In der Corona-Krise sind Streamingdienste eine willkommene Abwechslung. Filme und Serien so viel man will. Umso besser, ist mit Disney+ vor rund einer Woche ein neuer Anbieter gestartet. Das dachte sich auch BLICK-Leserin Valerie G.* und wollte ein Jahresabo abschliessen.
Beim Preis aber stutzt sie. 99 Franken kostet der Disney-Dienst pro Jahr in der Schweiz, in Deutschland sind es nur 69 Euro, was rund 75 Franken wären. Als Valerie G. für die Bestellung ihre @yahoo.de-E-Mail-Adresse eingibt, staunt sie noch mehr. Plötzlich kann sie das Abo mit Europreis abschliessen. «Disney+ funktioniert bei mir nun problemlos», berichtet sie.
Die Sparmöglichkeit will sie auch anderen Lesern zugänglich machen. Leider aber hat Disney die Lücke im System schnell wieder geschlossen. Aus der Schweiz wird man automatisch auf die Schweizer Seite mit Schweizer Preisen umgeleitet. Egal welche Mailadresse man nutzt, man zahlt immer den vollen Preis.
30 bis 40 Prozent Aufschlag in der Schweiz
Und tatsächlich sind die Unterschiede zwischen der Schweiz und dem Ausland beträchtlich. Nicht nur bei Disney Plus, sondern auch bei anderen Anbietern.
Netflix: In der Schweiz kostet das Basis-Monatsabo 11.90 Franken. In Deutschland sind es 7,99 Euro. Das sind 8.50 Franken nach aktuellem Umrechnungskurs. Bei den weiteren Abos sieht es gleich aus. Schweizer zahlen also 40 Prozent mehr als Deutsche.
Disney+: Bei uns werden fürs Monatsabo 9.90 Franken fällig. In Deutschland und dem restlichen Euro-Raum sind es 6.99 Euro. Das wären 7.45 Franken. Der Schweiz-Aufschlag beträgt fast 33 Prozent. Solche Unterschiede gibts auch beim Jahresabo, das bei uns 99 Franken kostet, in Deutschland 69.99 Euro.
Apple TV+: In der Schweiz kostet das Monatsabo 6 Franken. In Deutschland sind es 4,99 Euro. Das wären 5.30 Franken. Ein moderater Aufschlag von 13 Prozent.
Amazon Prime: Am wenigsten Aufschlag zahlen Schweizer beim Streamingdienst von Amazon. Hier wird nämlich derselbe Europreis abgerechnet wie in Deutschland und das sind 5,99 Euro pro Monat.
Sky Show: Das Monatsabo kostet 14.90 Franken. Ein Vergleich mit dem Euroraum ist schwierig, weil es dort kein vergleichbares Abo gibt.
Apple und vor allem Amazon sind vorbildlich
Netflix und Disney verlangen also den weitaus deutlichsten Schweizaufschlag. Apple ist da wesentlich weniger schlimm, Amazon Prime sogar vorbildlich.
Warum es den Aufschlag gibt? Netflix antwortet auf die Anfragen von BLICK nicht. Bei Disney+ heisst es, dass die Preispolitik von Markt zu Markt variiere. In der Schweiz biete man einen vergleichbaren oder tieferen Preis als die Konkurrenz.
BLICK hat versucht, ob man die Ländersperren bei Disney umgehen könnte. Einfach geht das sicher nicht. Mit einem VPN-Dienst kann man zwar dem Streamingdienst vorgaukeln, dass man aus einem anderen Land auf die Webseite surft. Will man dann aber das Abo zu Schweizer Preisen abschliessen, funktioniert das mit der Schweizer Kreditkarte nicht.
Allerdings zeigt das Beispiel Netflix, dass man mit Ausprobieren, etwas Fachwissen oder Geduld durchaus auch Angebote aus dem Ausland nutzen kann. Oder auch dort ein Abo abschliessen und Geld sparen kann. Die Fachzeitschrift «Computerbild» hat dies etwa in allen Details in einem Artikel beschrieben.
Das Problem: Es ist ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen Anbieter und Sparfüchsen. So sperrt Netflix immer wieder VPN-Anbieter ganz aus oder verlangt beim Abo-Abschluss einen Bestätigungscode, der nur über eine lokale Telefonnummer erhältlich ist. Für den Hausgebraucht ist darum nicht empfehlenswert.
Wer also Netflix oder Disney+ nutzen will, muss den Schweizaufschlag wohl oder übel akzeptieren. Oder sich die Alternativen genauer anschauen.
* Name bekannt