Während der Fussball-WM macht erstmals die Shopping-App «Wish» in der Schweiz kräftig Werbung. So sind etwa im Umfeld der TV-Übertragungen des SRF Spots geschaltet. Das Unternehmen mit Sitz in den USA verspricht witzige und praktische Produkte, schnell und einfach bestellt – und das zu ultragünstigen Preisen in Schweizer Franken.
Grund genug für BLICK, drei der zum Zeitpunkt beliebtesten Gadgets auf «Wish» zu bestellen und genau hinzuschauen. Die Bestellung ist tatsächlich schnell und einfach: Über App oder Webseite die Produkte auswählen und mit ein paar Klicks bestellen. Bezahlt wird per Kreditkarte oder PayPal. Das ist vorbildlich, weil der Dienst die Kreditkartendaten besser schützt.
Aber schon beim Shopping tauchen die ersten Ungereimtheiten auf. «Wish» wirbt mit massiven, oft total unrealistischen Preisnachlässen. Eine Uhr etwa kostet 75 Franken statt angeblich über 3200 Franken. Auch der bestellte Globus kostet statt fast 300 nur noch 29 Franken. Die Rabatte wirken fiktiv und sind oft total unrealistisch.
Zudem werden die Kunden dazu gedrängt, schnell zuzuschlagen und möglichst nicht zu überlegen. «Fast weg» oder «Nur noch wenige Minuten» sieht man überall. Natürlich kosten die Gadgets auch eine Woche später noch gleich viel bzw. wenig.
Die Versandkosten tauchen erst ganz am Schluss auf
Unerfreulich auch, dass «Wish» Versandkosten berechnet. Vor allem, da diese erst ganz am Schluss des Bestellvorgangs sichtbar werden. Für drei Gadgets im Wert von 57 Franken bezahlen wir dann plötzlich noch 21 Franken Versandkosten. Bei teureren Einkäufen könnte dann noch Zoll dazukommen.
Das ist doppelt ärgerlich, weil Konkurrenten wie Aliexpress die Waren gratis in die Schweiz verschicken. Und weil man die meisten «Wish»-Produkte auch bei chinesischen Online-Warenhäusern wie Aliexpress findet – und das oft noch günstiger!
Bei unserem Test kostete die Smartwatch 13 Franken, dieselbe gabs beim Konkurrenten ohne Versandkosten für 12 Franken, den Globus gabs für 19 statt 29 Franken. Nur die Powerbank war mit 20 statt 13 Franken teurer bei der Konkurrenz – aber das Produkt hatte dafür ein anderes Problem, dazu später mehr.
Da die Waren aus China kommen, sind die Lieferfristen nicht so kurz, wie man das bei Schweizer Preisen erwarten könnte oder von europäischen Händlern wie Amazon her kennt. Unsere Testprodukte kamen nach zwei bis drei Wochen per Post – jeweils einzeln verpackt. Das ist insgesamt für Gadgets aus China ein guter Wert.
So haben die drei Produkte im Test abgeschnitten
Smartwatch für 13 Franken: Die Uhr bietet einen grossen Funktionsumfang, sogar eine SIM-Karte kann man einschieben. Alles funktioniert gut, allerdings ist das Gadget billig verarbeitet und die Auflösung der integrierten Kamera schlecht. Das Preis-Leistungs-Verhältnis stimmt aber.
Schwebender Globus für 29 Franken: Die Halterung und die schwarz-goldene Erdkugel sind kleiner als gedacht und aus billigem Plastik. Die Kugel schwebt mit den Magneten schön in der Luft und sieht witzig aus. Insgesamt hätte man aber wohl im Laden nicht 30 Franken für so was gezahlt.
Powerbank für 10 Franken: Der Akku ist erstaunlich hochwertig, es gibt sogar einen Display und eine integrierte Taschenlampe. Aber: Schnell merkt man, dass die Kapazität nicht wie versprochen 50'000 mAh sind, sondern eher 5000 mAh. Da auch auf der Powerbank selbst der falsche Wert aufgedruckt wird, sollen hier unwissende Kunden getäuscht werden. Das geht gar nicht, vor allem wenn das Gadget noch mit «Verifiziert von Wish» beworben wird. Für eine Powerbank mit 5000 mAh ist das Gadget zwar preislich attraktiv, aber zu gross und zu schwer.
Immerhin kann man bei «Wish» zentral und ziemlich einfach mit dem Kundensupport Kontakt aufnehmen. Und nach der Beschwerde gibts für die Powerbank schnell und unkompliziert eine Rückzahlung.
Das BLICK-Testfazit: «Wish» weckt bei Neukunden Erwartungen, die nicht erfüllt werden können. Der Anbieter verscherbelt über die hippe App die typische China-Billigware und ist dabei teurer als die Konkurrenz. Was gar nicht geht, sind falsche Angaben wie bei der Powerbank.
Unsympathisch ist auch, wie der Anbieter die Kunden dazu bringen will, möglichst ohne Überlegen zuzugreifen. Mit Belohnungssystemen, Countdowns und Fake-Rabatten. Andere Plattformen sind insgesamt zwar weniger trendy, dafür transparenter und mindestens ähnlich günstig.