Dieser Text erschien erstmals im Februar 2019. Im Rahmen der Aktionswoche zu mentaler Gesundheit publizieren wir ihn neu.
Soll Burnout als Berufskrankheit anerkannt werden? Die Gesundheitskommission des Nationalrats lehnte dies mit 17 zu 7 Stimmen ab. «Wichtiger als eine neue Zuständigkeit bei der Versicherung seien die bereits laufenden Programme der Privatwirtschaft zur Prävention von Burnout», liess die Kommission verlauten. Oft könnten Burnout-Erkrankungen nicht zweifelsfrei auf die berufliche Tätigkeit zurückgeführt werden, heisst es im Communiqué.
BLICK hat mehrere Zuschriften von Lesern erhalten, die ihre Erlebnisse mit der Erkrankung schildern. Die folgenden drei Schicksale zeigen auf, wie stark Burnout mit der Arbeit zusammenhängt.
Der Anfang: Stress, Angst und Leistungsdruck
Peter Lerch war ganz oben angekommen. Ende 2008 war er Chefredaktor der Nachrichtenagentur Sportinformation in Zürich. Doch Lerch merkte schnell, dass ihm die Arbeit nicht so gut gefällt. Er vermisste das Schreiben. «Die Agenda war übersät mit Terminen: Kundenbesuche, Sitzungen, Protokolle, Kontrollen», erinnert er sich. Die Verhandlungen mit den Kunden waren schwierig. «Ich gab mir selber die Schuld am schlechten Geschäftsgang. Das war der Fehler – und der Anfang meines Fiaskos.»
André Eberle lebte für die Arbeit. «Ich war bis in die Nacht hinein und auch an den Wochenenden in der Bude – immer erreichbar.» Der 51-jährige Projektleiter aus dem Baubereich suchte nur eins: Anerkennung durch Leistung. Wenn die Anerkennung ausblieb, hiess das für ihn, dass er noch mehr leisten musste. Seine Beziehung ging in die Brüche – und er flüchtete sich weiter in die Arbeit. «Ich war nicht mehr konfliktfähig. Wenn es bei einer Abrechnung Komplikationen gab, schob ich sie sofort von mir weg», sagt Eberle. «Ich stand mehrmals auf der Dachterrasse und dachte mir, wenn ich jetzt springe, ist das alles vorbei.»
David Schweyer hat ebenfalls der Beruf zu sehr belastet: «Ich hatte zu viel Verantwortung, zu viel und zu verzettelte Arbeit», sagt Schweyer. Dazu kamen ein kompliziertes Verhältnis zu einer anderen Person im Geschäft und eine schwierige Wohnsituation. «Ich versuchte, mich irgendwie zurechtzufinden, aber verstrickte mich immer mehr in einen Teufelskreis.»
Der Absturz: Blockaden, Leugnung und Beschwerden
«Alle Gefühle von Stolz bis Trauer verschwanden. Es blieb nur eine undefinierbare, allgegenwärtige Angst», sagt Peter Lerch. Dazu gesellte sich eine Gleichgültigkeit: Warum soll ich aufstehen? Warum soll ich duschen? Was nützt es mir, wenn die Sonne scheint? Den Tiefpunkt erlebte Lerch am 17. Juni 2013. «Ich hätte einen Bericht über das Golf US Open schreiben sollen. Ich schaute mir alles an, machte eifrig Notizen. Am Morgen danach stand ich ohne Schlaf auf. Als ich vor dem Laptop sass, erlebte ich eine absolute Blockade. Ich wusste, dass ich ganz unten angekommen war.» Er traute sich nicht zu, einen Text von 3500 Zeichen über sein Fachgebiet zu schreiben. Im Juli 2013 ging Lerch in die psychiatrische Notfallaufnahme.
«Ich war auch einer, der beim Wort Burnout dachte: Das ist einfach ein fauler Typ», gibt André Eberle zu. Eines Tages wurde ihm so übel und heiss, dass er zum Arzt ging. Er solle sofort psychologische Hilfe in Anspruch nehmen, hiess es. Eberle lehnte ab. «Ich habe doch keine an der Waffel. Ich bin nur müde», dachte er sich damals. Drei Wochen wurde er krankgeschrieben. «Ich konnte das Telefon nicht mehr abnehmen, es kam sofort Panik auf. Ich ging nicht mehr raus, weil ich mich schämte.» Als er nach den drei Wochen wieder zur Arbeit fuhr, brachte es Eberle nicht mehr fertig, die letzte Abbiegung zu nehmen. «Ich zitterte, hatte Tränen in den Augen. Ich wusste: Jetzt muss ich zum Psychiater.»
