Margrit Mast Beyer hat ihren Sohn verloren, als er 34 Jahre alt war. Er erlitt mitten in der Nacht einen Herzstillstand. «Das war komplett unerwartet und natürlich ein Schock», so Margrit Mast. Sie hatte schon den Tod ihres Bruders miterlebt und im Zuge dessen gesehen, wie der Todesfall ihre Eltern in ein Loch gezogen hat. Sie wusste, dass sie es anders durchstehen musste.
Seit ihr Sohn gestorben ist, sind inzwischen viereinhalb Jahre vergangen. Der Prozess, wieder ins normale Leben zurückzufinden, ging lange. «Musik, Lärm und Menschen um mich herum waren ganz schwierig», schildert Mast. «Erst langsam begann ich, wieder Musik zu hören. Und wenn, dann solche, die mein Sohn Anthony auch gehört hat.»
Haustiere als Therapie
Nachdem ihr Sohn gestorben war, nahmen Mast und ihr Ehemann seine beiden Katzen auf. «Das half mir sehr», sagt Mast. «Ich hatte eine Aufgabe und konnte mich um etwas kümmern.» Kurz darauf besorgte sie sich den Hund Timo, der ihr einen zusätzlichen Sinn ins Leben brachte. «Die Liebe, die ich meinem Sohn nicht mehr geben kann, gebe ich nun meinen Haustieren», sagt die 66-Jährige.
Ein Jahr nach dem Todesfall besuchte Mast zum ersten Mal den Verein Regenbogen. In der Organisation kommen Elternteile zusammen, die ein Kind verloren haben. «Die Geschichten der Anderen waren individuell, die Gefühle bei allen ähnlich», berichtet Mast.
Dass Mast nicht in ein Loch gefallen ist, macht sie heute sehr stolz. Sie sagt: «Heute lebe ich wieder richtig, weil es mein Sohn so gewollt hätte. Ich bin stolz, das alles aus eigener Kraft geschafft zu haben.»
«Tod des Kindes ist das Schlimmste, was passieren kann»
Für Mast ist klar: «Der Tod des eigenen Kindes ist das Schlimmste, was einer Mutter passieren kann, keine Frage.» Doch die tragische Tatsache hat auch ihre verhältnismässig positiven Nachwirkungen mitgebracht. So konstatiert Mast: «Heute bin ich für die kleinen Dinge im Leben dankbar. Ich sehe die Welt mit anderen Augen.» Zudem habe sie ein besseres Gefühl dafür, was wirklich wichtig im Leben ist. «Ich merkte, wie Konsum mich nicht ausfüllte und dass das Leben zu kurz ist, um sich über jede Kleinigkeit aufzuregen», sagt sie. «Mein Ziel ist heute, zu zeigen, dass man weiterleben sollte. Es lohnt sich.»