Regelmässig lädt Blick TV Expertinnen und Experten ins Studio ein, um Fragen der Leser zum Coronavirus zu beantworten. Am Mittwoch um 9 Uhr haben sich eine Hausärztin und ein Kindertherapeut der wichtigsten Fragen der Leserinnen und Leser angenommen.
Im Studio waren:
- Irene Glauser, Hausärztin in Ossingen ZH
- Erhard Trittibach, Kinder- und Erwachsenenpsychotherapeut
Wann gilt die Krise als überstanden, damit wir zum «normalen» Alltag zurückkehren können?
Glauser: Prognose machen Epidemiologen. Die hängt davon ab, wie wir uns in nächster Zeit verhalten. Also zu Hause bleiben, Hände waschen und Abstand halten. Wenn wir das alle einhalten, sind die Prognosen, dass das Virus möglicherweise Ende Mai abflachen wird.
Wie erkläre ich das Coronavirus meinem Kind, ohne dass es danach Panik hat? Soll ich ehrlich sein und auch von Todesfällen erzählen?
Trittibach: Es kommt darauf an, wie alt das Kind ist und wie gross sein Bewusstsein für verschiedene Themen ist. Bei kleineren Kindern nicht auf Panik machen und nicht von Toten sprechen. Wenn es das Kind trotzdem erfährt, dann kann man es erklären.
Sind Menschen, die sich 2003 mit Sars infiziert haben, immun gegen Corona?
Glauser: Nein, sind sie nicht. Sowohl das jetzige Covid-19 als auch Sars gehören zum Coronavirus, es handelt sich aber um zwei unterschiedliche Virustypen.
Wie kann ich meinen beiden Kindern vermitteln, dass sie nicht in den Ferien sind? Sie sind immer noch im Plauschmodus.
Trittibach: Die Kinder sollen wissen, aus welchem Grund sie nicht in die Schule dürfen und dass das nicht automatisch bedeutet, dass sie jetzt Ferien haben. Es bringt aber nichts, wenn man die Kinder stundenlang zwingt, die Aufgaben der Schule zu erledigen. Das führt nur zu Konflikten. Am besten findet man eine gute Mischung zwischen anderen Beschäftigungen zu Hause und Schularbeit.
Müssen die Verpackungen nach dem Einkauf gereinigt werden, weil das Virus auf gewissen Oberflächen eine bestimmte Zeit überlebt?
Glauser: Wichtig ist nicht, dass wir die Einkaufsgegenstände reinigen, sondern unsere Hände und diese vom Gesicht fernhalten. Das ist der effektivste Weg, dem Virus fern zu bleiben.
Kann ich mich mehrmals mit dem Coronavirus infizieren?
Glauser: Soweit wir wissen, bildet der Körper nach einer Infektion genügend Antikörper, welches ein weiteres Anstecken nicht mehr möglich macht.
Meine Kinder sind von der Situation genervt, immer aufeinander zu sitzen. Wie kann ich Streitereien zwischen ihnen verhindern oder schlichten?
Trittibach: Die Kinder sollten sich, sobald Streit in der Luft steht, von den Eltern getrennt und beispielsweise in die Zimmer geschickt werden, bis sich die Gemüter wieder abgekühlt haben. Falls das nicht möglich ist, sollten sich die Eltern aufteilen und die Kinder beschäftigen und so die Situation entspannen.
Wenn ich in Quarantäne war ohne Symptome und wieder mit jemanden in Kontakt komme, der Corona-positiv ist oder Verdacht besteht, bedeutet das wieder zwei Wochen Quarantäne?
Glauser: Ja, das würde leider wieder Quarantäne bedeuten, weil ja nicht sicher ist, ob man tatsächlich das Coronavirus gehabt hat. Deshalb ist wichtig, dass man Abstand hält und einfach keinen Kontakt mit anderen Menschen hat.
Mein 17-jähriger Sohn lässt sich auf Social Media von Falschmeldungen und Verschwörungstheorien rund um das Coronavirus beeinflussen. Wie soll ich darauf reagieren?
Trittibach: Das ist ein generelles Problem, auch bei Erwachsenen. Wichtig bei Jugendlichen ist, dass die Eltern die Bedenken ernst nehmen und darauf eingehen. Aber auch ganz klar kommunizieren, auf welche Plattformen Verlass ist und was Fake News sind und was nicht.
Wieso gelten eigentlich Menschen über 65 Jahren zur Corona-Risikogruppe?
Glauser: Tendenziell ist man mit über 65 Jahren nicht mehr zu hundert Prozent gesund. Das könnte erhöhter Blutdruck sein, Herz-Kreislauf-Probleme oder Mühe mit dem Immunsystem. Ich denke die Marke 65 Jahre wurde einfach aus diesen Gründen gesetzt.
Wenn der Platz im Spital eng wird – wie wird entschieden, wer aufgenommen wird und wer nicht?
Glauser: Das wird anhand der Vorerkrankungen des Patienten und Überlebenschancen entschieden. In dieser Situation befinden sich derzeit die Ärzte in Italien, und ich kann mir vorstellen, dass das an die Substanz geht. Ein solches Szenario kann in der Schweiz aber verhindert werden, wenn wir uns an die Vorschriften vom BAG halten.
Was ist aus psychologischer Sicht empfehlenswert, wenn ich Mühe mit den derzeitigen Umständen habe?
Trittibach: Pflegen Sie über Videochat und Telefon die Kontakte zu Familien und Freunden, halten Sie sich fit, gehen sie raus an die frische Luft und gönnen Sie sich auch einmal etwas Gutes.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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