Vertipper sind ärgerlich, und mit der Autokorrektur des Smartphones wird schnell aus «Jacke» «Kacke», oder aus «saugen» wird «saufen». «Wir nutzen ein Tastaturlayout, das vor über 150 Jahren für Schreibmaschinen erfunden wurde», sagt Janis Berneker, einer der zwei Gründer der Basler Firma Typewise.
Schon für normale Computertastaturen ist die heute genutzte «QWERTZ»-Anordnung ergonomisch nicht die beste Lösung, für kleine Smartphone-Displays sowieso nicht. Auch wenn es unzählige Varianten gibt, alle basieren auf der traditionellen Schreibmaschinen-Tastatur. Eigentlich sind immer zu viele Tasten auf wenig Raum gezwängt, Tippfehler sind vorprogrammiert.
Vor über drei Jahren machte sich daher Janis Berneker daran, ein ganz neues Schreiberlebnis zu erfinden. Schnell stand ein erstes Layout, schon damals mit sechseckigen Tasten. «Sie kann man perfekt ineinander verschachteln, und so hat es mehr Platz für die Finger», sagt Berneker. Ebenfalls schnell klar war, dass Gesten einen Teil der Tasten und Funktionen ersetzen sollen.
Schweizer Tastatur gibts für Android und iPhone
Eine erste Version der Tastatur erschien dann schon bald dank Kickstarter. Über 40’000 User zahlen Geld dafür, dass sie besser und schneller schreiben können. Nun kommt eine neue Version der Typewise-Tastatur für Android und iPhone auf den Markt.
Sie wurde gegenüber der ersten Version in vielen Punkten verbessert. Das Tutorial etwa ist weniger kompliziert. Dafür gibts Wortvorschläge und die Möglichkeit, auch das «alte» Layout weiter zu nutzen – mit einigen nützlichen Zusatzfeatures wie den Gesten.
Denn wer Typewise nutzen will, muss etwas Zeit und Training investieren. Dank der sechseckigen Tastenfelder hat man zwar viel mehr Platz, doch auf einer Linie sind weniger Buchstaben. Statt elf oder zwölf sind es abwechselnd sechs oder sieben. Das bedeutet natürlich auch, dass man sich eine neue Anordnung der Buchstaben merken muss.
Die Tastatur ist ganz auf das Tippen mit zwei Daumen ausgerichtet. Seitlich der Mitte gibts für jeden Daumen ein Feld für den Leerschlag. Rundherum sind jene Buchstaben angeordnet, die man auf Deutsch am häufigsten braucht. Alles maximal zwei Tasten von der Ruheposition entfernt. Das Tutorial hilft dabei, sich zurechtzufinden. Und nach einer Woche Training sollte man eigentlich sein normales Tempo wieder erreicht haben. Einzig etwas mühsam: das rechts unten versteckte «K».
Typewise unterstützt superpraktische Gesten
Das Ziel von Typewise sind weniger Vertipper. Und tatsächlich sollte das mit der neuen Anordnung möglich sein. Für mehr Tempo sorgt die zweite grosse Stärke der Schweizer Tastatur, nämlich die Geste. Statt auf eine Taste zu tippen, um etwas zu löschen, streicht man einfach nach links. Und kann auch gleich wieder nach rechts wischen, um den Text wieder erscheinen zu lassen. Intuitiv und schnell.
Auch für Grossbuchstaben muss man nicht mehr eine zusätzliche Taste aktivieren, sondern wischt einfach auf dem Buchstaben nach oben. Statt eines «u» schreibt es dann ein «U». Und will man ein «ü», bleibt man eine Millisekunde länger auf der «u»-Taste. Das grosse «Ü» wird logischerweise geschrieben, indem man nach oben wischt und ganz kurz innehält.
Das hat man nach einer Woche schon so in den Fingern, dass man auf normalen Handy-Tastaturen beginnt herumzuwischen und frustriert ist, dass man dort nicht so schnell löschen oder die Sonderzeichen erreichen kann.
Typewise gibts ab sofort als Gratis-Version mit eingeschränkter Funktionalität. So kann man etwa nur eine Sprache einstellen, nur ein Design wählen oder erhält nur drei Wortvorschläge. Aber zum Ausprobieren reicht das schon aus. Wer die volle Funktionalität will, zahlt zehn Franken im Jahr oder zwei Franken pro Monat.
Das Geschriebene kann niemand mitlesen
«Wir entwickeln die App auch laufend weiter», sagt Janis Berneker. Zu viert arbeitet das Team inzwischen in Basel daran. So sollen laufend neue Sprachen dazukommen, momentan wechseln die Tastatur und die Wortvorschläge automatisch zwischen Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch und Italienisch. Spracherkennung soll in Zukunft ebenfalls noch dazukommen. Die Wortvorschläge werden dank eines ETH-Forschungsprojekts ebenfalls verbessert.
«Wichtig ist, dass wir im Gegensatz zu Konkurrenten keine Daten vom Gerät weg senden», sagt Berneker. Es kann also niemand mitlesen, was man schreibt. «Es ist zwar aufwendiger, alles auf dem Handy zu berechnen, aber Privatsphäre und Datenschutz sind uns wichtig», sagt er.
Einen Markt dafür gebe es auf jeden Fall, meint der Gründer. Bereits 30’000 Leute haben sich als Betatester registriert. Das Ziel ist, dass in zwei Jahren rund eine Million Menschen die Schweizer Tastatur auf dem Handy nutzen. «Darum setzen wir auch alles auf eine Karte und arbeiten seit Oktober Vollzeit an dem Projekt», sagt Berneker.