Ab nächster Woche, am 1. Juli, stellt die Schweiz auf den neuen Einzahlungsschein um. Die sogenannte QR-Rechnung soll innerhalb von rund zwei Jahren die bisherigen Einzahlungsscheine ablösen.
Grösste Neuerung ist der Code, der mit der Smartphone-Kamera oder einem Lesegerät für den Computer eingescannt werden kann. Damit werden alle Angaben direkt ins E-Banking eingelesen. Weiterhin möglich ist aber auch, die Daten selbst abzutippen und auch die QR-Rechnung wie bisher am Postschalter zu bezahlen.
Wie genau die QR-Rechnung funktioniert, kann man hier nachlesen. Was auch klar wurde nach der Präsentation der neuen Einzahlungsscheine: Viele BLICK-Leserinnen und -Leser sehen die neue Zahlungsart kritisch. Darum hier die wichtigsten Fragen zur QR-Rechnung – und die Antworten des Finanzexperten.
Warum wird die neue QR-Rechnung nicht billiger?
«Eigentlich müssten die Rechnungen, die mittels QR-Code eingesammelt werden, mittel- bis längerfristig günstiger sein», sagt Rino Borini (43). Er ist Studiengangleiter CAS Digital Finance und Dozent an der Hochschule für Wirtschaft in Zürich (HWZ). Die QR-Rechnung spare Zeit und Geld, weil weniger manueller Aufwand nötig ist. So sinkt auch die Fehlerquote.
Aber der Experte gibt auch zu bedenken, dass gleichzeitig die Investitionen gross sind, etwa in die Sicherheit. «Alles muss immer einfacher und schneller gehen. Das hat seinen Preis, der nicht sofort sichtbar ist.» So erwarten die Leute heute etwa einen Kundendienst, der rund um die Uhr erreichbar ist.
Immerhin: Im Gegensatz zu vielen anderen Ländern wird das Zahlen mit der QR-Rechnung bei uns gratis bleiben. Und selbst scannen ist deutlich schneller, als wenn man zur Post geht, Einzahlungsscheine der Bank schickt oder alles abtippen muss.
QR-Rechnung: So funktioniert der neue Einzahlungsschein
Ist der neue Einzahlungsschein überhaupt sicher?
Die QR-Rechnung sei nicht weniger sicher als bereits bestehende Verfahren. Aber der Experte warnt auch davor, Zahlungen freizugeben, bevor man sie überprüft hat: «Hirn einschalten, bevor man blindlings etwas scannt.» Vor allem Rechnungen per E-Mail seien ein gefundenes Fressen für Cyber-Kriminelle.
«Lieber einmal zu viel nachfragen, als einfach blindlings eine QR-Rechnung anklicken oder sofort bezahlen», sagt Rino Borini. Immerhin: Eine Zahlung muss immer auf ein Schweizer oder Liechtensteiner Konto fliessen. Das Geld ist also nicht gleich im Ausland und weg. «Die Schweizer Finanzindustrie hat zudem in den letzten zehn Jahren Milliarden in Cyber-Security investiert», sagt der HWZ-Dozent.
Ist die QR-Rechnung die grosse Revolution im Zahlungsverkehr?
«Eine alles verändernde Innovation ist die QR-Rechnung sicher nicht», sagt Borini. Vielmehr sieht er es als Optimierung und Weiterentwicklung eines bestehenden Services. Und das ist durchaus sehr wichtig. Denn der Experte sagt: «Im Rechnungsbereich sind wir definitiv ein Land der Schlafkappen.» Viele Leute seien beim Thema Geld skeptisch gegenüber neuen Technologien.
Die QR-Rechnung ist daher ein wichtiger Schritt, weil der Code eine direkte Verbindung von der analogen in die digitale Welt ist. Jeder mit Internetanschluss kann ihn nutzen – und das sind in der Schweiz immerhin 93 Prozent der Haushalte.
Aber die QR-Rechnung ist auch nur ein Zwischenschritt. «Ganz digital ist die eBill, wo Rechnungen direkt ins E-Banking fliessen», sagt Rino Borini. Die Konsumenten müssen diese nur noch freigeben oder können auch gleich eine automatische Bezahlung einrichten.
«In Zukunft könnte man die Schnittstellen zudem für Händler öffnen, sodass man Waren beim Online-Shopping direkt übers eigene Konto zahlen kann.» Der Umweg über die Kreditkarte wäre dann bei Schweizer Shops nicht mehr nötig. «In der EU gibt es das bereits, die Schweiz steckt da aber noch in den Kinderschuhen», sagt der Experte.
Wird man nun immer mehr QR-Codes im öffentlichen Raum sehen?
«Jahrelang haben wir in der westlichen Welt den QR-Code belächelt», sagt Rino Borini. In Asien etwa sei der QR-Code so beliebt, weil er so einfach ist. Man kann jede Information damit kommunizieren: Telefonnummern, Adressen, Webseiten, WLAN-Zugangsdaten – aber eben auch Geldtransaktionen.
Jedes Smartphone, egal ob iPhone oder Android, kann diese Codes lesen, es braucht nicht einmal eine Zusatzsoftware dafür. Und jeder kann für sich online einen solchen Code selbst produzieren, etwa gratis und ohne Werbung auf «QRCode Monkey».
Dank Twint und der QR-Rechnung setzen in der Schweiz bereits zwei grosse Dienste auf die Codes. «Bald sind die QR-Codes überall präsent», glaubt Borini.