Noten gibt es, seitdem es die Schule gibt. Sie dienen als Methode, um die Leistung der Schülerinnen und Schüler einzuordnen. Allerdings werden Noten seit vielen Jahren hinterfragt. Pädagoginnen setzen sich mit dem Konzept auseinander, und Kritiker glauben, dass Noten den Druck auf die Lernenden enorm erhöhe. Ausserdem finden sie nicht, dass die Bewertung in Zahlenform die Kenntnisse des Schülers passend widerspiegle.
Es wurden schon zahllose Vorstösse eingereicht, um Noten abzuschaffen. Doch stets erfolglos: Die Vorschläge wurden abgelehnt. 2021 wurde im Kanton Zürich verankert, dass alle Lehrerinnen Zahlen als Benotung verwenden müssen.
«Keine Note zeigt, was im Gegenüber steckt»
Wir haben unsere Leserschaft gefragt, was sie denn von unserem Notensystem halten. Dabei hat sich herausgestellt, dass viele Leserinnen und Leser die Benotung in Form von Zahlen nicht mehr zeitgemäss finden.
Ein Leser berichtet: «Ich bin Lehrer an einem Schweizer Gymnasium. Nach vielen Jahren, die ich in Klassenzimmern verbracht habe, weiss ich: Noten sind absoluter Blödsinn.» Er erkärt: «Wir trainieren die Kinder auf ‹Winners› und ‹Losers› – anstatt zu vermitteln, was es heisst, Teamworker zu sein, unabhängig von Leistung.»
Auch Leser Josef Beigelbeck findet, dass man Noten abschaffen sollte. «Gute Noten erzielt man nur durch Auswendiglernen, aber nicht jeder Schüler hat das Talent dazu.» Für ihn ist klar: «Die Schüler haben unterschiedliche Talente, die man fördern sollte.» Er fände eine andere Art der Bewertung besser. Und auch Leser Ueli Wittwer sieht die Gefahr der Benotung in Zahlenform. «Wenn Bewerten das riesige Potenzial in Schülern nicht fördert, ist dies ein Gesamtverlust. Keine Note zeigt, was im Gegenüber steckt», schreibt er.
«Ja, es braucht die Schulnoten unbedingt»
Es gibt aber auch Leserinnen und Leser, die das momentane System der Benotung unterstützen. «Ich finde, es braucht Noten, damit man den Schüler besser einschätzen kann und seine Fähigkeiten besser sieht», schreibt zum Beispiel Leserin Silvia Ledermann. Sie fragt sich: «Wie soll man sonst herausfinden, wer für welchen Beruf geeignet ist?»
Leser Martin Schmid glaubt, dass Noten als Motivation dienen können. Er denkt: «Wird eine Bewertung angekündigt, kommt Motivation und Einsatz, eine gute Bewertung zu erhalten.» Bei dieser Art der Bewertung sollte die Lehrperson laut dem Leser aber auch auf einige Punkte achten: «Wichtig ist, transparent zu machen, was bewertet wird und dass die beste Bewertung in Reichweite liegt.»
Eine ähnliche Meinung hat auch Leser Fabio Notaro: «Es braucht die Schulnoten unbedingt. Und zwar einfach nur darum, dass jeder lernt zu verlieren, mit Konkurrenz umzugehen und dass Leistung wichtig ist.»