller bereits viereinhalb Jahre später einen Nachfolger an den Start bringt. Das Konzept der Switch ist raffiniert. So kann man die Konsole unterwegs als Handheld oder als Tablet und zuhause in Verbindung mit dem Fernseher nutzen. Das funktioniert toll, allerdings patzert Nintendo bei den Details.
Die Haupteinheit
Die eigentliche Switch sieht aus wie ein Tablet. Mit einer Diagonalen von 15,7 Zentimetern ist das Display merklich grösser als zum Beispiel jenes der PS Vita mit 12,7 Zentimetern. Der Monitor vermag Spiele in der Auflösung von 720p darzustellen. Beim Spielen von «Zelda – Breath of the Wild» hält die Konsole wie von Nintendo versprochen rund drei Stunden ohne Strom aus. Ansonsten lässt sich das Gerät über einen USB-C-Anschluss, den auch moderne Handys verwenden, wieder aufladen. Im Gegensatz zu aktuellen 3DS-Ausgaben ist dieses Mal ein Stromadapter in der Verpackung dabei.
Die Helligkeit des Bildschirms ist vergleichbar mit anderen aktuellen Geräten und sollte auch draussen im Schatten den Spielspass nicht mindern. Neben den Spielmodulen lässt sich auch noch eine SD-Karte einstecken und als zusätzlicher Speicherplatz benutzen. Das ist auch nötig, denn der neben dem Betriebssystem freie Speicherplatz von rund 26 Gigabyte (bei der PS4 Pro sinds über 1000 Gigabyte) ist sehr bescheiden. So sind bereits Spiele wie «Dragon Quest Heroes» angekündigt, die 32 Gigabyte benötigen. Wer sich diese im Online-Store kaufen möchte, benötigt also zwingend zusätzlichen Speicherplatz.
Ebenfalls total missraten ist der integrierte Standfuss. Dieser lässt sich viel zu wenig weit aufklappen, womit das Ganze so wirkt, als könnte das aufgestellte Gerät jederzeit umkippen – was es auf etwas weicheren Unterlagen wie der Lehne eines Ledersofas dann auch gerne tut. Ansonsten ist das Gerät aber hervorragend verarbeitet und besitzt den bisher besten Bildschirm eines Handhelds.
Das Betriebssystem
Im Gegensatz zur Wii U gibt die vorinstallierte Software keinen Grund zur Klage. Die Konsole ist in Windeseile aufgestartet und auch das Anwählen der einzelnen Punkte führt zu keinen Verzögerungen. Die Menüführung ist übersichtlich und wirkt aufgeräumt. Das einzige was noch fehlt sind zusätzliche Apps von Fremdherstellern. Im Gegensatz zur Wii U kann man die Switch momentan noch nicht für Netflix verwenden.
Die Controller
Die sogenannten Joycons lassen sich völlig problemlos am Display andocken, was sowohl durch ein fühlbares Einrasten als auch durch ein Klick-Geräusch von der Switch selbst bestätigt wird. Dies gilt auch für die Möglichkeit, die Joycons mit dem Grip zu einem einzigen Controller zu verbinden. Dieser liegt erstaunlich gut in der Hand. Zwar gibt es kein digitales Steuerkreuz, dennoch hatten wir bei der Steuerung der Spiele keine Probleme. Allerdings besitzen die hinteren Schultertasten etwas Spiel und die seitlich am Joycon angebrachten Tasten sind extrem schwammig und besitzen keinen wirklichen Druckpunkt. Zum Glück werden letztere abseits von Mini- und Partyspielen wohl kaum verwendet werden.
Das Dock
Die Verbindung zwischen Grundeinheit und TV-Gerät ist das Dock. Steckt man das Tablet rein, hat man im laufenden Betrieb das Spiel innerhalb von Sekunden auf dem TV-Gerät. Ein HDMI-Kabel zur Verbindung ist in der Verpackung mit dabei. Elegant: Die Anschlüsse lassen sich hinter einer aufklappbaren Abdeckung zum Verschwinden bringen. Allerdings ist das Dock extrem leicht und die Standfläche relativ klein, so dass man darauf achten sollte, dass die angeschlossenen Kabel relativ gerade verlaufen.
Die Spiele
Zwar dürfen wir unseren Test zu «The Legend of Zelda – Breath of the Wild» erst am Donnerstag um 12 Uhr veröffentlichen. Soviel sei aber jetzt schon verraten. Das Game hinterlässt einen hervorragenden Eindruck und ist absolut ein Kaufgrund für eine neue Konsole. Leider kommt es auf dem TV-Gerät mit 900er-Auflösung zu teilweisen Einbrüchen bei der Bildrate. In der Handheld-Konfiguration mit der 720er-Auflösung gab es keine sichtbaren Probleme. Trotzdem zeigt sich hier, dass die Switch in Sachen Leistung definitiv nicht mit der Konkurrenz mithalten kann.
Ansonsten sieht es an der Spielefront noch ziemlich dürftig aus und erinnert etwas an den N64, der 1996 mit nur zwei Starttiteln auf den Markt kam. Zwar sind mit dem «Mario Kart»-Remake, dem Farbshooter «Splatoon 2» und vor allem mit «Super Mario Odyssey» einige potenziell tolle Spiele angekündigt. Trotzdem hätte es direkt zum Start etwas mehr als ein «Let’s Dance» und einige Indie-Titel und Minispiel-Sammlungen sein dürfen.
Fazit
Vor allem der knapp bemessene Speicherplatz ist bei Nintendo-Plattformen eine leidige Angelegenheit und in Zeiten, in denen viele Spieler ihre Einkäufe gerne online tätigen, ein echtes Problem. Ansonsten hält die Switch was sie verspricht und ermöglicht tatsächlich den nahtlosen und problemlosen Wechsel zwischen portabler und heimischer Konsole. Vor allem das Tablet wirkt äusserst hochwertig. Die Controller liegen gut in der Hand, auch wenn die hinteren Schultertasten etwas zu viele «Freiheiten» besitzen. «Zelda»-Fans können dank «Breath of the Wild» gleich am Starttag am 3. März gerne zugreifen. Alle anderen können aber auch aufgrund der noch beschränkten Spieleauswahl gerne noch einen Moment warten.
Wertung: 7 von 10 mit Klickgeräusch eingerasteten Joycons
Nintendo Switch, ab 3. März 2017, rund 350 Franken