Freunde, Ruhe und Natur
Deshalb sind diese Leser auf dem Land geblieben

Die Luzerner Gemeinde Grossdietwil verkündete, dass sie jungen Einwohnern einen Bonus zahlt, wenn diese im Dorf wohnen bleiben. Wir wollten von den Lesern wissen, wieso man auf dem Land bleibt und was es für Gründe gibt in die Stadt zu ziehen.
Publiziert: 07.08.2019 um 12:55 Uhr
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Aktualisiert: 08.08.2019 um 17:29 Uhr
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Doch viele Leser können sich nicht vorstellen, in die Stadt zu ziehen.
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Wie diese Woche bekannt wurde, hat sich die Gemeinde Grossdietwil in Luzern entschieden einen «Jugendbonus» einzuführen. So zahlt die Gemeinde jedem Einwohner unter 30, der sich seine erste eigene Wohnung im Dorf sucht einen Bonus von 1500 Franken. Der Gemeindepräsident Reto Frank erklärt gegenüber dem «Willisauer Bote», dass dies eine Anerkennung an die Jugend darstelle. Denn schliesslich seien es die jungen Menschen, die frischen Wind ins Dorfleben brächten.

BLICK hat dies zum Anlass genommen und die Leserinnen und Leser gefragt: Weshalb sind sie in die Stadt gezogen oder eben auf dem Land geblieben? Die Gründe sind vielfältig.

Ganz nah bei Freunden und Familie

Für Remo Albrecht (51) aus Höri ZH war ein Umzug in die Stadt nie ein Thema. «Ich bin in meinem Leben nur zweimal umgezogen, einmal 450 Meter und einmal 150 Meter von meinen Elternhaus weg.»

Albrecht schreibt zwar, dass er die Landflucht schon spüre. Familie und auch alte Klassenkameraden verliessen das Dorf bereits. Trotzdem möchte er die Dorf-Gemeinschaft und die Natur für nichts in der Welt hergeben.

«Warum sollte ich auch mein Zuhause im Dorf gegen eine Plattensiedlung in der Stadt eintauschen wollen.» Jeden Samstag, wenn er in die «City» fährt, ist er am Ende des Tages doch froh wieder nach Hause auf Land zu können. 

Auch eine weitere Leserin aus Bennau SZ ist davon überzeugt, dass sie wohl immer ein «Dorfkind» bleiben wird. «Hier habe ich meine Freunde und Familie in nächster Nähe.» Für sie ist ihr Zuhause ein Ausgleich, denn sie arbeitet in der Stadt und schätzt die Ruhe und Weite auf dem Land. Einziger Nachteil: die schlechten Öv-Anbindungen. Besonders in ihrer Jugend sei dies ganz schön «ätzend» gewesen.

«Kinder brauchen frische Luft»

Für Markus Muser (23) aus Winterthur ist der öffentliche Verkehr das ausschlaggebende Argument: «Ob Dorf oder Stadt ist eigentlich Wurscht, der ÖV muss gut sein und da ist die Stadt halt ganz klar im Vorteil.» Auch haben nicht alle das Glück, Arbeitsort und Wohnort vereinbaren zu können. Vanessa Schmid (24) aus Ebikon LU musste für ihre Ausbildung in die Stadt ziehen. Trotzdem geniesst sie die Ruhe in ihrem Heimatort, wenn sie ihre Familie besucht. 

Für Heidi Engi (36) stand es nie zur Debatte aus Tschiertschen GR wegzuziehen. Die Natur, besonders die Berge aber auch der Zusammenhalt im Dorf und die Gemeinschaft haben sie dort gehalten. «Das Leben hier ist das Beste, das ich meinen Kindern bieten kann. Hier können sie eine unbeschwerte und naturverbundene Kindheit verbringen.»

Ähnlich sieht es auch Arkon Meier aus Wetzikon ZH, der zwar momentan nicht auf dem Land lebt, dies allerdings bestimmt ändern will, sobald Kinder auf dem Weg seien. «Kinder brauchen viel Platz und frische Luft.»

Vogelgezwitscher statt Strassenlärm

Kurt Fessler aus Mühledorf SO ist schon viel umhergekommen in seinem Leben. Trotzdem zieht es ihn auch nach vielen Jahren immer wieder in sein Heimatdorf zurück. «Es gibt nichts Schöneres als mit Vogelgezwitscher aufzuwachen und anstelle von Hektik und dröhnendem Strassenlärm dem Gebimmel von Kuhglocken lauschen zu können.»

Ihr Dorf, ihr kleines Paradies. So beschreibt Leserin Conny Studer (41) Itaslen, Balterswil ZH. Auch sie lebte schon an vielen unterschiedlichen Orten, grösseren und kleineren Dörfern, in der grossen Stadt gefiel es ihr aber nie wirklich. «Nach einem Jahr reichte es mir und ich zog wieder aufs Land.» Für sie zählt die Ruhe. Es gebe nichts Schöneres als vor dem Fenster nur Wiesen, Wälder und einen kleinen See zu haben. «Ich könnte nie mehr in der Stadt leben, wahrscheinlich nicht einmal mehr in einem grossen Dorf.»

Das gleiche erfuhrt auch Nadine Trutmann (32) aus Schneisigen AG. Vor einigen Jahren zog es in die Stadt, dort hielt sie es allerdings nicht lange aus. «Ich zog bewusst wieder aufs Land, hier ist es einfach ruhiger, es hat mehr Platz und es ist auch alles persönlicher.» In der Stadt war es ihr zu laut, sie störte sich daran, dass sie ihre Nachbarn nicht kannte.

Die Anonymität des Stadtlebens fürchtet auch Dustin Neyer (16) aus Heiligkreuz SG: «Hier kennt jeder jeden, es ist wie eine grosse Familie.»

Für viele BLICK-Leser ist klar: Ihr Zuhause und ihr Dorf würden sie für nichts aufgeben. Denn für die Nähe zur Natur, für Ruhe und die Gemeinschaft im Dorf sind sie auch bereit schlechte ÖV-Verbindungen, längere Arbeitswege oder den einen oder anderen Kuhfladen in Kauf zu nehmen.

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