Spätestens seit Fussballstars wie Neymar, Paul Pogba, Gareth Bale, Gigi Buffon oder Robin van Persie Werbung für Wish machen, ist die Shopping-Plattform kein Geheimtipp mehr.
Inzwischen ist Wish zusammen mit Aliexpress bei uns für 80 bis 90 Prozent der Päckli-Schwemme aus China verantwortlich. Das sind bis zu zwei Millionen Stück pro Monat! In der Schweiz sind die Onlinehändler aus Asien politisch unter Druck, weil sie keine Mehrwertsteuer bezahlen und von viel zu tiefen Posttarifen profitieren.
Bei Wish gibt es aus Konsumentensicht zusätzliche Vorbehalte. Denn der BLICK-Test zeigt, Kunden werden systematisch abgezockt. Schon vor einem Jahr schnitt die Plattform bei Testkäufen von BLICK schlecht ab. Und inzwischen hat sich nichts verbessert.
Und so zockt Wish die Schweizer Kunden ab
- Irreführende und falsche Produktangaben: Immer wieder sind Produktbeschreibungen unvollständig oder schlicht falsch. So kommen die bestellten In-Ear-Kopfhörer nur mit einem Ohrhörer, auch wenn auf einem Bild klar zwei gezeigt werden. Die vor einem Jahr getestete Powerbank, die statt angepriesener 50'000 mAh höchstens 5000 mAh Kapazität hat, bietet Wish unbeeindruckt weiter an. Trotz Reklamation wurde die Werbung nicht angepasst. Im Gegenteil, nun soll die Powerbank für 13 Franken gar 100'000 mAh haben.
- Hohe Versandkosten: Während viele chinesische Shopping-Portale wie Aliexpress einen Gratis-Versand anbieten, kostet das Porto bei Wish immer extra. Für drei bestellte Produkte im Wert von 41.25 Franken bezahlten wir ganze 22 Franken Versandkosten. Wichtig zu wissen: Es wird für jedes Produkt separat Porto verrechnet, es spielt also keine Rolle, ob man alles einzeln oder zusammen bestellt.
- Gratisprodukte sind nicht kostenlos: Wish bietet auch immer wieder Gadgets kostenlos an. Allerdings bezahlt man auch hier im Vergleich happige Versandkosten. Das bestellte Gratisprodukt kostete so plötzlich drei Franken – und ist somit teurer als bei der Konkurrenz, wo nur 2.10 Franken inklusive Versand fällig werden.
- Absurde Preisvergleiche: Statt 260 nur 35 Franken, statt 787 Franken nur 18 Franken – Wish wirbt mit unglaublichen Rabatten. Fast jedes Produkt ist mit einem durchgestrichenen Originalpreis angeschrieben, der um ein Vielfaches höher ist als der vermeintliche Schnäppchenpreis. Der Onlineshop arbeitet aber mit reinen Fantasie-Preisen.
- Kunden zum Kauf drängen: Die absurden Preisnachlässe sind nur eine fiese Masche, damit die Kunden möglichst schnell und ohne nachzudenken zuschlagen. Das ganze Portal ist darauf ausgelegt. Es werden willkürlich Countdowns angezeigt, die suggerieren, der günstige Preis gelte nur noch ein paar Minuten. Und wenn man das Produkt gleich jetzt in den Warenkorb legt, gibts nochmals einen Nachlass. In der App muss man danach nur noch einen Schieberegler betätigen und hat schon eingekauft. Dieser blinkt und bewegt sich so nervend, dass es einem dauernd in den Fingern zuckt.
- Zu teure Preise: Wish ist trotz Billig-Preisen nicht günstig. Die von BLICK getesteten Produkte waren alle auch bei Aliexpress erhältlich, jeweils gleich teuer oder gar billiger. Zudem kann man dort ohne Versandkosten bestellen und fährt so in jedem Fall besser.
- Schlechte Produktequalität: Keines der drei getesteten Produkte konnte qualitativ überzeugen. Die Drahtlos-Kopfhörer kommen nur mit einem Ohr-Teil und bieten miserablen Sound. Auch beim Bluetooth-Lautsprecher ist die Klangqualität unterirdisch. Und bei der 3D-Lampe ist kein dreidimensionaler Effekt sichtbar. Sie alle sind nicht mal das wenige Geld wert, das sie gekostet haben. Ganz klar: Auch wenn das Shopping-Portal in den USA den Sitz hat, werden primär China-Produkte verkauft. Die Päckli kommen direkt von dort, von denselben Kleinhändlern, die auch auf Aliexpress und Co. präsent sind. Wish ist immer nur der Vermittler der Produkte – auch wenn das auf der Webseite kaum sichtbar ist.
Darum ist Wish trotz Abzocke so erfolgreich
Mit der modernen und schicken Webseite spricht der Onlinehändler vor allem junge Kunden an. Und rechnet damit, dass bei vermeintlichen Billig-Schnäppchen schnell gekauft wird. Ohne Preise zu vergleichen und ohne genau hinzuschauen. Dazu trägt auch die aggressive Werbung und das aufdringliche Rabattsystem bei. Wer sich etwa täglich in die App einloggt, bekommt einen Zusatzbonus.
Ist das Produkt dann Schrott, wird es weggeworfen. Eine Reklamation sparen sich wohl viele Kunden nach dem Motto: «Es hat ja nicht so viel gekostet.»
