Diese Woche erntete ein neuer Werbespot von Edeka einen grossen Shitstorm. Grund dafür waren Szenen, in denen Väter als unfähig und inkompetent dargestellt wurden. In der Kommentarspalte unter dem YouTube-Clip hagelte es Kritik: «Wäre der Spot so mit einer Mutter gedreht worden, hätten die Gerichte schon Arbeit wegen Frauendiskriminierung» oder «Das wars Edeka. Werde meine Lebensmittel in Zukunft woanders kaufen».
BLICK wollte wissen, ob Väter mit ihren Kindern im Alltag wirklich schlechter umgehen als Mütter oder ob sie in ihrer Papa-Rolle einfach diskriminiert werden. Die Meinung der Community war deutlich: «Ein solcher Werbespot ist eine absolute Frechheit!», schreibt Leser Stefan Schmid. Es zeigt sich, dass die Herabwürdigung von Vätern keine Seltenheit ist. 64 Prozent der Leser fühlen sich laut BLICK-Umfrage in ihrer Vaterrolle diskriminiert.
Aber in welcher Form werden Väter im Alltag diskriminiert? Leser Max hat dazu ein eigenes Beispiel: «Ich war das erste Mal mit meinem Kind im Kinderturnen, wo sonst nur Mütter sind. Da kam die Frage der Leiterin: ‹Normalerweise kommt dann aber schon Ihre Frau, oder?›»
Wo beginnt die Diskriminierung?
«Als wir bekannt gaben, dass wir Nachwuchs erwarten, gratulierten einige nur meiner Partnerin – darunter sogar mein Vater», schreibt ein anonymer Leser. Er deutet darauf hin, dass die Diskriminierung bereits vor der Geburt des Kindes beginnt.
Handelt es sich hier um einen einmaligen Fall oder ist das bereits der Alltag von Vätern? Nein: Unterstützung und Bestätigung bekommt er von einem anderen Leser, der die gleiche Erfahrung gemacht hat: «Die Diskriminierung beginnt schon vor der Geburt auf den Ämtern und im Geburtsvorbereitungskurs, bei denen werdende Väter nicht wirklich relevant sind», schreibt Leser Marco Bünzli. Nach der Geburt frage auch keiner, wie sich der Mann in seiner Rolle als frisch gebackener Vater fühlt.
Leser Maël Leuenberger kennt diese Situation auch. Er meint: «Wenn ich mit einem Säugling unterwegs bin, werde ich immer wieder angehauen: ‹Oh, hat das Kleine nicht zu kalt/heiss? Ist das Tragetuch nicht zu eng?›. Und wenn das Kleine schreit, wird das Ganze noch extremer: ‹Wo bleibt denn die Mama?› oder ‹Sind Sie ganz alleine?!› In solchen Situationen fühle ich mich ganz klar diskriminiert, weil ich als minderwertiger Elternteil wahrgenommen werde.»
Gleichstellung im Sorgerecht
«Wo bleibt der Vatertag?», fragen sich viele Leser. «Ich bin alleinerziehender Vater, und gebe für mein Kind alles und arbeite hart, damit mein Kind sorgenfrei aufwächst. Wo bleibt dann der Vatertag?», schreibt Leser Marcel Gübeli. Nicht nur er stört sich darüber, dass in der Schweiz kein offizieller Vatertag gefeiert wird. Leser Samuel Streun doppelt dem gleich nach: «Ich fühle mich manchmal benachteiligt, wenn die Kinder in der Schule tagelang an etwas für die Mutter basteln. Väter gehen da leider meist leer aus.»
Die Leser wollen aber nicht nur einen Vatertag, sondern Gleichberechtigung – vor allem, wenn es um das Sorgerecht der Kinder geht: «Als es damals um das Sorgerecht von meinem Sohn ging, wars schon etwas heftig. Gleichstellung? Nein, daran glaube ich seitdem nicht mehr», schreibt Leser Beni Hochuli. Gleichstellung in der Erziehung? Keine Chance, meint die Mehrheit. «Gleichberechtigung heisst auf beiden Seiten gleich. Aber bei einer Scheidung muss immer der Mann zahlen und das Kind kommt meistens zur Mutter», schreibt Leser Roman Zellweger.
Gegen Grabenkämpfe
Einige Väter nehmen den Edeka-Spot und diskriminierende Aussagen sportlich. Marc Fichter schreibt: «Väter werden in der Werbung schon lange als tollpatschig dargestellt. Mama ist aus dem Haus und schon herrscht Chaos. Ich finde diesen Geschlechterkampf heutzutage traurig! Wir könnten so viel voneinander lernen und uns ergänzen, anstatt uns in Grabenkämpfen zu verlieren.»