Am Samstagabend wurde bekannt: Murat Yakin (46) wird neuer Coach der Schweizer Fussballnationalmannschaft! Er tritt damit die Nachfolge von Vladimir Petkovic (57) an, der beim Ligue-1-Klub Girondins Bordeaux unterschrieb und dort bereits seine erste Partie bestritten hat. Die Schlagzeile rund um den ehemaligen FC-Schaffhausen-Coach sorgte auch in der Kommentarspalte für Diskussionen. Die Reaktionen fallen gemischt aus.
Dies zeigt sich auch am Blick-Leservoting. Nur 11 Prozent der rund 10'000 Abstimmenden sind begeistert von Yakins Wahl. 29 Prozent finden die Entscheidung des Fussballverbands gar nicht gut, 33 Prozent sind Petkovics Nachfolger nicht per se abgeneigt, finden aber, der 46-jährige müsse sich erst beweisen.
Blick-Leser Daniel Burri warnt vor voreiligen Urteilen: «Sehr gute Wahl. Typisch Schweiz, erst mal nörgeln. Lasst ihn doch erst mal arbeiten. Dachtet ihr, nach dem Viertelfinale kommt jetzt Guardiola oder Mourinho?» Leserin Bea Borner hingegen schwelgt wohl in Erinnerungen an den Viertelfinal-Einzug unter Petkovic und wünscht sich «Vlado» zurück. «Gebt uns lieber Petkovic zurück!», schreibt sie.
Challandes zu alt, Wicky zu unerfahren
Leser Albert Inglin entgegnet: «Was soll dieses Dauergejammer? Petkovic hat sich kurzfristig entschlossen, in Frankreich einen Klub in der Provinz zu trainieren. An den sportlichen Leistungen gemessen ist an Herr Petkovic wenig bis gar nichts auszusetzen, im kommunikativen Bereich hat er aber noch beträchtliches Verbesserungspotenzial. Zudem soll man Reisende ziehen lassen.» Murat Yakin möge auf den ersten Blick nicht die ideale Lösung sein, sei jedoch in Anbetracht der nahenden WM-Qualifikation nicht die schlechteste Lösung, zumal einige Wunschkandidaten und Hochkaräter abgesagt hätten.
Die Rede ist wohl von Arsenal-Urgestein Arsène Wenger (71), Union-Berlin-Steuermann Urs Fischer (55) oder Kosovo-Trainer Bernard Challandes, der mit 70 Jahren von vielen Lesern als zu alt empfunden wird. Leser Fredi Sägesser schreibt etwa: «Challandes ist zu alt und seine Wutausbrüche beim FCZ sind mir noch in bester Erinnerung.» Ex-Nati-Spieler Raphael Wicky (44) hingegen, der als heisser Anwärter galt, sei zu unerfahren. Pluspunkt für Yakin, der junges Alter und internationale Erfahrung offenbar gut unter einen Hut bringen kann. Leser Peter Probst schreibt: «Ich finde es eine gute Wahl, auch – da Yakin noch jung ist – für nach der WM-Quali bzw. WM-Teilnahme.»
Zweifel am Verhandlungstalent des SFV
Das unterstreicht auch Leser Josef Blocher: «Murat Yakin, richtiges Alter, internationale Erfahrung, hat schon einige Pokale gestemmt.» Für den Basler spreche sein Draht zu den Spielern, ausserdem seien Marcel Koller, Bernard Challandes und Lucien Favre allesamt «mindestens eine Generation zu alt». Der 46-jährige Yakin punkte mit modern strukturierten Trainings und sei taktisch «ein Fuchs», wie Leser Peter Lüthi schreibt.
Bei so manchem Blick-Leser macht sich indes Unverständnis über das Verhandlungsgeschick des SFV breit. Brandon Heist schreibt etwa: «Von allen Trainern, die letzte Woche genannt wurden, gab es nur einen, der in Frage gekommen wäre. Aber der SFV hat sich auch keine Mühe und Zeit genommen, um diesen einen zu bekommen, der die beste Lösung gewesen wäre.» Wen er damit meint, verrät er nicht. Richtig gute Trainer müsse man umgarnen. Es reiche nicht, kurze Gespräche zu führen, hält er fest. Leser Chris Gessner hätte sich Ex-FCB-Trainer Marcel Koller (60) gewünscht. Derweil ärgert sich Leser Hans Maag darüber, dass man U21-Coach Mauro Lustrinelli (45) nicht angefragt habe.
Nati mit Yakin, Endrunden ohne Nati?
Leserin Judith Liechti hingegen sieht schwarz: «Wo Yakin drin ist, sind Probleme nicht weit weg.» Ob sie damit auf eine mögliche Fortsetzung des Frisuren-Konflikts anspielt? Andere fürchten um die gute Entwicklung der Nati nach dem verheissungsvollen Viertelfinal-Einzug. So schreibt Leser Matthias Renevey: «Das wars dann mit Endrundenteilnahmen. Unter Yakin werden wir keinen Blumentopf gewinnen. Schade für die gute Entwicklung der CH-Nati – nun müssen wir uns halt wieder die WM- und EM-Endrunden ohne die Schweiz ansehen.»
Ähnlich sieht es Leser Beat Anliker: «Passt doch perfekt. Ein Trainer, der noch nie was gewonnen hat, zu einer Mannschaft, die noch nie was gewonnen hat.» Da scheinen die beiden Meistertitel, die Murat Yakin 2013 und 2014 als Trainer des FC Basel geholt hat, glatt in Vergessenheit geraten zu sein. Fest steht: Die Petkovic-Nachfolge ist alles andere als unumstritten. Mit Blick auf die ersten Amtshandlungen des neuen Trainers halten wir es mit Leser Thomas Müller: «Gebt dem Neuen doch erst mal ne Chance und zeigt einen Funken Stolz, zerreissen, motzen und weinen kann man dann ja noch früh genug falls die dunkelsten Ängste eintreffen.»