«Machine Learning» war das Wort des Abends. Dutzende Male fiel es während der Google-Keynote. Google-Chef Sundar Pichai sprach davon in den ersten Minuten des Events. Danach war es bei fast jedem neuen Gadget ein Thema. Google setzt also voll auf künstliche Intelligenz, auf Software und Systeme, die selber lernen, sich verbessern und sich dem Benutzer anpassen.
Tatsächlich ist das wohl die grösste Stärke von Google. Während sich die Hardware, etwa die eher merkwürdig designten Pixel 2 Smartphones, nicht wirklich von der Konkurrenz abheben kann, ist dies in der Kombination mit der Sofware anders. Zudem sind die neuen Google-Gadgets fast alle miteinander vernetzt.
Die Google Pixel 2 Smartphones mit Top-Kamera
Nehmen wir die zwei neuen Handys von Google, das Pixel 2 mit 5-Zoll-Oled-Screen und das Pixel 2 XL mit 6-Zoll-Oled-Screen. Beide kann man auf der Seite zusammendrücken und startet sofort den Google Assistenten. Machine Learning hilft nun etwa dabei, mit der Kamera E-Mail-Adresse, Muster oder Kinoplakate zu erkennen. Und es gibt auch eine automatische Songerkennung, die sogar läuft, wenn man sie gar nicht aktiv eingeschaltet hat.
Die Software des Pixel dürfte auch dabei helfen, die 12-Megapixel-Kamera zu einer der besten auf dem Markt zu machen. Im Gegensatz zu Apple oder Samsung setzt Google nur auf eine und nicht auf zwei Linsen, dank des Systems sind aber trotzdem Effekte wie ein Porträt-Modus möglich, wo das Sujet vorne scharf, der Hintergrund unscharf ist. Zudem werden Fotos oft aus mehreren Bildern zusammengesetzt, um bessere Resultate zu erzielen. Wir sind gespannt, wie das im Test aussehen wird.
Leider kommen die Geräte vorerst wie alle anderen vorgestellten Gadgets nicht direkt in die Schweiz. Man wird sie im Ausland, etwa Deutschland, kaufen müssen. Oder aber warten, bis die Händler bei uns den Import starten. Die Preise beim Pixel 2 starten bei 650 Franken, das Pixel 2 XL kostet mindestens 850 Franken.
Dafür bekommt man Toptechnik, aber ein mässig gelungenes Design. Der rote Powerknopf sticht wie bei der neuen Apple Watch heraus. Der Mix aus Glas und Metall wirkt nicht sonderlich modern. Und auf der Vorderseite gibts nach wie vor gut sichtbare Ränder rund um den Bildschirm. Immerhin sind die dünner als beim Vorgänger.
Die Google Home Familie wird jünger und reifer
Der Lautsprecher mit Sprachassistent wird in zwei Richtungen weiterentwickelt. Der Google Home Mini konzentriert sich auf die Assistentenfunktion. Das Gadget, kleiner als ein Donut und 50 Franken günstig, passt mit seiner textilen Oberfläche gut in den Wohnraum und bietet schnellen Zugang zum Google Assistenten, der via Sprachsteuerung bedient wird.
Google Home Max dagegen ist mit seinen zwei Subwoofern und zwei Hochtönern für Musikfans gedacht. Der Lautsprecher kostet rund 400 Franken und will dafür erstklassigen Klang bieten. Dafür nutzt er ebenfalls wieder Machine Learning. Und zwar um den Sound dem Raum und der jeweiligen Position des Speakers anzupassen. In Sekundenschnelle. Der Home Max soll sogar erkennen, wenn Hintergrundgeräusche lauter werden, etwa weil der Geschirrspüler gestartet wird. Auch dann wird das Klangbild dieser Situation angepasst, ohne dass man etwas machen muss.
Dolmetscher im Ohr und andere Highlights
Einer der faszinierendsten Momente der Präsentation war, als Google Translate in Kombination mit den neuen Google Pixel Buds vorgestellt wurden. Die drahtlosen Ohrhörer für 160 Franken sind die ersten Kopfhörer von Google. Und direkt mit dem Google Assistant verbunden. So kann man auch den Übersetzer aufrufen, der simultan in 40 Sprachen übersetzen kann. Faszinierend! Es tönt so, als hätte man seinen persönlichen Übersetzer dabei, der direkt aufs Ohr Satz für Satz in Echtzeit spricht – in der Demo auf der Bühne von Schwedisch auf Englisch und umgekehrt.
Was sonst noch neu ist: Das Google Pixelbook für rund 1000 Franken, ein dünnes und nur 1 kg leichtes Internet-Laptop mit 12,3-Zoll-Touchscreen und schnellen Prozessoren. Neu gibts einen Pen dazu und man kann alle Android-Apps nutzen. Witzig ist die Google Clips Kamera für 250 Franken. Sie macht automatisch kurze Videoclips, weil sie Personen und Situationen erkennt. Und dank künstlicher Intelligenz soll sie laufend dazulernen, was man gerne fotografiert haben möchte. Einfach hinstellen und einschalten, schon dokumentiert die Google Clips das Leben.