Erbrochenes aufwischen, mit Haien tauchen, WC-Papier kontrollieren
Das sind die Ferienjobs der BLICK-Leser

Über die Sommerferien verdienen sich viele Schüler mit Ferienjobs etwas dazu. Unsere Leserinnen und Leser arbeiteten in Fabriken, auf dem Friedhof und unter Wasser. Hier erzählen sie von ihren absurdesten Erlebnissen.
Publiziert: 06.08.2020 um 11:21 Uhr
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BLICK-Leserin Isabella musste als 14-Jährige WC-Papier am Fliessband kontrollieren.
Foto: Zvg
Community-Team

Der Sommer ist Ferienjob-Zeit. Um das Sackgeld aufzustocken, helfen viele Schüler während ein paar Wochen bei lokalen Unternehmen aus. Wir haben unsere Leserinnen und Leser nach ihren schrägsten Erfahrungen mit Ferienjobs gefragt. Einige waren selbst mit vermeintlich simplen Aufgaben überfordert, andere fanden auf diesem Weg ihren Traumberuf. Hier liest du die spannendsten Geschichten.

Isabella: «Ich war in der Fabrik überfordert»

«Als ich ungefähr 14 war, arbeitete ich am Laufband bei Hakle. Die Fabrik war in der Umgebung und ich wollte einfach ein bisschen Geld verdienen. Mein Job war es, das WC-Papier zu kontrollieren. Ich musste darauf achten, dass jeweils das letzte Blatt an der Rolle haftet. Wenn es sich gelöst hat, sollte ich die Rolle vom Laufband nehmen und das letzte Blatt mit einem Pinsel wieder ankleben.

Leider hat mich das komplett überfordert, weil mir alles viel zu schnell ging. Nach ein paar Tagen wurde ich dann an eine andere Maschine gesetzt, wo ich nur einen Knopf drücken musste. Das war eine traumatische Erfahrung. Dafür weiss ich seither wirklich jede einzelne Rolle WC-Papier zu schätzen.»

Für Isabella war die Arbeit am Fliessband zu hektisch.
Foto: Blick Leserreporter

Martin: «Mit dem Sommerjob hab ich mir meinen Traum erfüllt»

«Ich hatte gerade meine Karriere als Profi-Radrennfahrer beendet und wollte einfach mal eine Saison lang als Tauchlehrer arbeiten. Also auch eine Art Ferienjob. Normalerweise machen das Studenten, die gerade vom College kommen und einfach ein bisschen Geld verdienen wollen.

Bei Guadeloupe entdeckten wir weisse Haie und stellten fest, dass es die perfekte Location ist, um mit ihnen zu tauchen. Heute ist das mein Vollzeitjob. In den letzten 20 Jahren verbrachte ich rund 4000 Stunden im Käfig zwischen weissen Haien und Tausende mehr an der Oberfläche, um sie zu beobachten.

Angst hatte ich nie. Die meisten Menschen haben ein völlig falsches Bild von Haien. Ausserdem ist niemand so gerne unter Wasser wie ich. Als Kind wollte ich immer Astronaut werden und eigentlich ist meine jetzige Tätigkeit ziemlich ähnlich: Wir Taucher sind auch eine Art Entdecker. Dieser eine Sommer als Tauchlehrer hat mir also meinen Kindheitstraum erfüllt.»

Martin an seinem aussergewöhnlichen Arbeitsplatz.

Joël: «Ich möchte meinen Ferienjob nicht missen»

«Während den Semesterferien arbeite ich als Kabinenbegleiter bei den Aletsch-Bahnen. Neben den vielen typischen Studentenjobs, die ich machen durfte – im Schwimmbad, an der Kasse und als Burgerbrater – finde ich das den interessantesten.

Ich begleite bis zu 117 Feriengäste und Einwohner auf die wunderschöne Bettmeralp. Und das zu jeder Tages- und Nachtzeit, von fünf Uhr bis Mitternacht. Starke Windböen, heftige Regenfälle, Sommergewitter und im Winter dann die Schneestürme machen den Job richtig spannend. Dazu gehört eine gute Kenntnis der Sicherheitssysteme, ein Training im Abseilen und in erster Hilfe, damit die Fahrt für unsere Gäste absolut sicher ist. Ich mache das jetzt schon seit rund vier Jahren und möchte es nicht missen.»

