Die Erwartungen waren gross, als Google und Apple 2014 die ersten Smartwatches ankündigten. Eine Revolution am Handgelenk, so bedeutend wie das iPhone. Und für die Schweizer Uhrenindustrie das Todesurteil.
Drei Jahre später ist die Ernüchterung gross. Ende 2016 brachen die Verkäufe richtiggehend ein. Immerhin rechnen die Marktforscher von Canalys für 2017 wieder mit einem Anstieg der Zahlen um 18 Prozent auf 28,5 Millionen Stück.
Klar ist: Das ursprüngliche Smartwatch-Konzept hat nicht funktioniert. Die Uhr, welche alles kann und das Telefon ersetzt – die haben höchstens Tech-Nerds gekauft. Darum bleiben die smarten Zeitmesser das, was Uhren schon immer waren – ein Accessoire.
Watch-Apps sind nur noch Nebensache
In den Hintergrund gerückt sind die Apps. War Apple anfangs noch stolz darauf, trotz späterem Start Google bei den Apps für die Uhr schnell überholt zu haben, spielt dies heute keine Rolle mehr. Bei der Apple Watch 2 und vielen anderen der brandneuen Zeitmesser stehen zwei Themen im Vordergrund: einerseits das Uhrendesign, andererseits Fitness- und Sportfunktionen.
Die letzte Woche vorgestellte Schweizer Smartwatch konzentriert sich auf den Uhren-Lifestyle. Wer rund 3500 Franken für die Tag Heuer Connected Modular 45 investiert, kann das Smartwatch-Modul ab und zu ganz zu Hause lassen und mit einem analogen Werk am Handgelenk ausgehen.
Das Design ist auch bei anderen Neuheiten wichtig. Die Käufer wollen keinen Computer am Handgelenk, sondern einen modischen Zeitmesser. Wenn man die Uhr wie bei Tag Heuer sogar individualisieren und in Dutzenden Varianten bestellen kann, umso besser.
Smarte Fitness-Funktionen in schöner Verpackung
Der zweite Trend ist mindestens so wichtig – das zeigen schon die Zahlen der verkauften Wearables. Es werden nämlich jährlich viermal mehr Fitness-Tracker und Pulsuhren verkauft als Smartwatches.
So setzt zum Beispiel Huawei bei der zweiten Version seiner Smartwatch ganz auf Sport und Gesundheit: mit einem Pulssensor oder Fitness-Apps. Trainingspläne kann man direkt auf der Uhr erstellen.
Hersteller aus dem Fitness- und Gesundheitsbereich dagegen gehen den umgekehrten Weg. So macht etwa Garmin die Fēnix 5 alltagstauglich. Sie bietet weitere spezielle Funktionen für Jogger, Velofahrer, Bergsteiger oder Skifahrer. Gleichzeitig soll man sie von der Optik her den ganzen Tag tragen können.
Die Nokia-Tochter Withings setzt bei der Steel HR gar auf ein analoges Zifferblatt – hat aber trotzdem ein Display und einen Herzfrequenz-Sensor integriert. So werden auch Kunden angesprochen, die primär eine schöne Uhr wollen und bei denen smarte Funktionen erst an zweiter Stelle stehen.