WLAN ist gerade zu Corona-Zeiten ein nerviges Thema. Dutzende Geräte hängen in vielen Haushalten am drahtlosen Internet. Und wenn Homeoffice, Fernunterricht und Videostream gleichzeitig stattfinden, gibts auch mal Stau auf der Datenautobahn. Zudem geht mit WLAN oft ein Grossteil des Internet-Speeds verloren – vor allem, wenn man sich nicht gerade neben dem Router befindet.
Es gibt diverse Methoden, um die WLAN-Situation zu verbessern. Einige findet man hier in diesem Artikel beschrieben. Gerade wenn die Sendestation des Internetanbieters schwach ist, bleibt aber oft nur, ein neues System zu kaufen.
Seit einigen Jahren mischt auch Google im WLAN-Markt mit. Und hat nun mit Nest Wifi die zweite Generation seines Mesh-Systems vorgestellt. Mesh bedeutet vereinfacht, dass man mehrere Zugangspunkte fürs drahtlose Internet in der Wohnung hat, die sich selbständig konfigurieren und miteinander Daten austauschen. Sprich: Man hat in der gesamten Wohnung dasselbe Login; wenn man herumläuft, bemerkt man den Wechsel von Zugangspunkt zu Zugangspunkt nicht.
Nest Wifi kostet als Zweierset 289 Franken im Google Store. Dafür gibts den zentralen Wifi-Router, der an einen Internetzugang gehängt werden muss – plus einen Zugangspunkt. Der Router allein würde 179 Franken kosten, Zugangspunkte jeweils 159 Franken. Übrigens: Nest Wifi ist zum ersten Mal offiziell in der Schweiz erhältlich. Bislang gabs das Internetsystem von Google nur als Direktimport.
Die Installation ist ein Kinderspiel
Und so funktioniert das Ganze: Zentral ist die Google Home App, die es nicht nur für Android gibt, sondern auch fürs iPhone. Einfach den Router an Strom und Internetzugang anschliessen, danach mit der App in wenigen Schritten alles konfigurieren. Hier kann man auch gleich den Login-Namen und das Passwort fürs WLAN-Netz wählen.
Das ist sicher die grosse Stärke: Installation und Konfiguration sind wirklich einfach und für jedermann machbar. Auch Zugangspunkte kann man danach mit wenigen Klicks hinzufügen. Die App bietet viele weitere Funktionen, auch das wird jeweils in einfachen Schritten erklärt.
So kann man für die Geräte von Kindern WLAN-Pausen einrichten, etwa zur Schlafenszeit. Die haben dann einfach keinen Zugang zum drahtlosen Internet mehr. Oder aber man erstellt ein Gastnetzwerk für Besucher. Viele Smart-Home-Geräte wie etwa die Hue-Lampen von Philips sind direkt mit Nest kompatibel. Und auch Google selbst hat Sicherheitskameras, digitale Türglocken oder Rauchmelder im Programm.
Was etwas verwirrt, ist eine zweite App namens Google Wifi, die man ebenfalls noch im Store findet. Sie geht teilweise noch stärker in die Tiefe. So sieht man etwa bei jedem mit dem WLAN verbundenen Gerät, wie viel Daten es verbraucht.
Als Smart-Home-Speaker top, als Wifi-König nur mittelmässig
Der Zugangspunkt ist zusätzlich gleich noch ein Smartspeaker – leider aber die Zentraleinheit nicht. Darüber kann man den Google Assistant nutzen, das Smart Home per Sprache steuern, Musik abspielen, Suchabfragen machen oder sich den Wetterbericht vorlesen lassen. Der kleine Lautsprecher tönt dabei auch recht gut.
Allerdings: Ganz frei darin, wohin man den Zugangspunkt mit smartem Speaker stellt, ist man nicht. Denn Nest Wifi baut ein sogenanntes Mesh-Netzwerk auf. Und das funktioniert nur, wenn die Geräte nicht zu weit auseinander stehen. Immerhin zeigt einem die App auf Wunsch an, wie gut das WLAN ist.
Und die Unterschiede sind gross. Steht der Zugangspunkt zu weit weg, verliert man massiv an Internetgeschwindigkeit. In der Testwohnung stand der Router im Wohnzimmer, der Zugangspunkt im Gang. Im Schlafzimmer, wo man gern den Speaker gehabt hätte, war die Distanz schon zu gross oder die Betonwände zu dick.
Auch sonst überzeugte die WLAN-Power von Google nur mittelmässig. Das System mit Router und Zugangspunkt für 289 Franken musste zum Vergleich gegen das Kombi-Gerät mit Modem und Router von Salt antreten, der mit dem Internet-Abo gratis mitgeliefert wird. In rund 80 Prozent der Wohnung erreichte Salt mit einem Wifi-Sender den besseren Empfang als Google mit zwei Geräten. Allerdings muss man auch sagen, dass Salt einen überdurchschnittlich guten Router mitliefert.
Was zusätzlich nervt: Google hat sich beim Design der Geräte sehr Mühe gegeben – und leider auch das Netzteil durchgestylt. Mit dem runden Kopf aber versperrt es jeweils gleich mehrere Steckdosen. Total unnötig. Ein Nachteil ist auch, dass die Zugangspunkte keinen Ausgang für Kabel-Internet haben. Will man etwa einen TV, eine Game-Konsole oder einen Computer mit möglichst optimalem Internet versorgen, dann wäre ein Kabel besser als die drahtlose Verbindung, durch die man immer etwas Power verliert.
BLICK-Testfazit: Google punktet mit einem sehr einfach zu installierenden System, das sich automatisch konfiguriert. Ideal, wenn man bislang einen schlechten WLAN-Router hat oder ein grösseres Haus, wo man drei oder mehr Zugangspunkte braucht, um überall drahtloses Internet zu haben. Der BLICK-Test und der Test des Fachmagazins «Chip» vor einem Jahr mit dem Vorgängermodell zeigen: Beim Tempo gehört Google nicht zu den Besten. Da gibts andere Mesh-Systeme, die mehr Leistung umsetzen können – die aber teilweise deutlich teurer sind.