Körperliche Symptome plagten auch David Schweyer plötzlich. Eines Morgens konnte er einfach nicht mehr aufstehen. Er blieb drei Tage liegen. «Ich entschied mich, die Situation mit meiner Hausärztin zu besprechen.» Er erhielt ein pflanzliches Präparat, das ihn sehr gut angesprochen habe. Dann meldete er sich bei einem Therapeuten an.
Der Aufstieg: Akzeptanz, Offenheit und Lehren
Peter Lerch erhielt später einen Platz auf der Depressionsstation der Spitäler Solothurn. «Heute kann ich sagen, dass mir dies das Leben gerettet hat», sagt er. Nach über zwei Monaten ging es etwas besser. Die Gefühle kamen zurück, verjagten die Angst und Gleichgültigkeit. Bald konnte Lerch wieder arbeiten, nicht mehr als Chefredaktor, sondern als Journalist.
Auch für André Eberle war die Klinik ein wichtiger Zufluchtsort. Zuhause, im Alltagstrott, spürte er, dass es schnell wieder bergab ging. Die Gespräche mit anderen Betroffenen und Fachpersonen haben ihm geholfen. Nachdem Eberle ein Jahr in einem Integrationsprogramm war, konnte er an seinen früheren Arbeitsort zurückkehren. Nun hat er die Zusage für eine neue Stelle. Seiner Psychologin und seinem Arbeitscoach ist er dafür sehr dankbar. An Eberles Haustür hängen heute noch zwei Collagen. Die eine zeigt, wie er sich zum schlimmsten Zeitpunkt gefühlt hat. Die andere zeigt, wohin er kommen möchte. «Sie erinnern mich jeden Tag daran: Du bist das Wichtigste.»
«Ich habe meine Grenzen kennengelernt», erklärt David Schweyer. Diese Grenzen müsse man gegenüber seinem familiären und beruflichen Umfeld kommunizieren, ist er überzeugt. «Ohne die Unterstützung meiner Frau und des Arbeitgebers hätte ich den Turn-Around nie geschafft.» Heute merke er, dass er mehr Erholung brauche. «Ich wünsche allen Betroffenen gute, professionelle Hilfe, ein verständnisvolles Umfeld und viel Mut, sich selber unter die Lupe zu nehmen. Es ist kein einfacher Weg, aber ein Weg, der sich lohnt.»
«Ich konnte mein Leben ändern. Ich habe gelernt, für mich einzustehen und nicht zu allem Ja zu sagen», folgert André Eberle. Betroffenen gibt er auf den Weg, die Krankheit schnell zu akzeptieren. Ein offener Umgang sei enorm wichtig.
Peter Lerch begann ein Jahr nach seiner totalen Blockade, ein Buch über seine einfache, aber schöne Kindheit im Emmental zu schreiben. «Ich spüre heute eine Dankbarkeit gegenüber den Angehörigen, dem Arbeitgeber und der professionellen Hilfe. Heute geht es mir besser als je zuvor.»
- Gegen Stressphasen ist nichts einzuwenden. Sie können im Gegenteil belebend wirken. Darauf müssen aber Phasen der Entspannung folgen. Fehlen diese, werden wir auf Dauer krank. Ist dies so, kann die Devise nur noch heissen: Stress, lass nach! Alles, was dazu beiträgt, ist erwünscht.
- Zum Beispiel Sport: Mens sana in corpore sano – in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Die Weisheit der alten Römer gilt noch heute. Ob Joggen, Fussball oder Schwimmen: Bewegung an der frischen Luft entspannt und gibt eine starke Konstitution. Diese wiederum hilft, Krisen besser zu bewältigen.
- Oder Entspannungstechniken wie autogenes Training, Meditation und Tai-Chi: Finden Sie, was Ihnen zusagt und Ihnen hilft, den Geist zu entspannen.
- Schützen Sie sich vor Stress am Arbeitsplatz: Sprechen Sie Konflikte an. Delegieren Sie, wenn die Arbeit zu viel wird. Weisen Sie ungerechtfertigte Kritik zurück. Fordern Sie Feedback ein. Ist Ihnen eine Aufgabe nicht klar oder ergibt sie für Sie keinen Sinn fragen Sie nach.
