BLICK erklärt das Lieblingsspiel von Entführungsopfer Paul (12)
Ab wann ist «Minecraft» gefährlich?

Das Entführungsopfer Paul (12) hat den 35-jährigen Werner C. im Zusammenhang mit «Minecraft» kennengelernt. BLICK erklärt das Game und sagt, wo die Gefahren liegen.
Publiziert: 26.06.2016 um 16:50 Uhr
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Aktualisiert: 11.09.2018 um 14:35 Uhr
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«Virtueller Lego-Kasten»: In Minecraft bauen Spieler Welten aus Klötzchen.
Foto: xbox.com
Martin Steiner, Nicole Bruhin

Was ist «Minecraft»?

Am ehesten lässt sich das Spiel mit einem virtuellen Lego-Kasten vergleichen. So ist die endlose Welt aus Milliarden verschiedenfarbener Würfeln aufgebaut. Diese lassen sich von den Spielern abbauen, um damit neue Würfel herzustellen. Mit diesen lassen sich dann Möbel, Häuser oder ganze Dörfer aufbauen. In Minecraft gibt es hauptsächlich zwei Spielmodi. Im Überlebensmodus muss der Spieler Ressourcen sammeln und hat eine Gesundheitsleiste zum Überleben. Im Kreativ-Modus, in dem es keinen Gesundheitstatus gibt, stehen dem Spieler unbegrenzte Mengen an Ressourcen zur Verfügung stehen, um seine eigene Welt aufzubauen. Das bewerkstelligt man entweder alleine oder mit anderen Spielern gemeinsam.

Wo kann ich «Minecraft» spielen?

Das Game wurde ursprünglich für den Computer entwickelt. Es gibt mittlerweile aber auch Konsolenversionen von «Minecraft» für XBox, Playstation, Nintendo und Wii. Zudem ist es auf Smartphones spielbar.

Am Sonntag wurde Paul (12) von der deutschen Polizei befreit.
Foto: zvg

Besitzt «Minecraft» gewalttätige Inhalte?

Ja, aber so minime, dass die europäische Organisation für Altersfreigaben Pegi das Game ab 7 Jahren freigegeben hat. In der Empfehlung heisst es: «Nicht realistisch wirkende Gewalt gegenüber Fantasiefiguren - Gewalt in einem Zeichentrickfilm, einer Slapstick-Komödie oder einer kindlichen Umgebung, die auf sehr kleine Kinder verstörend wirken kann».

Hat Minecraft einen Lerneffekt für Kinder?

«Minecraft» wird auch in Bildungseinrichtungen verwendet. Um Schulen den Zugriff auf «Minecraft» zu ermöglichen, wurde 2011 die Organisation «MinecraftEdu» gegründet. Im September 2012 zählte die Organisation 250'000 Schüler mit Zugriff auf das Game. In einer schwedischen Schule ist das Spiel Pflichtfach. In der Schweiz wurde Anfang Juni an der Tagung «Innovative Schools» die Lerneffekte des Games vorgestellt.

Wie erfolgreich ist «Minecraft»?

Das «Würfelspiel» gehört zu den erfolgreichsten Games überhaupt. Stand Juni 2016 hat sich «Minecraft» weltweit 106 Millionen Mal verkauft. Auf dem PC ist es das meistverbreitete Spiel überhaupt. Und über sämtliche Spieleplattformen hinweg hat bislang nur noch «Tetris» mehr Exemplare abgesetzt. Im Jahr 2014 hat Microsoft die Firma Mojang, die das Spiel entwickelt hat, aufgekauft – und zwar für 2,5 Milliarden Dollar. Dies machte den eigentlichen Erfinder des Spiels – der inzwischen 39-jährige Schwede Markus Persson alias «Notch» – zu einem reichen Mann. Sein Vermögen wird auf 1,5 Milliarden Dollar eingeschätzt.

Foto: Screenshot

Wie hat Paul seinen Entführer kennengelernt?

Wie viele Online-Spiele besitzt auch «Minecraft» einen Chat, in dem sich Spieler über ihre Vorhaben, Strategien oder einfach nur zum Plaudern austauschen. Mit der zusätzlichen Software «TeamSpeak» bleibt man auch während des Spiels mit den Mitspielern per Headset verbunden. Dort werden aber oft weniger private Informationen preisgegeben – auch weil dort die Möglichkeit, dass Dritte mitlesen könnten, als relativ hoch empfunden wird. Wahrscheinlicher ist es, dass sich Entführer und Opfer in einem der unzähligen im Internet zu findenden Fanforen kennengelernt haben. Aufgrund der jungen Zielgruppe des Spiels ist die Gefahr umso höher, dass sich auch Menschen mit kriminellen Absichten dort herumtreiben.

Welche Gefahr geht von «Minecraft» aus?

Keine höhere als sonst im Internet. Auch dort gilt die Regeln, dass man gegenüber Anonymen zunächst mal misstrauisch sein sollte. Bei Kindern hilft vielleicht der Vergleich, dass man im realen Leben auch nicht bei einem Unbekannten ins Auto einsteigen sollte. So sollten Kinder auch bei anonymen Internetbekanntschaften keine persönliche Details von sich preisgeben und Annäherungsversuchen widerstehen.

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