Keine Schweizer Partei hat eine tiefere Impfquote und mehr Impfskeptiker in den eigenen Reihen als die SVP. In einer Kolumne im «St. Galler Tagblatt» lässt der ehemalige SVP-Präsident Toni Brunner (47) verlauten, dass er sich nun doch impfen lassen werde. Er mache diesen Schritt zwar aus freien Stücken, jedoch ungern. Es sei reiner Pragmatismus.
In den einschlägigen Telegram-Kanälen ist die Enttäuschung gross. Obwohl Brunners Kolumne alles andere als ein Impf-Appell ist, wird allein der Fakt, dass sich der SVPler zur Spritze durchgerungen hat, als Verrat angesehen. «Der einst standhafte Toni fällt also auch um», schreibt beispielsweise ein User.
«Sein Körper, seine Entscheidung»
Ganz anders fällt das Verdikt in der Blick-Kommentarspalte aus. Leser Walter Fitze schreibt: «Leute, die zu Beginn der Impferei skeptisch waren, kann ich verstehen. Vorsicht bei einem neuen Impfstoff ist nichts schlechtes. Mittlerweile ist jedoch klar, dass es ohne Impfen nicht geht. Wenn jetzt der Herr Brunner seine Meinung revidiert hat, spricht das für ihn. Hoffentlich tun es ihm noch viele gleich. Bravo Toni!»
Auch Bernhard Künzi findet nur Worte des Lobes: «Es braucht Grösse und Mut, eine Fehlentscheidung einzusehen und zu korrigieren. Dein Verhalten sollte für viele ein Vorbild sein. Meinen Respekt hast du damit zurückgewonnen!»
Dass die Kritikerinnen und Kritiker auf Telegram und Co. Brunners Entscheidung nicht akzeptieren können, versteht Leser Ruedi Voser überhaupt nicht: «Die Impfkritiker sind enttäuscht weil er sich Impfen lässt. Sie sind doch der Meinung, dass jeder selbst entscheiden kann. Also lebt eure Freiheit und Toleranz auch gegenüber Brunner, der sich anders entschieden hat!» Das sieht Leser Weber gleich. Er sei zwar nicht geimpft. «Die Gegner sprechen immer von ‹Mein Körper, meine Entscheidung›. Toni Brunner hat dich entschieden sich impfen zu lassen. Von Verrat zu sprechen ist finde ich daneben. Es ist sein Körper und somit seine Entscheidung. Punkt.»
«Das Virus kennt keine Politik»
«Es geht nicht mehr nur um Ansichten, in einer Pandemie entscheiden wirklich Einsichten», schreibt Leserin Yvonne Lehner. «Meiner Meinung nach hat Toni Brunner eine wichtige und solidarische Entscheidung getroffen.»
Den Abschluss macht Leser Konstantin. Er war 36 Jahre SVP-Mitglied, hat die Partei aber aufgrund der «Schwurblerei und der Wählersuche in Randgruppen» verlassen. «Es ist wahre Grösse, wenn man Einsicht zeigt. Die Zahlen und die Studien belegen, dass die Impfgegner falsch liegen und einem soliden Staat, den alle Parteien zu pflegen haben, schaden zufügen. Das Virus kennt nun mal keine Politik und es wird sich alles einfallen lassen, um zu überleben. Es liegt im kollektiven Verhalten der Verteidigung, dem Virus langfristig den gar auszumachen!»