Apple ist inzwischen der grösste Uhrenhersteller der Welt. Das gibt nicht nur den Schweizer Marken zu denken, sondern auch den anderen Tech-Konzernen, die noch keine adäquate Alternative zur Apple Watch auf den Markt gebracht haben.
Die Series 4 ist nochmal ein grosser Schritt vorwärts – das beweist das Gadget fürs Handgelenk im grossen Test von BLICK. Wir nennen fünf Gründe, warum die Apple Watch weiter die Nummer 1 ist. Und haben aber auch noch drei Verbesserungsvorschläge.
1. Der grössere Screen macht einfach Spass
Über 30 Prozent mehr Screen bietet die neue Apple Watch. Und das, obwohl sie nicht wirklich grösser ist als der Vorgänger. Vom Zuwachs kann jeder profitieren, egal, ob er die Variante mit 40 Millimeter Zifferblatt oder jene mit 44 Millimeter kauft.
Die Apple Watch wirkt dadurch wie eine ganz neue Uhr – was sie von der Technik her auch ist. Und das, obwohl sich das Design nicht radikal verändert hat. Aber das grosse Display zusammen mit dem etwas dünneren Gehäuse wirkt einladender, eleganter, weniger wie ein Gadget und mehr wie ein Uhr.
Man hat auch das Gefühl, der Bildschirm sei heller und leuchtender. Obwohl er beides laut Datenblatt nicht ist. Aber die Grösse macht es aus – und dass Apple die Zifferblätter stärker bis an den Rand mit helleren Elementen nutzt. Eben auch, weil viel weniger schwarzer Rand zwischen Gehäuse und Bildschirm kaschiert werden muss.
2. Komplikationen helfen beim Blick aufs Wesentliche
Mehr Display bedeutet auch mehr Platz für Komplikationen. Damit sind die Zusatzfunktionen gemeint, welche die Apple Watch als kleine Infos direkt auf dem Zifferblatt anzeigen kann. Bis zu acht solcher Böxli finden Platz. Diese sind schöner ins Gesamtbild integriert als vorher, etwas mit farbigen Grafiken und elegant in die runden Ecken der Uhr eingepasst.
Es gibt unzählige Möglichkeiten, so seine eigenen Funktionen zusammenzustellen. Man kann sich Kalendereinträge einblenden lassen, andere Zeitzonen, Fitness-Daten, aber auch den Direktzugriff auf Trainings, Börsenkurse, Wetterdaten oder die Stoppuhr.
Komplikationen laufen so den Apps den Rang ab, da man meist direkt darüber auf die wichtigsten Funktionen zugreift, wenn man sich denn ein schönes Zifferblatt selber zusammengestellt hat. Schade einzig, kann man keine Schnellzugriffe auf beliebige Apps konfigurieren, sondern nur auf jene Funktionen, die Apple vorgibt.
3. Akkulaufzeit und Preis besser als der Ruf
Apple hat den Ruf, keine herausragenden Batterielaufzeiten zu bieten und teuer zu sein. Beim iPhone XS ist der US-Konzern diesem Vorurteil durchaus gerecht geworden. Mit nur einem Tag Laufzeit und Preisen ab 1200 Franken.
Bei der Apple Watch sieht es anders aus. Auch hier gibt Apple eine Laufzeit von einem Tag an. Im Test bei intensiver Nutzung mit vielen Benachrichtigungen und Fitness-Wettbewerb hatten wir jeden Tag vor dem zu Bett gehen noch über 50 Prozent Akkulaufzeit. Meist 60 bis 70 Prozent. Die Uhr hält also gut zwei Tage – und das ist auch im Vergleich zu Android-Uhren ein guter Wert.
Die Preise starten bei 449 Franken für 40 mm mit Aluminiumgehäuse und 479 Franken fürs grössere Modell. Ein fairer Preis. 100 Franken Aufpreis kostet es, wenn man Mobilfunk-Anbindung will – was man nicht unbedingt braucht.
