Grant Thompson (14) zockte gerade «Fortnite», als er plötzlich einen krassen Fehler bei Facetime entdecke. Über die Videotelefonie-App von Apple chattete der 14-jährige Schüler aus Tucson (Arizona, USA) während des Games mit Kollegen. Und nutzte dazu die neue Group-Chat-Funktion, mit der man gleichzeitig mit mehreren Personen verbunden werden kann.
Als ein Freund das Telefon nicht abnimmt, will sich Thompson mit einem anderen Gamer verbinden, hört aber plötzlich, was der Freund sagt – auch ohne dass dieser den Videoanruf abgenommen hat. Dieses Belauschen ist natürlich ein gravierender Verstoss gegen die Privatsphäre.
Die Sicherheitslücke in den Gruppenchats von Facetime ermöglicht es, dass man mithört, auch wenn der Gesprächsteilnehmer das gar nicht will. Später findet ein Techmagazin sogar heraus, dass sich die Videokamera einschaltet, obwohl man den Anruf nicht annimmt. Zum Beispiel wenn man den Power-Knopf drückt.
Apple reagierte erst nach neun Tagen auf Medienberichte
Grant Thompsons Mutter versuchte Apple am 20. Januar über diesen Fehler zu informieren. Vergeblich, es gab keine Reaktion, wie der Teenager in einem Interview mit dem TV-Sender ABC erzählt. Erst nachdem Medien auf den Fall aufmerksam wurden, die Sicherheitslücke nachvollziehen konnten und darüber berichteten, reagierte der Hersteller. Und schaltete am Dienstag, 29. Januar die Gruppencalls auf Facetime ganz ab.
Erstaunlich ist dies auch, weil Apple eigentlich ein eigenes Programm hat, das all jene mit Beträgen bis zu 200'000 Franken belohnt, die Fehler in der Software finden und dies dem US-Konzern melden.
Vielleicht hätte Apple mit einer schnellen Reaktion nicht nur viele Medienberichte verhindern können, sondern auch mögliche Schadenersatzforderungen. So hat laut Bloomberg ein Anwalt aus Houston (Texas) bereits Apple verklagt, weil jemand über Facetime ein vertrauliches Gespräch mit einem Klienten mitgehört hat. Und so ein Schadenersatz-Prozess kann in den USA schnell teuer werden.
Apple will mit einem Update die Gruppenchat-Funktion künftig wieder aufschalten – diesesmal hoffentlich ohne Pannen.