Früher waren vom Autohersteller eingebaute Navis unglaublich teuer und oft technologisch veraltet. Die günstige und oft bessere Alternative dazu war ein portables Navigations-Gerät von Garmin, TomTom und Co. Heute haben die Hersteller aber ein Problem.
Einerseits haben die Autobauer reagiert: Ihre Geräte sind günstiger und moderner, oft auch gleich in einem Ausstattungspaket inklusive. Noch schlimmer ist, dass jeder ein kleines Navi im Hosensack hat, nämlich das Smartphone. Egal ob iPhone oder Android-Gerät: Eine Karten-App mit Navigationsfunktion ist bereits eingebaut und gratis nutzbar. Google Maps etwa kann durchaus mit kostenpflichtigen Diensten mithalten.
Und es gibt unzählige Alternativen, die man sich als App herunterladen kann, einige gratis, andere kostenpflichtig. Der Datenverbrauch ist dabei höchstens im Ausland noch ein Thema, aber man kann auch bei vielen Gratis-Apps die Karten zu Hause im WLAN herunterladen.
Gibt es überhaupt noch einen Grund, ein separates Navi zu kaufen? Das wollte BLICK im Test wissen und hat sich dabei das Topmodell von Garmin angeschaut, das DriveSmart 65. Erfreulich: Auch mit Vollausstattung kostet es nur knapp 300 Franken.
Wunderbar grosser Bildschirm, einfache Bedienung
Zwei grosse Vorteile fallen einem schon nach der ersten Fahrt auf. Das Garmin lässt sich schnell und einfach nutzen und bedienen. Einschalten, an die Frontscheibe pappen, Ziel eingeben und losfahren. Während der Fahrt gefällt der riesige Screen, der fast sieben Zoll gross ist.
So werden einem auf einer Fläche wie fast bei einem Tablet alle notwendigen Infos angezeigt. Die Grafik mit 3D-Elementen ist dabei übersichtlich und gefällig, aber auch ein wenig altbacken. Eine realistische Satelliten-Ansicht wie etwa bei Google Maps sucht man vergeblich.
So schnell ist dann eben auch der Zauber wieder verschwunden. Denn ganz viele Features sind beim DriveSmart 65 zwar vorhanden, aber nicht besser oder gar schlechter gelöst als beim Smartphone. Etwa die Sprachsteuerung, die durchaus brauchbar ist, aber nicht an die Qualität des Google Assistant herankommt. Das Berechnen von Routen dauert deutlich länger als mit dem Handy.
Oder auch die durchaus praktische Integration von Tripadvisor, sprich von bewerteten Hotels, Restaurants oder Sehenswürdigkeiten, die man auf einen Knopfdruck suchen und sich dann dorthin lotsen lassen kann. Die App auf dem Handy ist da aber noch schneller und ausführlicher.
Ohne Smartphone funktioniert das Navi nur halb
Und: Um solche Features zu nutzen, brauchts dann doch wieder ein Smartphone. Denn man muss das Garmin-Navi dafür mit dem Handy koppeln. Das ist nicht nur bei verschiedenen Online-Anwendungen so, sondern auch bei Verkehrsdaten, welche das DriveSmart 65 ebenfalls über die Datenverbindung des Handys bezieht.
Was das Smartphone nicht kann: Das Navi kann man auch als Bildschirm für die optionale Rückfahrkamera nutzen. Die kostet 189 Franken und lässt sich drahtlos verbinden. Eine durchaus sinnvolle Sicherheitserweiterung, wenn man noch keine eingebaut hat.
Der Test zeigt, dass ein separates Navi durchaus noch Sinn machen kann – aber halt nicht mehr für jedermann, sondern für sehr spezifische Gruppen. Etwa für alle, die oft mit dem Auto ins Ausland fahren, aber keine Lust haben, sich jedes Mal passende Karten herunterzuladen.
Oder wenn ein Auto ohne eingebautes Navi von mehreren Personen genutzt wird und alle schnell und unkompliziert auf ein Routengerät zugreifen wollen. Oder auch als Ergänzung zu älteren Smartphones mit kleinem Bildschirm, die nicht so oft genutzt werden.
Das BLICK-Testfazit: Das DriveSmart 65 erledigt die Routenführung perfekt und ist einfach zu bedienen – so wie man sich das von Garmin-Geräten gewohnt ist. Allerdings merkt man auch, dass man bei den Navis keine riesigen Innovationen mehr erwarten darf. Auch weil die Geräte preislich konkurrenzfähig bleiben müssen. So ist die Entscheidung für oder gegen das DriveSmart nicht eine Entscheidung für oder gegen die Marke, sondern ganz generell eine Abwägung, ob man überhaupt noch ein externes Navi braucht.