Die Leser zu den zurückgegebenen Rüebli
«Gebt nicht den Anbietern die Schuld, sondern den Konsumenten!»

Von ursprünglich 18 Tonnen Karotten, die der Demeter-Betrieb Gut Rheinau einem Grossverteiler zum Verkauf angeboten hatte, wurden 13 Tonnen abgelehnt. Doch nun entbrennt eine Debatte in der Kommentarspalte: Wer ist zu heikel – die Konsumenten oder die Grossverteiler?
Publiziert: 26.11.2024 um 17:37 Uhr
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Weil diese Rüebli nicht der Norm entsprachen, musste das Gut Rheinau sie zurücknehmen.
Foto: zVg

Auf einen Blick

  • Grossverteiler lehnt 13 Tonnen Karotten ab, Genossenschaft rettet 4,5 Tonnen
  • Kunden und Leser sind empört über die Verschwendung von essbarem Gemüse
  • 3 Tonnen Karotten wurden an den Verein «Essen für alle» gespendet
Die künstliche Intelligenz von Blick lernt noch und macht vielleicht Fehler.
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Sarah RiberzaniCommunity Editor

Der Demeter-Betrieb Gut Rheinau lieferte 18 Tonnen Karotten an einen Grossverteiler. Doch 13 Tonnen davon kamen wieder zurück. Der Grund: Die Karotten entsprachen nicht den Standards des Verbands Schweizer Gemüseproduzenten, der krumme, verfärbte oder gebrochene Exemplare nicht akzeptiert.

Dennoch gibt es eine positive Wendung: Die Genossenschaft Grassrooted übernahm die verbliebenen Mengen und bot sie am Freitag und Samstag in Zürich an ihrem Standort Rampe 5 an. Das Ergebnis: 4,5 Tonnen Karotten fanden neue Abnehmer. Wie Grassrooted auf Anfrage erklärte, gingen 1,5 Tonnen an Kundinnen und Kunden für den privaten Gebrauch, während stolze 3 Tonnen an den gemeinnützigen Verein «Essen für alle» gespendet wurden.

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Empörung bei der Kund- und Leserschaft

Während der beiden Verkaufstage fiel Annika Lutzke (22), Co-Präsidentin von Grassrooted, die Frustration vieler Kundinnen und Kunden auf: «Viele sagten uns, dass das nicht passieren dürfe. Leider ist es kein Einzelfall, sondern kommt immer wieder vor.»

Auch in der Blick-Kommentarspalte macht sich Empörung breit. «Es ist doch egal, ob das Gemüse dick, dünn, knorrig, hell oder dunkel ist. Auf dem Teller sieht eh keiner mehr, wie es im Rohzustand ausgesehen hat. Also, warum kann der Detailhandel nicht eine zweite Kiste mit ungeformtem Gemüse zu einem günstigeren Preis anbieten?», fragt sich Leser Henry Bernet.

Leser Cornelius Adam rät ganz allgemein davon ab, mit Grossverteilern zu handeln. Stattdessen befürwortet er den Direktverkauf: «Wie der Erdbeerbauer im Kanton Bern, der vor zwei Jahren die gesamte Ernte zurückerhielt, weil der Grossverteiler etwas auszusetzen hatte. Ein Marktfahrer las das, holte die ganze Ernte ab und bot sie in Bern auf dem Wochenmarkt feil. Um 11 Uhr war alles ausverkauft. Seither verkauft der Bauer nur noch an Marktfahrer direkt.»

Auch Adriano Jäger bringt seinen Unmut zum Ausdruck: «Es ist eine Schande, man soll sich schämen. Ich arbeite in der Gemeinde und fahre viel in die Biogasanlagen, auch dort wurden letztes Jahr mehrere Tonnen Rüebli abgegeben. Andere verhungern, und wir werfen es weg. Der Grossverteiler sollte gemieden werden.»

«Wenn der Kunde wählen kann, kauft er das Schönere»

Leser Oskar Schneider findet hingegen, dass der Fehler vor allem bei den Konsumenten liegt. «Warum sollen Migros und Coop gemieden werden, wenn es ja Frau und Herr Schweizer so wollen? Ich habe oft erlebt, dass bei Gemüse und Früchten schon beim kleinsten Flecken die Nase gerümpft wird und dabei noch an den Produkten herumgedrückt wird, dass sie noch mehr Flecken bekommen. Gebt nicht den Anbietern die Schuld, sondern den Konsumenten, die es so verlangen», kontert er.

Markus Zimmermann findet ähnliche Worte: «Sehr viel Scheinheiligkeit hier. Es sind wohl keine 10 Prozent, die diese Ware kaufen würden. Bei den Grossverteilern kann man solches Gemüse sehr günstig kaufen, aber fast niemand machts. Das Angebot übersteigt die Nachfrage ums Mehrfache.»

Für Leserin Edith Igeli ist ebenfalls klar: «Wenn der Kunde wählen kann, kauft er eben das Schönere. Probiert es aus und beobachtet die Kunden. Ihr werdet staunen, wie wählerisch und heikel einige Kunden sind. Es tönt doof, aber eine kleine Krise bei den Lebensmitteln würde dem einen oder der anderen guttun!»


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