Auf einen Blick
- WC-Pausen werden bei Jean Singer et Cie ausgestempelt
- Neuenburger Gericht erlaubt Anrechnung von Toilettenpausen als Pausenzeit
- 57% der Blick-Leser sind gegen WC-Pausen als Pausenzeit
- Leser kritisieren, dass Toilettenbesuche Grundbedürfnisse sind
- Einige Leser sehen häufige WC-Pausen als unfair für Unternehmen
Wer mal kurz aufs stille Örtchen muss während der Arbeit, muss sich neu ausstempeln. Oder zumindest diejenigen, die beim Uhrenhersteller Jean Singer et Cie im Kanton Neuenburg angestellt sind. Was für einige unmöglich klingt, ist dem Uhrenhersteller erlaubt. Das Neuenburger Gericht entschied, dass das Arbeitsgesetz den Begriff der Pause «nicht klar definiert» und daher Toilettenpausen als Pausenzeit angerechnet werden dürfen.
Dass die Blick-Leserschaft von dieser Regel verstimmt ist, zeigt auch ein Voting auf Blick. 57 Prozent geben an, dass die WC-Pause nicht als richtige Pause gelten soll. 33 Prozent scheinen sich uneinig, hier kommt es nämlich drauf an, wie lange der Toilettengang andauert. Nur zehn Prozent und damit die klare Minderheit finden, dass ein Besuch auf dem stillen Örtchen nicht als Arbeitszeit gelten soll.
Das meint die Community
Eine Stimme der Mehrheit, Leserin Leni Zorn, schreibt dazu: «Toilettenbesuch ist ein Grundbedürfnis. Egal, wie lange.» Damit trifft sie bei vielen weiteren Usern direkt ins Schwarze. Und doppelt gleich nach: «Dem hätte das Gericht Rechnung tragen müssen, gerade weil es noch kein Gesetz gibt.» Zustimmung bekommt sie auch durch die Meinung von Leser Roger Oberlin. «WC ist ein Grundbedürfnis», kommentiert er. Allerdings betont er auch: «Rauchen hingegen ist kein Grundbedürfnis und muss zwingend ausgestempelt werden.»
Dass ein Ausstempeln fürs stille Örtchen problematisch sein kann, findet auch Mike Stalder. «Wenn die Arbeiter wieder schwerer zu kriegen sind, werden genau solche Firmen Probleme haben, Leute zu finden. Das kann schwerwiegende Probleme verursachen als motivierte Mitarbeiter, die ab und zu aufs Klo müssen.» Als Beispiel, wie es besser funktionieren könnte, nennt er grosse Marken wie Google. «Dort werden alle möglichen Annehmlichkeiten während der Arbeitszeit zur Verfügung gestellt, damit sich die Mitarbeiter wohlfühlen», doppelt er nach.
«Nur Handypausen»
Nicht ganz einverstanden ist Leserin Irene Walker. «Nur mal schnell gehen, sollte schon drin liegen», sagt sie. Meint aber auch: «Ich kenne solche, die gehen mehrmals täglich aufs Klo und kommen erst nach einer halben Stunde wieder. Das ist auch nicht fair dem Unternehmen gegenüber.»
Ernster sieht es Ueli Baltensperger. «Richtig so, denn das sind nur Handypausen», argumentiert er. Er will am liebsten gar nicht wissen, wer davon wirklich muss.