Das Angebot tönt wie so oft fast zu gut, um wahr zu sein. Die amerikanische Shopping-Plattform Wish, die Gadgets direkt aus China verschickt, verkauft Markenkopfhörer zu sensationell tiefen Preisen. Etwa den Bose QuietComfort 35 für 21 Franken plus 12 Franken Versand. In der Schweiz würde man 299 Franken dafür berappen. Der B&O Beoplay H9i für normalerweise 499 Franken steht für 28 Franken plus 12 Franken Versand bei Wish zum Verkauf.
Auch BLICK-Leser Ronnie S. sieht das verlockende Angebot. «Ich war natürlich wegen des tiefen Preises skeptisch», sagt er. Doch er geht das Wagnis ein und bestellt. Auch, weil der Bose-Kopfhörer als «refurbished» angepriesen wird, was den tiefen Preis erklären könnte. Denn mit dem Begriff sind Occasions-Geräte gemeint, die wiederaufbereitet wurden.
Doch als Ronnie S. ein paar Wochen später die Pakete mit den Gadgets erhält, ist er enttäuscht. Auf den ersten Blick sieht zwar alles gut aus: Verpackung mit Markenlogo, auch die Kopfhörer sehen aus wie die Originale. Schnell aber merkt er, dass Wish ihm dreiste Fälschungen geschickt hat.
Gefälschte Produkte aus billigem Plastik
Statt aus hochwertigen Materialien sind die Kopfhörer aus billigem Plastik, das teilweise erst noch unsauber verarbeitet wurde. Zudem fehlen Knöpfe und im Wish-Shop versprochene Features. So sollten beide Geräte eine aktive Geräuschunterdrückung haben. Doch Noise Cancelling sucht man vergebens, dafür ist jeweils ein FM-Radio eingebaut, das aber nur laut rauscht.
Allerdings muss man auch sagen: Wer vorher noch nie einen Kopfhörer von Bose oder B&O in der Hand hatte, muss schon genauer hinschauen, um die dreisten Kopien zu erkennen. Spätestens beim Soundcheck fallen die zwei Kopfhörer dann aber durch.
Natürlich kann man die Original-Apps von Bose oder Bang&Olufsen nicht nutzen, sondern muss die gefälschten Marken-Kopfhörer ganz normal via Bluetooth koppeln. Das Bose-Imitat tönt einigermassen OK – aber halt nicht besser, als man das für 25 Franken erwarten kann. Der Kopfhörer im B&O-Look dagegen hat Störgeräusche und ist einfach nur Schrott.
Und erst noch illegaler Schrott: Denn die Einfuhr von gefälschten Markenprodukten ist verboten. «Die Fälschung kann bei der Einfuhr vom Zoll eingezogen werden», sagt Jürg Herren. Er ist Leiter des Rechtsdienstes beim Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum. Wehrt sich der Besteller nicht, vernichtet der Zoll das Produkt.
Eine Busse muss man nicht befürchten, wenn man solche Kopfhörer zum privaten Gebrauch bestellt hat. «Würde der Besteller hingegen die gefälschten Kopfhörer weiterverkaufen, so würde er sich strafbar machen», sagt der Experte.
Teuer kann es werden, wenn man sich gegen die Massnahme des Zolls wehrt. Dann können die Hersteller gegen den Käufer ein Gerichtsverfahren einleiten und auf Schadensersatz klagen.
Geld retour, aber Versandkosten muss man abschreiben
Ronnie S. hat doppelt Glück gehabt. Einerseits hat der Zoll in den fast Zehntausenden China-Päckli, die pro Tag in die Schweiz gelangen, die Fälschungen nicht entdeckt. Andererseits erhält er von Wish problemlos das Geld retour, als er sich beschwert. Die Waren darf er trotzdem behalten. Die hohen Versandkosten allerdings muss der BLICK-Leser abschreiben.
Der amerikanische Online-Händler zeigt sich erfahrungsgemäss kulant, weil er nur Vermittler ist. Der Verkäufer aus China bleibt auf dem Verlust sitzen. Wish selber bleibt schadlos, weil der Anbieter sowieso einen Grossteil oder gar alle Versandkosten für sich behält.
Die Produkte selber verschwinden nicht von der Webseite, was beim Institut für Geistiges Eigentum nicht erstaunt. «Plattformen wie Wish, die keine eigenen Waren verkaufen, kontrollieren die Angebote der Händler in der Regel nur sehr begrenzt», sagt Jürg Herren. Andere wie Ebay oder Alibaba haben Programme zum Schutz vor geistigem Eigentum eingerichtet. Hierzulande aktive Anbieter wie Tutti, Meindeal, Anibis und auch Ebay sind zudem Schweizer Plattform gegen Fälschung und Piraterie «Stop Piracy» und gehen aktiv gegen Fälschungen vor.
