Mit wenigen Klicks hat man sich angemeldet – und ist bereit für das grosse Duell der Völker. Denn der Fitness-Wettbewerb der Schweizer Firma Visionarity ist mehr als ein blosser Vergleich, wer mehr Schritte zurückgelegt hat.
Visionarity ist ein Online-Spiel mit dem Ziel, dass sich jeder Teilnehmer mehr bewegt – spielerisch und ohne Krampf. Wichtig auch: Mitmachen und gute Resultate erzielen kann jeder, ob er nun Supersportler ist oder Bewegungsmuffel.
BLICK hat die Plattform exklusiv testen können. Zwei Dutzend Redaktorinnen und Redaktoren haben sich eingeloggt und sich während rund vier Wochen in vier Teams gemessen.
Die Fitness-Wettkämpfe werden schrittweise komplexer
Und so funktioniert Visionarity: Mitmachen kann jeder mit einem Smartphone. Da als Basis ein Schrittzähler genutzt wird, erhöht sich die Genauigkeit der Resultate, wenn man die Schritte nicht nur mit dem Handy erfasst, sondern mit einem Fitnessarmband oder einer Smartwatch.
Das Gesundheits-Game baut sich nun schrittweise auf, anhand einer Story über die Entwicklung von Völkern über alle Kontinente. Das Spiel wird in jedem der vier Teile komplexer.
Zuerst sind es einfache Wettkämpfe, eng an die tägliche Schrittzahl gebunden. Danach kommen weitere Faktoren dazu. Man erzielt Punkte, indem man Fragen zur eigenen Gesundheit beantwortet oder bei einem Quiz mitmacht.
Auch Abzeichen bringen einen vorwärts. Die gibts etwa für 3000 Schritte über Mittag 20 Prozent Schrittwachstum gegenüber der vorherigen Challenge, oder wenn man aktiv im Forum mitmacht. Je weiter man in den Levels fortschreitet, desto wichtiger wird es, die richtigen Abzeichen zur richtigen Zeit zu erreichen.
Auch Bewegungsmuffel können punkten und werden so motiviert
BLICK hat die vierte und letzte Quest in Europa während vier Wochen absolviert, wo man in Teams gegeneinander antritt. Hier muss man zusammen in jedem Level Gebäude bauen. Mit genug Schritten oder Abzeichen. In Level 4 braucht es für die Farm etwa sechs Mal das Abzeichen «Breakfast Club», das die Gruppe erhält, wenn mindestens fünf Teammitglieder vor 9 Uhr 3000 Schritte erzielen.
Das Faszinierende daran: Jeder, der mitmacht, bewegt sich automatisch mehr. Und zwar ohne sich enorm zusätzlich anzustrengen. Man nimmt die Treppe statt den Lift und steigt im Bus oder Tram eine Haltestelle früher aus. Ja, nicht wenige der Teilnehmer geraten in ein Wettkampffieber und schauen sich genau an, welche Aufgaben zu erfüllen sind.
Wichtig ist aber, dass auch all jene erfolgreich mitmachen können, die anfangs vielleicht nur mässig motiviert sind. Denn viele Punkte gibts auch zu gewinnen, wenn man sich auf einem tiefen Niveau verbessert oder sich regelmässig beteiligt.
Ganz unterschiedliche Typen können zusammenspielen. Auch wenn jemand gar nichts macht, beeinträchtigt das die Gruppe nicht allzu stark. Das ist eine der grössten Stärken der Plattform.
Gesundheitsplattform der Swisscom übernommen
Es gibt noch einige Punkte, die beim Ausbau von Visionarity verbessert werden. So verfolgen die User momentan die gesamte Geschichte hinter der Challenge auf dem Computer mit. Über die App ist sie nur bruchstückhaft erlebbar.
Auch sonst braucht die App noch etwas Feinschliff, vieles ist über die Webseite einfacher und übersichtlicher erreichbar. Aber diese Arbeit wird in den nächsten Monaten garantiert gemacht.
Denn das Schweizer Unternehmen hat letztes Jahr die Gesundheitsplattform Healthi von der Swisscom übernommen. Das Fitness-Game wird nun dort integriert. Die Idee: Firmen sollen ein Komplettpaket nutzen können. Redaktionelle Inhalte zu Gesundheitsthemen, firmenspezifische Infos etwa zu Sportkursen oder Fitness-Angeboten und dann das grosse Visionarity-Spiel.
Die Swisscom etwa ist Kunde von Visionarity. Aber auch das Apothekennetzwerk Toppharm oder die Krankenkasse Swica, welche die Plattform für die Kunden nutzen. Zumindest bei einem Teil der Wettbewerbe zählt man in Zukunft Schritte nicht nur für die eigene Gesundheit, sondern kann auch Preise gewinnen.
Plötzlich macht man 10'000 statt 6000 Schritte pro Tag
Der Ansatz von Visionarity ist faszinierend, vor allem wenn man selber erlebt hat, wie jemand, der sonst 6000 bis 7000 Schritte im Tag macht, plötzlich über Wochen 10'000 und mehr erreicht – ohne dass er sein Leben total auf den Kopf stellt.
«Gamification» nennt sich dieser Trend im Gesundheitsbereich. Also mit spielerischen Ansätzen jemanden dazu bewegen, sich mehr zu bewegen. Krankenkassen, aber auch alle Institutionen, die sich mit Prävention befassen, sind sehr an solchen Konzepten interessiert.
Bislang beschränken sich praktische Anwendungen wie etwa die Aktivitätswettbewerbe über die Apple Watch auf einen eher simplen Vergleich, wer mehr Schritte pro Tag erzielt hat. Das Schweizer Konzept ist deutlich komplexer und bezieht auch die unterschiedlichen Voraussetzungen der Teilnehmer mit ein.