Als die ersten Animes im deutschsprachigen Fernsehen liefen, hat mich das sofort gepackt. Diese Gruppen von Freunden, die einen starken Zusammenhalt hatten und enge Beziehungen führten, inspirierten mich enorm. Ich dachte mir: Genau so will ich auch sein! Mit meinem ersten Sackgeld habe ich Mangas gekauft, und mit acht Jahren hatte ich mir schon mein erstes eigenes Cosplay gefertigt. In der Schule habe ich im Gestaltungsunterricht gelernt, wie man näht oder stickt. Zu Hause habe ich dann selber angefangen, herumzubasteln.

Cosplay kann man so erklären: Ich schneidere und baue fiktive Charaktere nach, die man aus Games, Filmen oder Büchern kennt. Je nach Genre ist alles dabei, von Fantasy bis hin zu Anime oder Superhelden, es gibt keine Grenzen. Von der Idee bis zum fertigen Outfit brauche ich bis zu sechs Monate. Ich arbeite noch Vollzeit im Verkauf und kann mich deswegen nur in meiner Freizeit damit beschäftigen.

Die meiste Zeit brauche ich fürs Recherchieren, Ideenfinden und Zusammensuchen der Materialien. Ich mache alles von Hand, zeichne mir die verschiedenen Teile ab und stelle sie so realitätsgetreu nach wie nur möglich. Jeden Charakter, den ich nachstelle, muss ich genau studieren, denn von Kopf bis Fuss muss alles stimmen. In all den Jahren habe ich schon 15 fertige Cosplays erstellt. Aber ich muss schon sagen, es ist ein teures Hobby. Denn mit den Perücken, Schuhen, Kleidern und Materialien, die ich brauche, kann ein einziges Cosplay schon mal 1000 Franken kosten. Trotzdem würde es für mich niemals infrage kommen, ein fertiges zu kaufen.

Denn der Prozess hinter jeder Kreation gefällt mir am allermeisten. Ich kann mich komplett in meine Cosplays hineinleben und vergesse den Stress und Alltag um mich herum. Ich kann kreativ sein, mich austoben und mich von einer komplett anderen Seite zeigen und in Rollen schlüpfen, die ich in meinem Alltag nicht zeigen kann. Wenn ich meine fertigen Kreationen bei Shootings oder «Cosplay Conventions» zeige und Komplimente bekomme, ist das für mich das Grösste.