Was zudem auch gut zu wissen ist: Nicht jedes Angebot auf Wish ist wirklich ein Schnäppchen. Für 30 bis 40 Franken – also gleich teuer wie die Markenfälschungen aus China plus Versand – bekommt man auch bei Schweizer Händlern Bluetooth-Kopfhörer. Die haben zwar keinen klingenden Markennamen, funktionieren aber richtig, haben zwei Jahre Garantie, tönen meist sogar deutlich besser und sind insgesamt ihr Geld wert.
- Nachteil Online-Shopping: Original-Fotos oder Logos von Markenherstellern kann jeder Verkäufer raufladen. Daher sind Fälschungen im Internet schwieriger zu erkennen, als wenn man das Produkt in die Hände nehmen kann.
- Niedriger Preis: Ein Rabatt von 70 Prozent oder mehr ist auch im Konsumgüterbereich ungewöhnlich. Gerade bei Gadgets kann man durchaus mit Schweizer Preisen vergleichen, denn bei Technik sind wir hierzulande keine Hochpreisinsel. Ist also ein Produkt massiv günstiger als überall sonst, deutet das auf eine Fälschung hin. Luxusgüter wie Uhren werden generell sehr selten mit Rabatten verkauft, hier muss man speziell wachsam sein bei vermeintlichen Schnäppchen-Angeboten.
- Ungewöhnliche Internetadressen: Manche Händler kopieren auch gleich einen ganzen Online-Shop und erwecken den Anschein, ein Markenvertreter zu sein. Ungewöhnliche WWW-Adressen oder eine Differenz zwischen Link-Name und tatsächlichem Link können auf Fake-Shops hinweisen.
- Hinweise auf Kopien: Manchmal werden Fälschungen versteckt auch als «offizielle» Kopien deklariert, also etwa mit dem Begriff «Replica» oder «Imitat». Legal ist das trotzdem nicht. Achten Sie darauf, ob solche Hinweise in der Artikelbeschreibung vorkommen.
- Fehler und Mängel: Schreibfehler im Text, offensichtlich hineinkopierte Angaben, Übersetzungsmängel, verpixelte Bilder etc. – das alles deutet auf unseriöse Händler hin.
- Ruf des Verkäufers: Bei wenig bekannten Shops kann eine Google-Suche Klarheit schaffen, ob man ihm trauen kann.
- Nachteil Online-Shopping: Original-Fotos oder Logos von Markenherstellern kann jeder Verkäufer raufladen. Daher sind Fälschungen im Internet schwieriger zu erkennen, als wenn man das Produkt in die Hände nehmen kann.
- Niedriger Preis: Ein Rabatt von 70 Prozent oder mehr ist auch im Konsumgüterbereich ungewöhnlich. Gerade bei Gadgets kann man durchaus mit Schweizer Preisen vergleichen, denn bei Technik sind wir hierzulande keine Hochpreisinsel. Ist also ein Produkt massiv günstiger als überall sonst, deutet das auf eine Fälschung hin. Luxusgüter wie Uhren werden generell sehr selten mit Rabatten verkauft, hier muss man speziell wachsam sein bei vermeintlichen Schnäppchen-Angeboten.
- Ungewöhnliche Internetadressen: Manche Händler kopieren auch gleich einen ganzen Online-Shop und erwecken den Anschein, ein Markenvertreter zu sein. Ungewöhnliche WWW-Adressen oder eine Differenz zwischen Link-Name und tatsächlichem Link können auf Fake-Shops hinweisen.
- Hinweise auf Kopien: Manchmal werden Fälschungen versteckt auch als «offizielle» Kopien deklariert, also etwa mit dem Begriff «Replica» oder «Imitat». Legal ist das trotzdem nicht. Achten Sie darauf, ob solche Hinweise in der Artikelbeschreibung vorkommen.
- Fehler und Mängel: Schreibfehler im Text, offensichtlich hineinkopierte Angaben, Übersetzungsmängel, verpixelte Bilder etc. – das alles deutet auf unseriöse Händler hin.
- Ruf des Verkäufers: Bei wenig bekannten Shops kann eine Google-Suche Klarheit schaffen, ob man ihm trauen kann.