Der Selbstversuch
Gibts ein TV-Leben nur mit Netflix?

Auf Live-Fernsehen verzichten und stattdessen zum Flatrate-Tarif Videos und Filme streamen: Wie bewährt sich das im Alltag?
Publiziert: 13.02.2015 um 11:58 Uhr
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Aktualisiert: 05.10.2018 um 19:51 Uhr
Fernsehen ganz anders: Netflix ist eine Art Videothek im Internet zum Pauschaltarif.
Foto: Netflix
Von Lorenz Keller

Die Wohnung ist eigentlich auf dem neusten technischen Stand: Kein Kabelanschluss, keine Telefonleitung mehr, nur noch schnelles Internet über Glasfaser. Doch leider stecken die verfügbaren Anbieter von TV-Abos noch in der digitalen Steinzeit. Keine Innovationen, keine aufs Glasfaser zugeschnittenen Angebote.

Zum Glück gibt's ja nun Neflix auch offiziell in der Schweiz. Das Fernsehen 2.0 aus den USA ist allerdings eine ganz andere Art, TV zu konsumieren. Also los: TV-Abo kündigen und Netflix testen.

Nicht verzichten kann ich auf den Internet-Anschluss. Damit das Streaming flüssig läuft, braucht es aber nicht unbedingt das teuerste Abo. 30 Mbit/s Download-Tempo haben im Test gut gereicht.

Netflix kommt aber nicht direkt aus der Dose. Wer das Angebot auf dem TV schauen will, muss entweder seinen Laptop anschliessen. Oder aber er hat ein Gerät mit der Netflix-App drauf. Ein Fernseher mit Smart-TV-Funktionen etwa. Oder dann externe Geräte wie Apple TV oder ein Blu-ray-Player. Die gibts bereits für rund 100 Franken. Auch sämtliche aktuellen Videospiel-Konsolen bieten eine Netflix-App zum Download an.

Das eigene TV-Verhalten ändert sich

Schon nach einigen Tagen ist klar, dass mit einem Flatrate-Streaming-Angebot das Fernsehverhalten ganz anders ist. Nur wer bisher schon Filme und Serien aufgenommen hat, um sie zeitversetzt zu schauen, fühlt sich gleich heimisch. Allerdings muss man bei Netflix nichts programmieren. Alles ist sofort abrufbar. Dutzende Serien jeweils mit allen Staffeln, dazu Filme, Dokumentationen und Kindersendungen.

Allerdings ist das Angebot nicht unbeschränkt. Längst nicht jede Lieblingsserie ist verfügbar. Von den aktuell beliebten Serien fehlen grosse Namen wie «Two and a half man», «CSI», «Simpsons» oder «Desperate Housewives». Bei deutschsprachige Soaps und Produktionen sind die Lücken noch viel grösser. Dafür gibt's Netflix-eigene-Produktionen wie «Marco Polo», «Orange is the new black» oder «The Killing»,

Ob man nach Lust und Laune im Angebot rumsurft oder sich über Wochen alle Staffeln einer Serie anschaut, ist je nach Typ unterschiedlich. Und es kann durchaus befreiend sein, statt wild herumzuzappen nur noch ganz bewusst Sendungen und Filme zu konsumieren.

Günstiger, aber mit Verzicht verbunden

Wer bisher ein teures Fernsehabo mit Recording-Funktion hatte, kommt mit Netflix deutlich günstiger. Bei nur 12.90 Franken Monatsgebühr spart man locker 30 Franken im Monat. Ebenfalls positiv: Man kann Netflix jederzeit auf Knopfdruck auf Ende Monat wieder künden und genauso leicht wieder aktivieren. Das geht mit den meisten TV-Abos nicht.

Wer nur auf Netflix setzt, muss aber auf jeden Fall verzichten können. Auf Quizshows und TV-Events, aber auch auf Nachrichtensendungen und Sport. Einiges kann man sich auch online auf den Webseiten der TV-Sender oder über deren Apps anschauen, doch gerade bei Live-Events wie einem Skirennen oder einem wichtigen Spiel der Fussballnationalmannschaft vermisst man das normale Fernsehen .

Wer diesen Kompromiss nicht eingehen will, hat zwei kostengünstige Möglichkeiten. Man sucht sich einen der Gratis-Anbieter im Internet, etwa BlickTV. 86 Sender für PC, Tablet oder Smartphone. Wer eine Box für den Fernseher möchte, sollte sich bei der Schweizer Firma Wilmaa umschauen. Den Receiver kann man dort für 199 Franken kaufen, inklusive sind jeden Monat 30 Stunden Gratis-Fernsehen, ganz ohne Abo. Natürlich gibts auch unbeschränktes Fernsehen, mehr Sender oder Recording. Jeweils im Monatsabo buchbar.

Fazit: Serien- und Film-Fans kommen bei Netflix voll auf ihre Kosten. Da brauchte kein zusätzliches TV-Abo mehr. Zudem ist Netflix einfach und intuitiv bedienbar. Dass Sendungen auch nach Tagen dort weitergeschaut werden können, wo man gestoppt hat, ist etwa selbstverständlich. Wer Sport, Nachrichten oder TV-Sendungen schauen will, muss allerdings flexibel sein und verliert einen Teil der Einfachheit wieder.

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