Programmiert wird die «Geohealth App» auf jeden Fall. «Wir haben alles vorfinanziert und sind in spätestens zwei Wochen startklar», sagt Ibrahim Bölükbas (26). Er arbeitet als Assistenzarzt am Universitätsspital Zürich und hatte zusammen mit dem Medizinstudenten Maxim Gleser (25) und weiteren Partnern die Idee zur neuen App.
Die Inspiration für die Anwendung kommt aus dem Kampf gegen den Coronavirus in Asien. So nutzen etwa in Südkorea Millionen User solche Apps, die den Nutzer warnen, wenn man möglicherweise mit einer erkrankten Person Kontakt hatte und sich testen lassen sollte.
So funktioniert «Geohealth» im Prinzip auch. Wer die Gratis-App installiert, sieht eine Ampel. Ist sie grün, reichen die normalen Vorsichtmassnahmen wie Social Distancing oder Händewaschen. Bei gelb oder rot sollte man speziell vorsichtig sein im Kontakt mit Risikogruppen sein und gegebenenfalls einen Corona-Test machen.
Erkrankte geben freiwillig ihre Standortdaten frei
Die App nutzt Standortdaten, aber auch künstliche Intelligenz, um ein Risiko zu bestimmen und für die User einfach darzustellen. Zentral ist, dass erkrankte Personen sich anonym eintragen und ihre Standortdaten der letzten zwei Wochen zur Verfügung stellen.
«Wir setzen auf freiwillige, anonyme Datenspenden», sagt Bölükbas. Anders als in Asien sei der Datenschutz ein viel wichtigeres Thema bei uns. Ist dieser nicht gewährleistet, hätte eine solche App keine Chance bei uns. «Eine zentrale Überwachung durch den Staat wie in China würde auf massiven Widerstand treffen», glaubt der Assistenzarzt.
Was bringt aber eine solche App überhaupt? «Sie verändert das Verhalten», ist Maxim Gleser überzeugt. Einerseits verhindert sie unnötige Panik und halte so Ressourcen im Gesundheitswesen frei, andererseits könnten Infizierte entdeckt werden, bevor sie weitere Menschen anstecken. Schon wenn sich nur einige wenige Personen eintragen, habe das eine Auswirkung. Bei einer grösseren Verbreitung wie in Asien könne man den Coronavirus nachweislich eindämmen.
App auch für zukünftige Epidemien nutzbar
Haben die App-Entwickler keine Angst, dass eine grüne Ampel die Leute in falscher Sicherheit wiegt? «Ich erlebe die Schweizerinnen und Schweizer im Spital als sehr besonnen und vernünftig», sagt Bölükbas. Er glaubt nicht, dass bei grünem Licht in der App die empfohlenen Vorsichtsmassnahmen nicht eingehalten werden. Zu spät komme «Geohealth» auch nicht. «Wir stehen erst am Anfang der Epidemie und werden uns noch einige Zeit damit beschäftigen müssen», sagt der Assistenzarzt.
«Wir arbeiten zusammen mit einem Team an Programmierern rund um die Uhr daran, um möglichst schnell fertig zu werden.» Ein Teil der Kosten soll über ein Crowdfunding getragen werden. Über Banken oder die öffentliche Hand an Gelder zu kommen, dafür sei momentan keine Zeit da. «Die Behörden haben momentan auch andere Probleme», sagt Ibrahim Bölükbas. Allerdings ist seine Erfahrung, dass wenn eine gute Lösung da sei, dass etwa das Bundesamt für Gesundheit sehr offen ist und auf den Zug aufspringt.
Die zwei Entwickler von «Geohealth» betonen auch, dass die Anwendung nicht nur für den Coronavirus geeignet sei, sondern auch für zukünftige Bedrohungen durch Epidemien. So soll die Anwendung in Zukunft auch Bluetooth-Daten auswerten können, sodass man Standorte von Erkrankten bis auf einen Meter genau festhalten kann.