Dafür gibts die Uhr mit den Sportarmbändern aus Silikon oder dem empfehlenswerten Sport Loop aus Textil. Natürlich wirds teurer, wenn man mehr Luxus will. Die getestete Version mit Edelstahlgehäuse in Gold und wunderschön verarbeitetem Milanaise Armband in 44 mm Grösse schlägt mit 899 Franken zu Buche.
4. Fitness als Nebeneffekt
Neben Benachrichtigungen und Uhrenfunktionen hat sich der Bereich Fitness zum dritten wichtigen Feature der Apple Watch entwickelt. Auch in der neuen Generation spielen Kalorienzählen und Trainings eine wichtige Rolle. Vor allem auch, weil man dank der Komplikationen den Tagesfortschritt immer im Blick hat und ganz einfach neue Trainings starten kann.
Und ja, die Präsenz der Ringe auf der Uhr motiviert. Sie zeigen an, wie viel man vom selber gewählten Tagessoll im Bereich Bewegen, Trainieren und Stehen schon erfüllt hat. Plötzlich nimmt man die Treppe statt den Lift, spaziert noch eine Busstation weiter oder dreht nochmals eine Runde draussen. Damit man ja auch alle Ringe am Abend geschlossen hat.
Verstärkt wird der Effekt noch mit den neuen Wettbewerben, in denen man gegen Freunde antreten kann. Und da will man ja auf keinen Fall ins Hintertreffen geraten und bewegt sich plötzlich deutlich mehr als zuvor.
5. Zukunftspotenzial für die Gesundheit
Neben Fitness soll auch der Bereich Gesundheit bei der Apple Watch eine immer grössere Rolle spielen. Testen kann man das nicht wirklich, aber es ist ein Versprechen für die Zukunft.
So misst die Uhr, wenn man das will, den ganzen Tag die Herzfrequenz und benachrichtigt einen, wenn diese ungewöhnlich hoch oder niedrig ist. Auch eine Sturzerkennung hat Apple eingebaut. Der neue Beschleunigungs- und Gyrosensor erkennt einen harten Aufprall und bietet dann automatisch die Notruf-Funktion an. Reagiert man 60 Sekunden gar nicht, werden die Notfallkontakte benachrichtigt.
Ebenfalls spannend, aber bislang bei uns noch nicht freigeschaltet, ist die Möglichkeit, mit der Uhr ein Elektrokardiogramm (EKG) aufzuzeichnen. In den USA werden die Behörden wohl noch dieses Jahr diese Funktion freischalten. Ob und wann das in der Schweiz der Fall ist, ist unklar. Eingebaut sind die Sensoren in jeder Uhr, mit einem einfachen Update können sie genutzt werden.
Und das könnte man bei der Apple Watch noch verbessern
Auch bei der Apple Watch ist nicht alles Gold, was glänzt. Manche Uhren-Fans würden sich etwa eine runde Gehäuseform wünschen. Mit dem abgerundeten Screen geht Apple einen Schritt in diese Richtung. Und auch bei den Zifferblättern kann man sich eine runde Form auf die immer noch eckige Uhr zaubern. Aber eben, auf die runde Apple Watch warten weiterhin viele User.
Schade ist auch, dass Apple die Android-Welt ausschliesst. Natürlich ist die enge Verzahnung zwischen den Systemen nur möglich, weil Apple die volle Kontrolle über Phone und Smartwatch hat. Doch auch eine Apple Watch mit weniger Funktionen für Android wäre garantiert ein Verkaufserfolg. Die Uhr selber kann ja bereits jetzt ziemlich eigenständig agieren.
Zu guter Letzt hat Apple eine Chance bei den Zifferblättern vergeben. Zwar kann man deutlich mehr selber verändern und einstellen. Aber einerseits wäre es toll, könnte man wirklich frei mit einem Generator eine eigene Optik kreieren. Andererseits würden viele User auch einen Store mit Zifferblättern von Drittanbietern schätzen und garantiert auch dafür Geld ausgeben.