Wir werden das Handy neu erfinden», prophezeite Steve Jobs am 9. Januar 2007 - heute genau vor 10 Jahren. Und präsentierte das erste iPhone: ohne die damals üblichen Tasten, dafür mit Touchscreen. Es funktioniere «magisch», sagte der inzwischen verstorbene Apple-Gründer.
Die Technik sei «der Konkurrenz mindestens fünf Jahre voraus». Statt eines «Baby-Internets» wie mit anderen Smartphones hatte man einen richtigen Computer in der Tasche. Das iPhone veränderte in den letzten zehn Jahren nicht nur die Handy-Industrie, sondern auch unseren Alltag. Wir nennen die zehn wichtigsten Punkte.
1. Bitte lächeln
Was haben Kim Kardashian und Bundesrat Alain Berset gemeinsam? Genau! Sie knipsen Selfies. Wie wir alle. Man könnte fast meinen, wir täten das schon ewig. Stimmt aber nicht. Der Begriff «Selfie» tauchte 2012 erstmals in der Schweizer Presse auf. Ein Jahr später wählte ihn der Oxford English Dictionary zum Wort des Jahres. Auch technisch gesehen ist die Selbstporträt-Flut ein neues Phänomen. Denn die ersten drei iPhone-Modelle hatten noch gar keine Frontkamera. Die führte Apple erst mit dem iPhone 4 ein.
2. «There's an App for that»
Über 240 Millionen Dollar an einem Tag – so viel Umsatz hat Apple am 1. Januar 2017 weltweit im App-Store gemacht. Allzeit-Rekord! Dabei wollte Steve Jobs am Anfang keine Dritt-Applikationen zulassen. Mit dem iPhone 3G änderte er 2008 seine Meinung – zum Glück. Heute erkennen wir dank ihnen die Sterne, wissen, welche Lieder wir hören, und lösen damit im Zug das Billett.
3. Totengräber
So sehr wir das Smartphone verehren, es ist auch ein Totengräber. MP3-Player? Gekillt! Digitalkamera? Gekillt! Gameboy? Gekillt! Computer? Gekillt! Naja, fast. Das iPhone war der erste Hosensack-Computer und vereinigt zig Geräte – nur die Steuererklärung kann man damit noch immer nicht schlau ausfüllen. So viel Power hat seinen Preis. Während «Dumb-Phones» früher wochenlang durchhielten, will das iPhone seit eh und je allabendlich ans Netz.
4. Texten statt Telefonieren
Trauen Sie sich noch zu telefonieren? Also wirklich jemanden anzurufen? Mit Stimme? Wie altmodisch! Die Generation WhatsApp textet. Erst schlachteten die Messengerdienste die einstige Cash Cow von Swisscom und Co.: das SMS. Bereits Anfang 2016 hatte WhatsApp eine Milliarde User auf dem Globus. Dank Gruppen-Chats wird ein Vielfaches an Nachrichten versendet: 60 Milliarden pro Tag! Und wenn Stimme, schicken sich die Jungen Sprachnachrichten zu. Selbst Smartphone-Pionier Apple musste Platzhirsch WhatsApp kopieren und die Funktion in iMessage aufnehmen. Der Boom der Messenger-Apps war eigentlich logisch. Nur so kann man zwischen verschiedenen Herstellern Nachrichten nahezu gratis verschicken.
5. iHype
Tage- und nächtelang standen sich Tausende iPhone-Jünger weltweit vor Apples Stores die Beine in den Bauch – auch in der Zürcher Bahnhofstrasse. Der iHype gehörte zum Verkaufsstart dazu. Doch die Revolutionen frisst ihre eigenen Kinder: Heute kann man sich vom alten Handy aus das neue Modell via Internet reservieren lassen. Wie praktisch. Wie langweilig!
6. Disruption. Disruption. Disruption.
Das iPhone hat nicht nur die Handyindustrie durchgeschüttelt und Riesen wie Nokia oder Motorola ein Bein gestellt. Auch branchenfremde Geschäftsmodelle werden umgekrempelt. Landkarten braucht keiner mehr, weil sie auf dem Handy aktueller sind als jedes Papier – und GPS zeigt an, wo man gerade ist. Airbnb leert den Hotels die Betten. Uber bedroht die Taxis. Es gilt: Kann ich mein Ziel dank Handy günstiger und bequemer erreichen, gewinnt die neue Technik.
7. Digitales Dating
Ich swipe mir ein Date. Was früher in der Bar einige Drinks kostete, erledigen heute Apps wie Tinder gratis. Eine Art McAufriss für die schnelle Liebe. Auch Facetime berauscht das Liebesleben seit 2010 und macht Fernbeziehungen durch Videotelefonie erträglicher. Nebenwirkung: Dickpics, versehentlich an den falschen Adressaten getwittert, sind peinlich.
8. Ende der Diskussion
Ist die Erdbeere wirklich eine Beere? Was früher Diskussionen mit Freunden ausgelöst hätte und den Gang zum Computer oder zum Lexikon erforderte hätte, lösen wir heute dank Handy «on the fly». Dazu informieren uns Push-Nachrichten über Breaking-News aus aller Welt, und Social Media drückt uns aufs Auge, was unsere Freunde in den Ferien gerade machen – sogar als Livestream! Sind wir dauerinformiert? Oder dauerabgelenkt? Übrigens: Die Erdbeere ist eine Sammelnussfrucht, keine Beere. Sie können das Handy stecken lassen.
9. Kleiner Bildschirm ganz gross
Der Second Screen mutierte zum First Screen. Haben Sie sich auch schon ertappt, wie Sie auf dem Sofa mit dem iPhone Netflix oder Youtube schauten – obwohl gleich vor Ihnen Ihr riesiger Flat-TV stand?
10. Auch Android profitierte
Liebe Android-User, auch ihr habt vom iPhone profitiert: Google-Ingenieure arbeiteten 2005 zwei Jahre lang bis zu 80 Stunden pro Woche an einem neuen Handybetriebssystem mit dem Codenamen «Sooner» – nur um ihre Arbeit einzustampfen, als sie 2007 Steve Jobs’ iPhone-Keynote sahen. Man war perplex, neidisch und ging nochmals über die Bücher – und es wurde ein Jahr «later». Der Rest ist Geschichte: Sooner heisst heute Android und hat einen grösseren Marktanteil als das Betriebssystem iOS von Apple – und teils bessere Funktionen.