Nachdem der Bundesrat am Montag den Notstand ausgerufen hat, haben sich am Dienstag drei Experten im Blick TV den brennendsten Fragen der Leserinnen und Leser angenommen. Im Studio waren:
- Josef Widler, Arzt
- André Lüthi, CEO von Globetrotter, im Vorstand vom Schweizerischen Reiseverband
- Philip Thomas, Jurist und Leiter Rechtsabteilung Unia Schweiz
Darf ich jetzt überhaupt noch zum Zahnarzt gehen?
Josef Widler: Ganz allgemein: Ärztliche Behandlungen sollten nur noch stattfinden, wenn sie wirklich nötig sind. Beispielsweise eine Jahreskontrolle oder ein Termin beim Dentalhygieniker sollte abgesagt werden.
Muss man weiterhin arbeiten gehen, auch wenn man Angst hat sich zu infizieren? Kann man auf Homeoffice bestehen?
Philip Thomas: Aus gewerkschaftlicher Sicht würde ich darauf bestehen, dort wo möglich, Homeoffice zu beantragen. Grundsätzlich empfehle ich den Arbeitgebern, die Vorgaben vom BAG zu befolgen und wenn möglich, seinen Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern Homeoffice zu erlauben.
Was passiert mit schon gebuchten Ferien, ohne eine Reiseversicherung abgeschlossen zu haben?
André Lüthi: Wer in einem Reisebüro gebucht hat, für den machen wir alles Mögliche, dass er sein Geld wieder zurückkriegt. Wer online gebucht hat, für den wirds schwieriger.
Sind Tierarztpraxen noch geöffnet?
Josef Widler: Mit Sicherheit gibt es einen Notfalldienst. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es keine Ärzte mehr für Tiere gibt.
Wie siehts mit Physiotherapie aus?
Josef Widler: Bei der Physiotherapie müssen wir in der jetzigen Situation auf das Ermessen und die Verantwortung des Therapeuten und des Patienten appellieren. Bei einer frisch operierten Schulter ist es beispielsweise wichtig, dass sie regelmässig bewegt wird. Wenn es aber nicht unbedingt nötig ist, sollte man eher verzichten.
Meine Ferien wurden storniert, weil ich nicht in ein Land einreisen darf. Muss ich jetzt zu Hause bleiben und meine Ferien absitzen oder kann ich sie verschieben?
Philip Thomas: Da es sich hier um den Einfluss von höherer Gewalt handelt, ist der Arbeitgeber nicht verpflichtet, die Ferien verschieben zu müssen. Der Sinn der Ferien ist aber, sich zu erholen. Das ist in einer solchen Situation, wie wir sie jetzt haben, aber nicht gewährleistet. Mit dieser Argumentation würde ich das Gespräch mit dem Arbeitgeber suchen.
Kann man Resistenzen gegen das Virus bilden?
Josef Widler: Nach heutigem Stand nehmen wir an, dass man Resistenz hat. Wie lange jedoch wissen wir nicht. Wir wissen auch nicht, ob sich das Virus im nächsten Jahr oder übernächsten Jahr verändert. Jemand der den Virus durchgemacht hat, ist für eine Zeit resistent. In einem oder zwei Jahren wissen wir es besser.
Lohnt es sich, jetzt zum Beispiel Herbst-Ferien in die USA zu buchen?
André Lüthi: Abschliessend kann man diese Frage nicht beantworten. Zwei Faktoren spielen eine Rolle: Die Eigenverantwortung und die Angst oder der Respekt vor der bevorstehenden Reise. Wenn man zuversichtlich ist, dass im Herbst alles wieder beim Alten ist, dann kann es sich lohnen, wenn man sich jetzt bei einem Reisbüro beraten lässt.
Überlebt das Virus eine 40-Grad-Wäsche?
Josef Widler: Durch das Wasser und das Waschmittel wird das Virus sicherlich verdünnt. Die Kleidung ist danach aber nicht steril, jedoch muss man sich keine Sorgen machen, dass man sich durch gewaschene Kleider infizieren kann.
Bringt es etwas, in der Öffentlichkeit Handschuhe anzuziehen?
Josef Widler: Nein, im Gegenteil. Diese Entwicklung beunruhigt mich, denn Handschuhe geben eine falsche Sicherheit. Mit Handschuhen ist man nämlich verleitet, sich weniger die Hände zu waschen und zu desinfizieren. Ohne Handschuhe ist man automatisch vorsichtiger und überlegt sich zweimal, was man alles anfasst und was nicht.
Das Coronavirus beschäftigt aktuell die ganze Welt und täglich gibt es neue Entwicklungen. Alle aktuellen Informationen rund ums Thema gibt es im Coronavirus-Ticker.
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