Joël arbeitet seit vier Jahren während den Semesterferien bei den Aletsch Bahnen.

Reto*: «Sie schickten mich in Puffs»

«Ich arbeitete zwei Wochen lang für eine Promoagentur und bekam einen etwas speziellen Auftrag: Für Western Union sollte ich Kunden suchen, für die es schwierig ist, ein Bankkonto zu eröffnen. Also schickten sie mich in Puffs. Ich bekam eine Liste mit zirka hundert Etablissements in der ganzen Nordwestschweiz, die ich dann abarbeiten musste – wenn mich die Türsteher überhaupt reingelassen haben.

Manchmal wurde ich wieder rausgeschmissen. Einige der Damen fanden das Angebot aber auch interessant, weil es ihnen die Möglichkeit gab, ihren Familien im Ausland Geld zu schicken. Mein Kollege hat zum Dank sogar mal einen «Freistoss» bekommen, wenn ich das so formulieren darf. Mir hat die Arbeit jedenfalls gefallen: Mit 35 Franken pro Stunde wurde ich auch sehr anständig bezahlt. Teilweise war es natürlich gefährlich, trotzdem aber immer sehr witzig und spannend.»

*Name geändert

Walter: «Ich musste auf dem Friedhof jäten»

«Im Jahr 1956 habe ich als 14-Jähriger auf dem Friedhof in Niederurnen gearbeitet. Als Lohn bekam ich 20 Rappen pro Stunde. Meine Arbeit war jäten, also Unkraut auszehren auf den Gräbern für eine im Dorf ansässige Gärtnerei. Das war eine ruhige Arbeit und man wurde nicht gestört. Ausserdem konnte man jeweils auf den Grabsteinen lesen, wie alt die Leute waren, als sie verstorben sind. Den Ferienjob machte ich nur zwei Wochen lang – das hat mir gereicht.»

Walter (2. von vorne) während seiner Schulzeit.
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Evelin: «Ich würde jederzeit wieder WCs putzen»

«Ich war ganz frisch Mama geworden und mein Mann meinte schon von Anfang an, ich könnte wieder arbeiten, falls ich das möchte. Als Einstieg hab ich mir dann einfach ein paar kleine Jobs gesucht und so landete ich am Openair Frauenfeld 2016, wo ich WCs putzen musste.

Ich bin natürlich auch kein Fan von Fäkalien, als junge Mutter war ich aber zu einem gewissen Grad abgehärtet. Am schlimmsten fand ich nicht einmal die Kotspuren und das Erbrochene, sondern die Haare im Abfluss. Wenn es hiess, die Duschen seien verstopft und jemand müsse sich darum kümmern, gab es aber zum Glück immer jemand, der meine Schwächen kannte und das übernahm. Wir waren eine gute Truppe.

Mit dem Wetter hatte ich auch Glück – es war einfach perfekt. Für mich war das ausserdem mein erstes grosses Festival und wegen meinem Job sah ich direkt hinter die Kulissen. Das war extrem eindrücklich. Ausserdem hat der Lohn gestimmt und ich bin mir grundsätzlich für fast nichts zu schade. Klar, es ist nicht die schönste Arbeit, aber ich würde es jederzeit wieder tun.»

Evelin putzte am Openair Frauenfeld 2016 die WCs.

Christoph: «Ich war high von den Dämpfen»

«Vor zirka 40 Jahren durfte ich zu meiner Tante nach Amerika reisen. Damit ich dort auch etwas Sackgeld hatte, arbeitete ich zwei oder drei Wochen bei einem Unternehmen in Kirchberg. Die haben Kunststoffnetze für Unterwasserbetonarbeiten hergestellt. Ich musste den ganzen Tag auf Knien und Händen mit dem Brenneisen die Formen ausschneiden. Ein Knochenjob bei Hitze und Gestank für etwas Geld.

Abends habe ich mich dann immer etwas high gefühlt von den Dämpfen. Ausserdem haben meine Knie, mein Rücken und die Arme geschmerzt. Trotzdem war ich in den Ferien dann froh um meine Reisekasse. Ich erinnere mich, wie ich die gewechselten Dollarscheine auf dem Bett ausbreitete und dachte, ich sei reich.»

Heute arbeitet Christoph als Buchhalter. «Da schmerzt nur noch der Hintern vom Bürostuhl», sagt er.
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