Gehänselt und gemobbt wegen ihren Vornamen: Diese drei BLICK-Leserinnen und -Leser kennen sich damit bestens aus. Verglichen werden mit einem Auto, mit dem anderen Geschlecht verwechselt oder sogar einen Namenswechsel beantragt – das Leben mit einem speziellen Vornamen ist zwar interessant, kann aber auch sehr schwierig sein.
«Mercedes? Ich fahre lieber Fiat!»
«Ich heisse Mercedes und arbeite als Autolackiererin – ein unglücklicher Zufall. Mein Leben lang muss ich mir schon dumme Sprüche anhören. In der Schule haben sie ‹Benz› oder ‹Mercle› genannt. Das habe ich fast nicht ausgehalten. Später in der Lehre habe ich einen Jungen getroffen, der Ferrari zum Nachnamen hiess. Gemeinsam konnten wir die Sprüche besser einstecken. Aber auch heute gibt es noch viele Menschen, die sich über meinen Namen lustig machen. Immer wieder muss ich meinen Namen erklären oder mich dafür rechtfertigen.
Meine Mutter hat den Namen damals für mich ausgesucht. Sie hat mich nach ihrer besten Freundin Mercedes benannt, die aus Spanien kam. Dort ist das ein ganz gewöhnlicher Mädchenname, aber hier ist es sehr schwierig. An manchen Tagen freue ich mich über meinen Vornamen, weil er so schön speziell ist. An anderen Tagen verfluche ich ihn. Sprüche wie ‹Mercedes? Ich fahre lieber Fiat!› kann ich nicht mehr hören.»
«Ich wurde 39 Jahre lang mit Hitler verglichen»
«Meine Eltern tauften mich Adolf. 39 Jahre lang habe ich mit diesem Namen gelebt, bis ich mich vor zwei Jahren umbenennen liess. Heute heisse ich Adi und mein Leben ist viel einfacher geworden. Ich hatte sehr mit dem Namen Adolf zu kämpfen. Ständig kamen dumme Sprüche und ich wurde natürlich mit Hitler verglichen. Dabei teile ich seine Ideologien in keinster Weise.
Meine Eltern haben mich damals nach einem verstorbenen Bergsteiger aus unserem Dorf benannt. Über den Namen und seine Auswirkungen haben sie wohl nicht viel nachgedacht. Ich hatte eine sehr harte Zeit, ich habe mich für meinen Namen geschämt, mich versteckt und musste viele Sprüche unter der Gürtellinie ertragen.
Nach 39 Jahren war dann Schluss und ich hatte einfach genug von den dummen Sprüchen. Es hat einfach enorm viel Energie gebraucht, um mit diesem Namen zu leben. Beim Zivilamt habe ich dann eine Namensänderung beantragt. Als ich erfahren habe, dass mein Antrag bewilligt wurde und ich ab jetzt Adi heisse, war meine Erleichterung unbeschreiblich. Ich habe vor Freude gejubelt.»
«Ich verdanke meinem Namen meine Lehrstelle»
«Ich heisse Danièle – die französische Version von Daniela. Das sorgt in der Schweiz immer wieder für Verwirrung. Ich habe nichts mit dem französischen Land oder der Sprache am Hut, auch wenn das die Menschen immer denken.
Wenn sie nur meinen Namen lesen, glauben auch viele, dass ich ein Mann bin. Daniel ist ja ein beliebter männlicher Vorname. Ich glaube, ich habe damals auch nur deshalb meine Lehrstelle als Sanitärzeichnerin erhalten. Als ich in die Schnupperlehre ging, machten die Mitarbeiter grosse Augen. Sie hatten aufgrund meines Namens mit einem Jungen gerechnet. Die Lehrstelle habe ich dann trotzdem erhalten, und ich arbeite auch heute noch als eine von wenigen Frauen im Baugewerbe.
Das alles nur, weil meine Eltern sich damals nicht auf einen Namen einigen konnten. Per Zufall schauten sie im Fernsehen die Kanu-Weltmeisterschaften und benannten mich nach der Siegerin, die Danièle hiess. Ich selbst nehme meinen Namen mit Humor. Er ist ja nicht dramatisch und eigentlich passt er ganz gut zu mir.»