Schwester Veronika ist keine klassische Nonne. Sie arbeitet selbstständig und bezeichnet sich als Freelance-Nonne. Nebenbei arbeitet sie als Seelsorgerin im Gefängnis und führt Gespräche mit Häftlingen.
In der neuesten «sichtbar»-Folge erzählt sie, wie sie mit gefährlichen Situationen umgeht. Aber auch, wie sie ihre Beziehung mit Gott führt. Jetzt beantwortet sie Fragen von Leserinnen und Lesern.
Bruno Gasser: Kann eine einzelne Person Jesus heiraten? Jesus gehört doch allen Gläubigen.
Schwester Veronika: Meine Weihe an Gott ist in dem Sinne kein Ehebündnis. Sie ist eine Art Übergabe von meinem ganzen Leben und meiner Person an Gott. Als Symbol für diese Hingabe trage ich einen Ring und habe bei der Weihe ein Brautkleid getragen. Aber von Ehe oder Heirat zu sprechen, ist in diesem Kontext falsch.
Thomas Baumann: Wirst du eifersüchtig, wenn es auch andere gibt, die eine Beziehung zu Jesus haben?
Schwester Veronika: Gott ist für mich das Grösste auf dieser Welt. Er existiert ausserhalb von Zeit und Raum. Da gibt es keine Grenzen. Er ist Einer und alle Menschen sind in ihm. Zusammen sind wir eigentlich eins. Das klingt vielleicht etwas abstrakt, aber ich denke, viele denken hier zu menschlich und zu fest in Grenzen und Zeit und Raum. Aber wir alle gehören zu ihm.
Sara Knezevic: Wie kommunizierst du mit ihm? Redest du laut? Oder nur mit den Gedanken?
Schwester Veronika: Ich kommuniziere mit ihm in Gedanken. Oder besser gesagt: Meine Seele kommuniziert mit ihm. Die Kommunikation ist meistens wortlos, aber ich bin mit ihm über meine Seele verbunden. Deswegen rede ich immer wieder während des Tages mit ihm. Natürlich oft während den Gebetszeiten, aber auch zwischendurch frage ich ihn nach Rat oder Hilfe. Aber das läuft auf einer Ebene, die man von aussen gar nicht erkennen kann. Deswegen ist es für viele vielleicht auch so unverständlich. Es kommt auch keine direkte Antwort von ihm. Ich spüre ihn meistens nicht, aber wenn ich Rat brauche, spüre ich oft seine Antwort.
Giuliano del Rizzo: Worüber diskutieren du und Jesus miteinander?
Schwester Veronika: Wenn ich einen Plan habe, der nicht gerade so läuft, wie ich will, dann frage ich ihn manchmal, warum das jetzt nicht so geklappt hat. Oder warum er etwas nicht ändert oder besser macht. Oder ich erzähle von meinen Sorgen oder Sachen, die mich gerade plagen.
Anja Meier: Wovon lebst du?
Schwester Veronika: Ich bekomme natürlich einen Lohn für meine Arbeit als Seelsorgerin im Gefängnis. Aber nebenbei arbeite ich selbstständig noch als Seelsorgerin und gebe Gebetscoaching oder seelsorgerliche Gespräche, die ich über meine Website anbiete.