Zeitschaltuhren sind ein beliebtes Mittel, um Einbrecher abzuschrecken. Sie schalten Lampen ein, während man in den Ferien ist. Und erwecken so den Eindruck, jemand sei zu Hause. Es gibt auch Lampen, die TV-Flimmern imitieren und Lautsprecher, die Hundegebell abspielen.
Mitipi geht einen Schritt weiter und katapultiert diese Präventionsmassnahmen ins digitale Zeitalter. Das Gadget imitiert einen virtuellen Mitbewohner mit Sound, Licht und Schattenspielen. Der steht am Morgen auf, geht duschen, telefoniert und simuliert so die Anwesenheit eines Bewohners.
So ist es jedenfalls geplant. Denn das erste Mitipi-Produkt ist noch nicht fertig. Das Schweizer Start-up ist noch in der Prototypen-Phase. Bis zur Consumer Electronic Show (CES) in Las Vegas (USA) im Januar soll das fertige Modell Premiere feiern und über Kickstarter auch bestellt werden können.
Digitale Mitbewohner über App einstellen
Gründer Julian Stylianou (31) zeigt Blick.ch erste Entwürfe. Eine Box etwa, die mit einer Birne und Lautsprecher das Grundprinzip simuliert und auf Knopfdruck eingeschaltet werden kann. Sie wird in ersten Testhaushalten eingesetzt, um Erfahrungen zu sammeln. Im finalen Produkt wird Mitipi dann über eine App gesteuert, wo man auch verschiedene digitale Mitbewohner einstellen kann.
Sogar das automatische Einschalten, wenn man mit dem Smartphone die Wohnung verlässt, ist angedacht. Zudem soll Mitipi auch ins Smart Home eingebunden werden können. Der Vorteil des Schweizer Gadgets: Es muss nicht mühsam installiert werden, was man nur für längere Ferien macht, sondern es ist jederzeit einsatzbereit, sodass man es immer nutzt, wenn man ausser Haus ist.
«Anfangs entwickelten wir noch in eine ganz andere Richtung», erzählt Julian Stylianou, der acht Jahre für IBM arbeitete. «Wir wollten eine App programmieren, die Einbruchsopfern beim Kontakt mit Behörden und Versicherungen hilft.» Bei Gesprächen mit Betroffenen hat das Start-up-Team aber gemerkt, dass die Probleme ganz woanders liegen. «Die psychologischen Folgen eines Einbruchs werden unterschätzt. Die Leute fühlen sich danach zu Hause nicht mehr sicher», sagt Stylianou. Untersuchungen hätten gezeigt, dass für 75 Prozent der Opfer das Eindringen in die Privatsphäre die schlimmste Folge der Tat ist.
Keine fixen Installationen nötig
«Unser Gadget soll daher dafür sorgen, dass der Einbruch gar nicht erst passiert», erklärt Stylianou. Das auch im Gegensatz zu den populären Kamerasystemen, die zwar ebenfalls das Sicherheitsgefühl verstärken, aber tatsächlich erst zum Einsatz kommen, wenn der Eindringling die Wohnung schon betreten hat. Gut zu wissen für Wohnungsmieter: Es braucht keine fixen Einbauten oder Installationen wie etwa bei Alarmanlagen.
300 bis 400 Franken soll Mitipi kosten. Das Konzept wird erstmals Anfang September an der IFA in Berlin der Öffentlichkeit vorgestellt. «Die Kickstarter-Kampagne Anfang Januar ist dann der Markttest, ob unser Produkt ankommt», sagt Stylianou. Bis dahin hat das vierköpfige Team aber noch viel zu tun.
Wer über die Entwicklung des jungen Start-ups auf dem Laufenden bleiben will, kann sich auf Mitipi.com einschreiben.