Langsam haben sich die Apple Fans daran gewöhnt. Statt magischer Momente wie bei Steve Jobs gibts bei Tim Cook (55) solide Pflichterfüllung zu sehen. So gelang es dem Apple-Boss in der auf fast zwei Stunden aufgeblähten Keynote nur selten, die über 1000 Journalisten und Gäste zu überraschen.
Fast jedes Detail der neuen Gadgets war in den letzten Wochen schon durchgesickert. Für grossen Applaus sorgten daher Nebenschauplätze: etwa der Auftritt von Super-Mario-Erfinder Shigeru Miyamoto (63), der eine Version des Nintendo-Klassikers fürs iPhone mitbrachte. Oder die Ankündigung einer «Pokémon Go-Erweiterung» für die Apple Watch.
Trotzdem: Beim ersten Kurztest mit dem iPhone 7 im Anschluss an den Mega-Event gabs dann aber doch kleinere Aha-Erlebnisse. Die Dual-Kamera in der grossen Version des iPhones beispielsweise hat das Potential, die beste Smartphone-Cam zu werden.
Optischer Zoom fürs iPhone 7
Schon jetzt ist beeindruckend, wie schnell man Sujets näher heranholen kann. Und zumindest beim optischen Zweifachzoom ist kein Qualitätsverlust feststellbar. Die aus Aufnahmen der beiden Linsen zusammengestellten Fotos sehen hervorragend aus. Ende Jahr soll es zudem ein Software-Update mit zusätzlichen Funktionen geben. Schade, gibts die Dual-Cam nur beim iPhone 7 Plus.
Ebenfalls eine Überraschung: Der neue Home-Button, der kein richtiger Knopf mehr ist, sondern eine Touch-Fläche, die mit Vibrationen Rückmeldung gibt und sich richtig gut anfühlt. Und die drahtlosen AirPods lösen bei der Demonstration einen richtigen Apple-Effekt aus. Man staunt, wie einfach alles gehen kann.
AirPods sind die Überraschung der Keynote
Ladecase öffnen, schon sind die Kopfhörer mit dem Smartphone verbunden. Die Musik startet erst, wenn man sie in die Ohren schiebt. Nutzt man nur einen AirPod als Freisprecheinrichtung, merken das die Ohrhörer ebenfalls automatisch.
Auch sonst hat Apple das iPhone in wichtigen Punkten verbessert: So ist es endlich wasser- und staubfest. Auch Selfie-Cam bekam eine Auffrischung und hat neu einen sieben Megapixel-Kamera. Die Verlängerung der Akkulaufzeit um ein bis zwei Stunden ist immerhin etwas.
Nächstes Jahr kommt die grosse Neuheit
Für iPhone 5 Besitzer ist das neue Gerät ein Quantensprung, wer jedes Jahr ein neues Gerät kauft, ist ebenfalls gut bedient. Alle anderen werden sich gut überlegen, ob sie nicht aufs nächste Jahr warten. Dann dürfte Apple zum zehnjährigen Jubiläum des iPhones auch beim Design grössere Veränderungen wagen.
Eine Risiko geht Apple einzige in einem Bereich ein, nämlich bei den Kopfhörern. Dass es keine Buchse mehr gibt, sorgt für heftige Diskussionen. Natürlich ist der Klinkenstecker ein alter Hut, aber die Alternative bedeutet. Entweder einen mühsamen Zwischenstecker oder dann einen neuen Kopfhörer mit Lighning-Anschluss kaufen.
Im Büro das iPhone laden und gleichzeitig über Kabel Musik hören, kann man mit der neusten Smartphone-Generation ebenfalls vergessen. Für Konsumenten mühsam ist auch, dass die restliche Industrie (und auch Apple beim MacBook) auf USB-C setzt, während Apple beim eigenen Anschlussstandard bleibt.
Alle Infos zu iPhone 7, Apple Watch und AirPod
Das iPhone 7 kommt mit neuem A10-Prozessor, 12-Megapixel-Kamera mit optischer Bildstabilisierung und 4fachem LED-Blitz, 7-Megapixel-Frontkamera und Stereo-Lautsprechern. Preis: ab 759 Franken (32 GB, auch mit 128 und 256 GB erhältlich). Das iPhone 7 Plus hat zusätzlich die Dual-Kamera. Preis: ab 899 Franken. Vorbestellungen ab 9. September, Marktstart in der Schweiz am 16. September.
Die Apple Watch Series 2 hat einen schnelleren Prozessor, GPS und ist bis 50 Meter wasserdicht. Preis: ab 419 Franken. Die Series 1 mit neuem Prozessor ist ab 299 Franken weiterhin erhältlich.
Die AirPods haben eine Akkulaufzeit von fünf Stunden, im mitgelieferten Case können sie direkt für weitere 19 Stunden geladen werden. Preis: 179 Franken, ab Ende Oktober erhältlich.