- Schalten Sie regelmässig Ihr Smartphone aus: wenn Sie konzentriert an etwas arbeiten, wenn Sie sich gerade entspannen wollen. Wer immer auf Empfang ist, kann sich nicht erholen.
- Fällt Ihnen schwer, jemandem eine Bitte abzuschlagen? Machen Sie bei der Arbeit alles lieber selbst? Lernen Sie, auch einmal Nein zu sagen! Seien Sie versichert: Die Welt wird sich trotzdem weiterdrehen.
- Kampf dem Perfektionismus! Wem seine Arbeit nie gut genug ist, droht auszubrennen.
- Ehrlich währt am längsten: Erkennen Sie die Symptome und gestehen Sie sich ein, dass Sie ein Problem haben. Verfolgt Sie die Arbeit in den Schlaf, der immer schwieriger zu finden ist? Sind Sie auch nach dem Wochenende erschöpft oder nach den Ferien? Dann ist es Zeit zu handeln.
- Ist es so weit, glauben Sie nicht, dass auf die Zähne beissen hilft. Lassen Sie sich helfen: Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson aus der Familie oder dem Freundeskreis, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder einen Psychiater.
- Schleppen Sie sich nur noch zur Arbeit, empfinden Sie keine Freude mehr im Leben, fühlen Sie sich von Ihren Mitmenschen distanziert? Reden Sie mit Ihrem Arzt über Antidepressiva.
- Gegen Stressphasen ist nichts einzuwenden. Sie können im Gegenteil belebend wirken. Darauf müssen aber Phasen der Entspannung folgen. Fehlen diese, werden wir auf Dauer krank. Ist dies so, kann die Devise nur noch heissen: Stress, lass nach! Alles, was dazu beiträgt, ist erwünscht.
- Zum Beispiel Sport: Mens sana in corpore sano – in einem gesunden Körper steckt ein gesunder Geist. Die Weisheit der alten Römer gilt noch heute. Ob Joggen, Fussball oder Schwimmen: Bewegung an der frischen Luft entspannt und gibt eine starke Konstitution. Diese wiederum hilft, Krisen besser zu bewältigen.
- Oder Entspannungstechniken wie autogenes Training, Meditation und Tai-Chi: Finden Sie, was Ihnen zusagt und Ihnen hilft, den Geist zu entspannen.
- Schützen Sie sich vor Stress am Arbeitsplatz: Sprechen Sie Konflikte an. Delegieren Sie, wenn die Arbeit zu viel wird. Weisen Sie ungerechtfertigte Kritik zurück. Fordern Sie Feedback ein. Ist Ihnen eine Aufgabe nicht klar oder ergibt sie für Sie keinen Sinn fragen Sie nach.
- Schalten Sie regelmässig Ihr Smartphone aus: wenn Sie konzentriert an etwas arbeiten, wenn Sie sich gerade entspannen wollen. Wer immer auf Empfang ist, kann sich nicht erholen.
- Fällt Ihnen schwer, jemandem eine Bitte abzuschlagen? Machen Sie bei der Arbeit alles lieber selbst? Lernen Sie, auch einmal Nein zu sagen! Seien Sie versichert: Die Welt wird sich trotzdem weiterdrehen.
- Kampf dem Perfektionismus! Wem seine Arbeit nie gut genug ist, droht auszubrennen.
- Ehrlich währt am längsten: Erkennen Sie die Symptome und gestehen Sie sich ein, dass Sie ein Problem haben. Verfolgt Sie die Arbeit in den Schlaf, der immer schwieriger zu finden ist? Sind Sie auch nach dem Wochenende erschöpft oder nach den Ferien? Dann ist es Zeit zu handeln.
- Ist es so weit, glauben Sie nicht, dass auf die Zähne beissen hilft. Lassen Sie sich helfen: Sprechen Sie mit einer Vertrauensperson aus der Familie oder dem Freundeskreis, wenden Sie sich an Ihre Ärztin oder einen Psychiater.
- Schleppen Sie sich nur noch zur Arbeit, empfinden Sie keine Freude mehr im Leben, fühlen Sie sich von Ihren Mitmenschen distanziert? Reden Sie mit Ihrem Arzt über Antidepressiva.