Seit Anfang Jahr gibt es einen neuen Standard für drahtloses Internet. «Wi-Fi 6» heisst er – oder auch «802.11ax» gemäss dem alten komplizierten Namensschema. Wi-Fi 6 soll die Geschwindigkeit um mindestens 30 Prozent erhöhen. Das liegt unter anderem daran, dass die beiden Frequenzbänder 2.4 und 5 Gigahertz neu parallel genutzt werden können. Und jede einzelne Antenne des Routers mehr Power hat.
So kann man auch ohne grosse Einbussen mehrere Geräte parallel nutzen. Das Netzwerk ist weniger schnell überlastet. Das ist speziell wichtig, da in vielen Haushalten schon heute rund fünf bis zehn Geräte drahtlos mit dem Internet verbunden sind. Auch bei der Distanz – etwa von Tablet oder Smartphone zum Router – ist der Spielraum grösser wie bisher.
Soweit die Theorie. BLICK wollte wissen, was das im Alltag bedeutet und hat sich einen Test-Router mit Wi-Fi 6 besorgt. Das ist momentan gar nicht so einfach und ein teurer Spass. Denn im Handel gibt es nicht viel mehr als ein halbes Dutzend Angebote, die zwischen 200 und 500 Franken kosten.
Wi-Fi 6 lässt sich einfach konfigurieren
Im Test haben wir einen futuristischen Netgear Nighthawk AX12 installiert, der bei Brack.ch etwas mehr als 400 Franken kostet. Der WLAN-Router sieht aus wie ein Stealth Bomber mit hochklappbaren Flügeln. In letzteren stecken die Antennen.
Die gute Nachricht: Für den neuen Internetstandard muss man nichts besonderes einstellen oder konfigurieren. Der Nighthawk lässt sich wie andere WLAN-Router installieren. Eine App führt Schritt für Schritt durch den Prozess. Das ist für jedermann in zehn Minuten machbar.
Die schlechte Nachricht: Zu Hause werden die meisten User davon nicht viel merken. Denn auch die Empfangsgeräte müssen Wi-Fi 6 unterstützen, und es gibt praktisch noch keine solchen auf dem Markt. Eine Ausnahme ist das Samsung Galaxy S10.
Das liegt daran, dass gar noch nicht alle Details des Standards festgelegt sind. Ab Herbst allerdings dürften dann ganz viele Gadgets mit Wi-Fi 6 auf den Markt kommen: Smartphones, Tablets, Notebooks, aber auch Smart-Home-Geräte.
WLAN ist immer noch deutlich schlechter als Kabel
Wir haben für unsere Tests ein Galaxy S10 genutzt. Und tatsächlich erscheint beim WLAN-Symbol eine kleine «6», sobald man mit dem neuen Router verbunden ist. Bei den ersten Messungen zeigt sich aber vor allem eines, nämlich wie viel Kapazität gegenüber einer Kabelverbindung verloren geht. Von den rund 1000 MBit/s (Megabits per Second) erreichen wir auch mit Wi-Fi 6 maximal rund 550 MBit/s beim Download, beim Upload sind es mit 800 MBit/s erstaunlicherweise deutlich mehr.
Zwei Räume neben dem Modem mit zwei Betonwänden dazwischen sind es dann auch mit der neuen Technik nur noch 160 MBit/s im Download. Immerhin reicht das weiterhin locker, um etwa hochauflösende Videos zu streamen.
Wi-Fi bringt eine spürbar bessere Verbindung
Was der Test aber auch zeigt. Wi-Fi 6 bringt tatsächlich etwas. Im direkten Vergleich haben wir überall in der Wohnung besseren Empfang, teilweise mit substanziellen Unterschieden.
Im Büro etwa erreichen wir mit dem Samsung und Wi-Fi 6 280 MBit/s, mit einem anderen Handy nur 160 MBit/s. Im Wohnzimmer sind es 166 MBit/s statt nur 71 MBit/s. Und im Schlafzimmer messen wir mit neuem Standard 366 MBit/s, ohne sind es nur gerade 149 MBit/s.
Generell zeigt sich: Die Unterschiede in der Verbindungsqualität vergrössern sich, je schlechter der Empfang ist. Sprich: Wi-Fi 6 bringt zu Hause vor allem dort einen spürbaren Vorteil, wo die Verbindung nicht gut ist. Also etwa in Räumen, die vom WLAN-Router weit entfernt sind.
Der Standort des Routers in der Wohnung ist entscheidend
Egal wann, wie und wo man testet, mit dem neuen Standard für drahtloses Internet hat man einen besseren Empfang. Manchmal sind es nur 20 Prozent, manchmal aber auch die doppelte Geschwindigkeit. Das hilft, das Potenzial des drahtlosen Internets auszuschöpfen.
Denn das zeigt der Vergleich auch: Bei WLAN zu Hause gibts viel Steigerungsmöglichkeiten. Wer einfach irgendwo in der Wohnung einen Router aufgestellt hat, der verliert massiv an Internet-Speed. Mit Wi-Fi 6 verbessert sich die Verbindungsqualität spürbar, gerade dort, wo der Empfang nicht so gut ist.