Recht schnelle Lieferung und anständiger Kundendienst
Nicht alles ist schlecht beim chinesisch-amerikanischen Onlinestore. Bei den Lieferfristen ist Wish oft schneller als versprochen. Es dauert trotzdem mindestens 20 Tage, bis die Produkte kommen, das ist aber für Produkte aus China nicht ungewöhnlich.
Wichtig auch, dass man via Paypal bezahlen kann. So muss man seine Kreditkarten-Daten nicht herausgeben und ist abgesichert. Der Kundendienst über automatisierte Chats ist ebenfalls gut gelöst. Man hat sofort Kontakt, kann etwa eine Bestellung stornieren oder Mängel reklamieren. Tatsächlich wird auch beim Kopfhörer (siehe unten) ohne grosse Diskussion das Geld zurückerstattet.
Natürlich gibt es auch durchaus Produkte, die ihr Geld wert sind. Doch die zu finden ist auf Wish schwieriger als anderenorts. Bei Wish hat jedes Produkt vier bis fünf Sterne, und nur positive Kommentare werden angezeigt. Bei Aliexpress gibts durchaus kritische Rückmeldungen und oft Fotos von Käufern, die das Produkt in der realen Welt zeigen.
Und so haben unsere vier Testprodukte im Detail abgeschnitten:
Gratis-Fisch-Köder sind doch nicht kostenlos
Wish vertreibt ja auch Gratis-Produkte. Der Versand ist allerdings nicht kostenlos. Unsere zehn Gratis-Fischköder kosten so plötzlich drei Franken. Das Produkt ist an sich durchaus in Ordnung. Der Schönheitsfehler: Identische Angebote gibts auch auf Aliexpress. Hier kosten zehn Stück 2.10 Franken – der Versand ist gratis.
Die Drahtlos-Kopfhörer kommen nur mit einem Hörer
Vielleicht hätte man ja beim Preis von 1.90 Franken (plus drei Franken Versand) stutzig werden müssen, aber das Bluetooth-Headset/Headphone besteht tatsächlich nur aus einem Hörer. Der sieht aus wie eine Airpods-Kopie – einfach doppelt so gross, sodass er kaum ins Ohr passt.
Zwei Hörer sind bei jedem Anbieter eigentlich selbstverständlich, auch Wish zeigt auf mindestens einem Bild zwei Hörer. Das Angebot ist daher eine bewusste Irreführung der Kunden.
Die Verbindung via Bluetooth klappt immerhin problemlos, die Soundqualität ist aber unterirdisch. Als reines Telefon-Headset ist das Teil auch nicht geeignet, da der Anrufer einen kaum versteht. Mit knapp drei Stunden ist auch die Akkulaufzeit weit unterdurchschnittlich.
Inzwischen hat Wish übrigens das Foto mit zwei Hörern entfernt, und der Preis beträgt nun zwei Franken. Bei Aliexpress gibts übrigens dieselben Hörer für denselben Preis, aber versandkostenfrei und als Einzelstück deklariert.
Der 3D-Elefant ist einfach nur Schrott
Zu den beliebtesten Deko-Produkten gehören 3D-Objekte. BLICK bestellte sich einen Elefanten für 12.35 Franken. Die Enttäuschung ist gross, denn vom versprochenen dreidimensionalen Effekt sieht man fast gar nichts. Kein Vergleich zu den Beispielfotos in der Produktbeschreibung.
So ist der Elefant nicht viel mehr als eine von farbigen LED beleuchtete perspektivische Skizze auf Acrylglas. Immerhin gibts eine Fernbedienung für den Farbwechsel, und man kann das Licht mit Batterien oder über ein USB-Ladegerät betreiben.
Die 12 Franken aber ist das Billig-Teil auf keinen Fall wert und schon gar nicht die 103 Franken, die es ursprünglich gekostet haben soll. Der einzige Trost: Den Elefanten gibts auch auf Aliexpress nicht billiger.
Der Lautsprecher blinkt schön und tönt schlecht
Der Bluetooth-Lautsprecher ist mit 40 cm Höhe nur aus der Ferne beindruckend –und solange man keine Musik laufen lässt. Sechs LED blinken farbig, was durchaus ansprechend aussieht. Aus der Nähe betrachtet ist das Gadget aber nicht viel mehr als eine billige Sperrholz-Box mit schäbiger Plastikverkleidung.
Man kann ganz einfach sein Handy via Bluetooth koppeln oder Musik über Speicherkarten oder einen USB-Stick abspielen. Der Lautsprecher hat sogar einen Aux-Eingang. Zudem ist ein Akku eingebaut, der immerhin sieben bis acht Stunden hält.
Die wichtigste Aufgabe erledigt der Speaker aber nur ungenügend. Der Sound ist dumpf und flach. Kein Bass, keine Präzision. Wenn man das Volumen aufdreht, scheppert der Lautsprecher grell und laut. Wer zudem genau hinschaut, bemerkt, dass zwei von drei Lautsprechern nur Attrappen sind.
Bei normaler Lautstärke bietet jedes Smartphone einen besseren Klang. Und die kleinsten Bluetooth-Lautsprecher von Sony, die SRS-XB01, die es schon für 24 Franken bei Interdiscount gibt, tönen um Welten besser und sind somit der weit bessere Deal.
Denn wir haben für den Wish-Speaker 27 Franken bezahlt – dazu kommen unverschämte 12 Franken Versandgebühr. Bei Aliexpress gibts ihn für einige Franken weniger und vor allem ohne Versandkosten. Ein deutlicher Preisunterschied. Allerdings wird der Klang dadurch auch nicht besser.