Im höheren Alter arbeitslos zu werden ist besonders bitter: Viele Firmen stellen über 55-Jährige kaum noch ein. BLICK porträtierte kürzlich etwa einen Elektrofachverkäufer, der auch nach 600 Bewerbungen keine Stelle gefunden hatte.
Nun hat der Schweizerische Gewerkschaftsbund (SGB) die Arbeitslosenzahlen des Bundes in verschiedenen Alterskategorien und Branchen untersucht. Dabei zeigte sich: Die von Corona gebeutelten Arbeitgeber stellen vor allem Alte auf die Strasse. Die BLICK-Community sieht die Schuld vor allem in der Politik.
«Traurig, aber auch logisch»
In der Kommentarspalte ist viel Solidarität mit älteren Entlassenen zu lesen: «Ü55 haben es schon in normalen Zeiten schwer», schreibt etwa Christian Geller. Für ihn war es absehbar, dass die Coronakrise das Problem nur verschlimmere: «Es ist traurig, aber auch logisch.» Michael Sacccaro bezeichnet es als respektlos, wie mit «unseren Eltern und Grosseltern» umgegangen wird. «Diese Leute haben unseren Reichtum erst ermöglicht.»
Die Arbeitsleistung von Menschen über 55 sehen nur wenige BLICK-Leser als Entlassungsgrund: «Bis zur Pension gibt es da keinen Unterschied», schreibt Christina Schaffner. «Das Problem sind die hohen Pensionskassenabzüge.» Auch Stefan Meier befürchtet, dass sich das aktuelle System nicht aufrechterhalten lässt: «Die Schweiz steuert ungebremst auf eine riesige Altersarmut zu», schreibt er. «Die Jungen werden das nicht auffangen können.»
Tieferes Rentenalter und Grundeinkommen
Dementsprechend fordern viele Leser ein politisches Umdenken. Die Idee eines Rentenalters 55 wird immer wieder genannt. Andere gehen noch weiter und fordern ein bedingungsloses Grundeinkommen: «So kann man das Ganze in den Griff bekommen», schreibt John Bastos. «Dinge wie IV und AHV bräuchte es dann nicht mehr. Das Geld, das momentan für diese Sachen einbezahlt wird, würde dann einfach zum Grundeinkommen fliessen.»
«Pflästerli-Politik» bringe jetzt nichts mehr, findet auch Patrizia Fiorenza. Mit der Digitalisierung habe sich das Problem weiter verschärft. Auch Albert Baumgartner stellt fest, dass es mittlerweile einfach zu wenige Arbeitsplätze gibt. «Der ganze Westen leidet darunter. Es wird nie wieder Vollbeschäftigung geben.»
«Die Folgen der bilateralen Verträge»
Die neuen Zahlen geben auch der Begrenzungsinitiative Aufwind. «Das wäre ein enorm wichtiger Schritt, um weiteres Elend zu vermeiden», schreibt Berna Blumenthal zur Abstimmung, die im September stattfindet. Auch Daniel Christen sieht die Hauptschuld im Ausland: «Nun muss das Sozialamt die Folgekosten der unsinnigen bilateralen Verträge mit der EU tragen.»
«Welches Problem würde die Begrenzungsinitiative denn lösen?», entgegnet Martin Arnold. In seinen Augen handelt es sich vor allem um wirtschaftliche Angelegenheiten. «Teure und weniger ausgebildete Arbeitskräfte werden entlassen. Nicht um sie durch ‹billige Ausländer› zu ersetzen, sondern weil es die Situation der Unternehmen verlangt.»
Einig ist sich die BLICK-Leserschaft nur darin, das sich etwas ändern muss. Oder wie es Ernst Baumann ausdrückt: «Nicht nur das Virus macht krank. Das System unserer Altersversorgung ist schon längst nicht mehr gesund.»